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Viele Wünsche für die Kö-Passage

Der Verkauf der Königshufener Ladenstraße in Görlitz kommt nicht voran. Die Kunden haben klare Erwartungen an den neuen Besitzer.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Im kürzlich neu eröffneten Vietnam-Imbiss brutzelt Doan Van Long eine Reispfanne, im Obst- und Gemüseladen von Eberhard Kießlich und seiner Frau herrscht reger Andrang, draußen auf dem Gang ist ein Maler damit beschäftigt, die Decke vor den Läden weiß zu streichen. Alles geht seinen gewohnten Gang gestern Nachmittag in der Kö-Passage in Königshufen.

Dabei steht die Ladenpassage im Internet für knapp drei Millionen Euro zum Verkauf. „Na ja“, sagt Centermanager Thomas Heid von der Görlitzer Firma Heid + Partner, „so richtig eilig hat es der Besitzer nicht mit dem Verkauf.“ Es handelt sich um eine Grundbesitz GmbH mit Firmensitz in Deutschland. Der Eigentümer sei aber mittlerweile in der Schweiz, erklärt Heid. Er sei vorige Woche wieder in Görlitz gewesen und habe sich die Kö-Passage angesehen: „Er ist zufrieden mit der Entwicklung.“ Wenn es also bis zum Verkauf noch zwei Jahre dauert, sei das kein Problem. Es gebe aber tatsächlich immer mal wieder Anfragen von Kaufinteressenten. „Momentan bin ich wieder mit einem im Gespräch, aber noch in der Anfangsphase“, bestätigt Heid. Spruchreif sei da noch nichts.

Auch bei dem kleinen Casino, das demnächst hier eröffnen will, gibt es noch Fragezeichen. „Es hat leider noch immer keine Konzession“, sagt Heid. So stehen also weiterhin fünf Läden leer. Leider kommt nächstes Jahr ein sechster hinzu: Mit dem Getränkemarkt Nuck zieht ein langjähriger Mieter aus. Das bestätigt Inhaberin Kathleen Waurick: „Wir schließen zum 31. Januar, denn der Laden trägt sich nicht mehr.“ Dafür gebe es viele Gründe: Den Mindestlohn, stetige Preiserhöhungen, aber auch den neuen Netto-Markt nebenan: „Der ist attraktiver als der alte. Preislich können wir als Fachhandel nicht mehr mithalten“, bedauert Kathleen Waurick. Sie hat ihren Stammsitz in Bautzen. Die Filiale in der Kö-Passage ist die einzige in Görlitz. Jetzt zieht sich das Unternehmen ganz aus der Neißestadt zurück, eine Mitarbeiterin wird arbeitslos. „Wenn wir einen idealen Laden finden, kommen wir vielleicht irgendwann wieder“, sagt die Chefin. Thomas Heid ist auf der Suche nach einem Nachmieter, hat aber noch keinen gefunden. „Wieder ein Getränkemarkt wäre ideal für die 150 Quadratmeter“, sagt er.

Die anderen Ladeninhaber wollen bleiben. „Wir haben ja erst voriges Jahr alles umgebaut“, sagt Sigrid Lätsch von der Rosen-Apotheke. Sie sei mit dem Standort zufrieden. Das ist auch Obst- und Gemüsehändler Eberhard Kießlich: „Viele Leute legen Wert auf frische einheimische Produkte und kommen gezielt zu uns.“ Ulrich Otto mit seiner Elektronik-Service-Görlitz GmbH hat sich voriges Jahr durch einen Umzug innerhalb der Kö-Passage vergrößert. „Es ist wichtig, dass auch der neue Eigentümer weiter in das Gebäude investiert“, sagt er. Und er wünscht sich, dass wieder ein Drogeriemarkt einzieht: „Rossmann und Lidl haben früher viele Kunden in die Passage gelockt, das fehlt heute.“

Doch auch die Kunden selbst wünschen sich einen Drogeriemarkt. „Das wäre wirklich nicht schlecht“, sagt Ingeborg Bieler aus Königshufen. Und ein Café würde sie begrüßen, gerade für die vielen älteren Leute im Viertel: „Viele kommen ja wegen der hohen Stufen nicht mehr in die Straßenbahn, und hier draußen haben sie gar kein Café.“ Auch eine Frau Wendler, die ihren Vornamen nicht verraten will, hofft auf einen Drogeriemarkt. Einen solchen gebe es in ganz Königshufen nicht. „Der Rest kann so bleiben, wie er ist“, findet sie. Und Horst Lass, der gleich um die Ecke wohnt, findet die Kombination mit Bäcker, Fleischer und Gemüseladen gut: „Dafür komme ich regelmäßig her.“ Was ihm hingegen fehlt, ist ein Feinkost-Laden, der auch Fisch verkauft. Außerdem wünscht er sich, dass der neue Eigentümer wieder ein Reisebüro anlockt: „Ich war Stammkunde im Reisebüro Drescher, das früher hier war.“