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Viele Probleme – aber Licht ist da

Anwohner wollen ihre Pirnaer Straße nicht als Argument in der Debatte um das neue Asylheim gelten lassen. Das gefällt nicht jedem.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Dass ausgerechnet sie mal die Stadtverwaltung in Schutz nehmen würde, hätte wohl bis vor Kurzem niemand für möglich gehalten … Denn bisher war Elisabeth Weigmann eher als Kritikerin der Stadt bekannt. Elisabeth Weigmann wohnt in der Pirnaer Straße und macht seit Jahren auf massive Probleme aufmerksam. „Wir sind der Slum von Radeberg“, sagte sie beispielsweise vor einigen Monaten während einer Stadtratssitzung. Die Pirnaer Straße sei die Hunde-Gassi-Strecke für die Innenstadt, regelmäßig werden hier auch rechtsextreme Parolen an Wände geschmiert, Dreck und Lärm seien an der Tagesordnung, und einige Nachbarn – vor allem im Bereich zwischen den Hausnummern 14 und 22 – lärmen beinahe jede Nacht. „Und das sind viele Leute, die von staatlicher Hilfe leben, und als Dankeschön sozusagen den Steuerzahler, der das bezahlt, das Leben zur Hölle machen“ Immer wieder hatte sie sich ans Rathaus gewandt, war auch im Stadtrat gewesen, aber passiert sei nie etwas, kritisierte sie regelmäßig.

Kurz vor Weihnachten schlug Elisabeth Weigmann der Stadtverwaltung aber nun eine Art Friedensgipfel vor. Denn die Stadt habe einiges auf den Weg gebracht, um die Lage zu verbessern, freut sie sich. Und schlug nun wie erwähnt ein Gespräch vor, bei dem es noch einmal um mögliche Auswege aus dem Lärm- und Müll-Dilemma gehen könnte, auf das die Stadt im Prinzip aber keinen Einfluss habe – so hatte es Radebergs OB Gerhard Lemm (SPD) in den vergangenen Monaten regelmäßig erklärt. „Weil wir hier nicht Vermieter sind“, wie er klar machte. Aber gegen ein Gespräch, so Lemm im Stadtrat, sei natürlich nichts einzuwenden. Und vielleicht – so schlägt Elisabeth Weigmann vor – könne man ja sogar gemeinsam an einer Art Entwicklungskonzept für die Pirnaer Straße arbeiten. Immerhin sei sie quasi mitten im Stadtzentrum – und natürlich könnte sich auch der eine oder andere Tourist mal hierher verirren.

Neue Laternen

Und nun wurde Kritikerin Elisabeth Weigmann wie erwähnt sogar zur Verteidigerin der Stadtverwaltung. Nämlich als jetzt bei der Einwohnerversammlung zur an der Pulsnitzer Straße geplanten Asylunterkunft in der Gymnasiums-Aula Anwohner davon sprachen, dass es auf der Pirnaer Straße nachts dunkel sei und man deshalb mit Blick auf Flüchtlinge und die jüngsten Schlagzeilen aus anderen Städten ein ungutes Gefühl habe, was das Thema Sicherheit angehe. „Die Stadtverwaltung hat ja erst kurz vor Weihnachten extra neue Straßenlaternen auf der Pirnaer Straße bauen lassen – also da gibt es nun wirklich kein Problem in Sachen Dunkelheit“, machte Elisabeth Weigmann deutlich. Und verwies noch einmal deutlich darauf, „dass wir hier im Moment keine Probleme mit Ausländern haben, sondern die Probleme hier machen aktuell Deutsche, die von staatlicher Unterstützung leben, also von unseren Steuergeldern!“

Mit diesen durchaus taffen Sätzen hatte sich Elisabeth Weigmann an diesem Abend in der Aula nicht nur Freunde gemacht, aber mit ihrer Meinung hinterm Berg zu halten, ist nicht ihr Ding, unterstreicht sie. „Ich werde jetzt regelmäßig angefeindet“, macht sie deutlich. Und wundert sich; wie sie sagt: „Ich weiß wirklich nicht, woher dieser Hass auf Menschen kommt, die noch gar nicht da sind“, erläutert sie mit Blick darauf, dass die ersten Flüchtlinge erst im Juni einziehen werden, aber schon jetzt von einigen in Radeberg massiv Stimmung gegen die Unterkunft gemacht werde.