Ein 39-jähriger Pole und ein 51-jähriger Deutscher sind am Dienstagmorgen auf der A 4 am Dreieck Dresden-West in ihren Lkw gestorben. Ein 51-Jähriger erlitt schwere Verletzungen. Der getötete Pole war mit seinem Brummi ungebremst in ein Stauende gerast. Wegen Unachtsamkeit oder einem technischen Defekt, ist noch unklar. Es ist nicht das erste Mal, dass am Brabschützer Berg zwischen der Abfahrt Altstadt und dem Dreieck West Menschen sterben. Zwölf ließen bei Unfällen in den vergangenen zwei Jahren ihr Leben. Professor Lars Hannawald von der Verkehrsunfallforschung Dresden erklärt im SZ-Gespräch, warum an dieser Stelle vor allem Laster in Unfälle verwickelt werden.
Fotos vom Unfallort
Die Bergung der Lkw
Herr Hannawald, warum kracht es am Dreieck Dresden-West so oft?
Die A4 ist eine Transitautobahn und sehr stark befahren. Es sind viele Transporter aus osteuropäischen Ländern unterwegs. Wegen der Vielzahl der Lkw ist die Wahrscheinlichkeit einfach höher, dass solche Unfälle passieren. Außerdem wechseln auf einem Autobahndreieck die Fahrzeuge häufiger die Spur, es wird öfter gebremst. Das steigert die Unfallgefahr.
Schwere Unfälle auf der A4
Ist der Brabschützer Berg ein Unfallschwerpunkt?
Ich kann nicht sagen, dass die A4 zwischen Dresden-Altstadt und dem Dreieck West besonders unsicher wäre. Am Brabschützer Berg verlieren aber voll beladene Lkw Geschwindigkeit. Das heißt, es wird häufiger überholt durch Autos und leichtere Laster.
Welche Schuld trifft die Brummifahrer? Sind sie zu unvorsichtig?
Eigentlich müssen Lkw einen Sicherheitsabstand von 50 Metern zueinander einhalten. Die Laster müssten also beim Überholen anderer Lkw 50 Meter vor dem Vordermann ausscheren und minutenlang überholen, bevor sie auf die rechte Spur zurückkehren. Das machen sie nicht. Tatsächlich rücken viele dicht zum Vordermann auf und scheren dann aus, um den Überholvorgang zu verkürzen. Kritisch ist dabei schon das dichte Auffahren, vor allem, wenn der Vordermann bremsen muss. Ich glaube, vielen Lkw-Fahrern ist gar nicht bewusst, wie gefährlich das ist.
Kann der Brabschützer Berg überhaupt sicherer gemacht werden?
Viele fordern eine zusätzliche Spur. Das ergibt aber überhaupt keinen Sinn. Das größte Problem an Autobahnkreuzen sind die häufigen Spurwechsel. Diese würde man durch einen zusätzlichen Fahrstreifen nur erhöhen. Auch die Geschwindigkeit ist bei Lkw nicht das Problem. Am Dreieck fahren sie mit 80–90 km/h. Das wahrscheinlich wirksamste Mittel wären mehr Abstandsmessungen. Die Fahrer wissen, dass sie ihren Führerschein riskieren, wenn sie kontrolliert werden.
Welche Rolle spielt die Baustelle bei dem schweren Unfall am Dienstag? Hätten die Fahrspuren besser in der Nacht markiert werden sollen?
Viele Lkw-Fahrer legen nachts ohnehin eine Pause an den Raststätten ein und sind gar nicht unterwegs. Davon abgesehen wird die Autobahn nicht automatisch sicherer, wenn Bauarbeiten in die Nacht verlegt werden. Es ist richtig, dass weniger Fahrzeuge unterwegs sind. Allerdings sind die Fahrer dann auch unaufmerksamer. Hinzu kommt, dass für Mäharbeiten Tageslicht gebraucht wird.
Die Fragen stellte Sandro Rahrisch.