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Viel zu gut für die Tonne

Immer mehr Gastronomen und Bäcker in Dresden setzen sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Mit einer App.

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© Screenshot: SZ

Von Henry Berndt

Wenn der letzte Gast gegangen und der letzte Kunde bedient ist, dann beginnt vielerorts das große Wegwerfen. Ob Teigtaschen oder Brötchen, viele frische Lebensmittel würden die Nacht nicht überstehen.

Weltweit wird mehr als ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen, wissen die Macher der App „Too Good To Go“, was auf Deutsch so viel heißt wie „Zu gut zum Wegwerfen“. Die Idee hatten fünf Freunde aus Dänemark vor drei Jahren. Sie wollten gastronomische Betriebe und Kunden zueinanderbringen, sodass abends nicht verkaufte Waren noch für kleine Preise abgegeben werden können. Dafür erhält ihre Firma eine kleine Gebühr. Inzwischen ist das Start-up in sieben Ländern Europas vertreten – und hat sich auch in Dresden recht weit herumgesprochen.

Zum Beispiel bis zum mexikanischen Restaurant Espitas in Gruna. „Die Macher haben uns vor gut einem Jahr angesprochen und quasi offene Türen eingerannt“, sagt Marcel Goldberg. „Wir haben uns immer wieder geärgert, dass wir bei unseren Buffets am Ende so viel gutes Essen wegwerfen müssen. Spenden ging leider nicht, weil es ja schon zubereitet ist. Da kam uns dieses Konzept gerade recht.“ Konkret stellt Espitas am Samstag und Sonntag nach dem Brunch Angebote in der App ein. Die „Brunch Box“ gibt es ab 15 Uhr für 3,90 Euro. Im Vergleich zu anderen Espitas-Standorten gebe es in Dresden die beste Resonanz auf das Angebot. Im Durchschnitt würden im Monat etwa 70 Boxen verkauft.

Auch einige Bäcker haben die App und ihre Vorteile für alle Seiten entdeckt. „Die Leute von ‚Too Good to Go‘ haben ihr Projekt bei mir vorgestellt“, sagt Thomas Heller, Biokonditor in Leubnitz-Neuostra. „Es hat mir gleich gut gefallen“. Abends gibt es bei ihm jetzt Brötchentüten im Wert von fünf Euro für drei Euro. Man kann sich schon früh anmelden und dann ab 17 Uhr abholen. Seine drei Pakete gehen fast jeden Tag weg. „Natürlich hatte und habe ich auch Angst, plötzlich mehr Bestellungen als Reste zu haben. Deshalb bin ich mit den Mengen noch recht zögerlich.“

Bei „Too good to go“ registriert sind inzwischen Restaurants und Bäcker in der ganzen Stadt, darunter die Filiale der Bäckerei Grafe hinter dem Hauptbahnhof, die Restaurants Big Moon und Gourmet Palast in der Neustadt, das Café Gemüsetorte in Pieschen, das Dresdner Kochwerk in Gruna und das pakistanische Restaurant Dhaba in Striesen. Fortsetzung folgt.