Merken

Vetalife in Kamenz

In der Tierarztpraxis auf der Bautzener Straße gibt es einen Generationswechsel. Der ist ganz bemerkenswert.

Teilen
Folgen
© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Seit fast 23 Jahren gibt es in der Bautzener Straße 133 in Kamenz eine Kleintierpraxis – erkennbar am Fassaden-Ausleger, einem V mit Äskulapstab und Schlange, den Attributen der Mediziner – hier der Veterinäre. Seit 23 Jahren behandeln hier Gerlinde Löhnert und Hans-Jürgen Bartel Haustiere und damit irgendwie auch mitleidende Frauchen und Herrchen. Die beiden Tierärzte sind eine Institution geworden und dabei aber auch ein bisschen in die Jahre gekommen, wenn man das mal so sagen darf. Gerlinde Löhnert steht nun mit 65 Jahren das Renten-Dasein zu, das Hans-Jürgen Bartel schon seit zwei Jahren hätte leben können. Was er aber nicht tut. Dass es mit der Praxis und beiden nun noch weiter geht, ist einem Dritten zu danken: Martin Wackernagel.

Der junge Mann feiert gerade eben seinen 28. Geburtstag und eröffnet nun an gleicher Stelle die Tierarztpraxis „Vetalife“ – mit zwei angestellten Praktikern, die vom Alter her gut und gern seine Eltern sein könnten. Vetalife? „Das Vet steht für die Tierärzte, die das Tierleben – Life – von der Geburt bis zum unvermeidlichen Abschied betreuen“, sagt Hans-Jürgen Bartel. Der sanfte Generationswechsel ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen, weil er nicht in Schwepnitz, sondern hier erfolgt. Martin Wackernagel stammt aus der Industriegemeinde an der Bundesstraße 97, wo er von klein auf mit Tieren zu tun hatte. „Schon in einem Steckbrief in der zweiten Klasse hatte ich den Traumberuf Tierarzt angegeben“, erinnert sich der Veterinär, der das durchaus anstrengende Studium an der „Justus-Liebig-Universität“ vor fast zwei Jahren mit gutem Erfolg abgeschlossen hat. Bei seiner Tante, Tierärztin Elke Wackernagel-Thijssen in Königsbrück, hatte er beizeiten gelernt, wie man Vierbeinern helfen kann. Und damit waren nicht nur verschmuste Haustiere gemeint. „Ich fand es auch spannend, wie man Kälber auf die Welt bringt.“ Die überaus anstrengende Arbeit hat ihn nicht abgeschreckt, ganz im Gegenteil. Vor knapp vier Jahren hatte Martin in einem Gespräch noch gesagt, dass er irgendwann die Praxis seiner Tante würde übernehmen wollen. Nun ist es mit der Verantwortung doch viel schneller gegangen. Und die beiden gestandenen Veterinäre in Kamenz haben den neuen Chef längst akzeptiert, weil ihnen sein professionelles wie tierliebes Herangehen an den Job imponiert.

Hilfe dank Spenden

Darauf wird es auch ab 1. Februar ankommen, wenn der Generationswechsel in der Praxisleitung offiziell vollzogen wird. Die Philosophie von Vetalife tragen beide jedenfalls gern mit. „Wir legen großen Wert auf die Prophylaxe, um Tiere vor einer möglichen Erkrankung zu schützen“, sagt Martin Wackernagel. Dass dabei immer auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse mit einfließen, versteht sich von selbst. „Wir bilden uns weiter, um stets auf dem aktuellsten Stand der Tiermedizin zu bleiben.“ Auch die Ausstattung der Praxis soll dieses Credo widerspiegeln: Digitales Röntgen, ein eigenes Labor und Ultraschall werden eine bestmögliche Diagnostik sichern. Wie es jetzt auch Mimi zugute gekommen ist. Das Maikätzchen von 2016 war erst im Altenheim Neschwitz zugelaufen und dann offenbar irgendwo gegen ein Auto gerannt. Seit fast drei Wochen wird die herrenlose Katze in der praxiseigenen Tierpension aufgepäppelt. Das ist bei einem Beckenbruch, der konservativ behandelt wird, eine langwierige Angelegenheit, die über das Spenden-Sparschwein finanziert wird. „Es geht ihr mittlerweile schon besser“, meint Gerlinde Löhnert. „Vielleicht kommt sie ja später einmal in liebevolle Hände.“ Es wäre ihr zu wünschen.

Die aktuelle Seuchenlage im Blick

Nach wie vor sind Veterinäre vor allem in der Landwirtschaft gefragt. Bei den sogenannten Großtieren. Etwa 2 500 Rinder, 300 Schweine und 100 Pferde mit wieder wachsendem Anteil werden von Vetalife in mehreren Ställen betreut. Dazu kommen noch Tausende Gänse, Schafe, Hasen oder Kaninchen. „Der Bedarf nach tierärztlicher Betreuung schwankt jahreszeitlich“, sagt Martin Wackernagel. „Im Frühjahr sind es vor allem die Geburten, die uns beschäftigen.“ Und dass man dabei stets auch die aktuelle Seuchenlage im Blick haben muss, versteht sich von selbst ...

Vetalife befindet sich in der Bautzener Straße 133 in 01917 Kamenz. Die Öffnungszeiten der Kleintierpraxis mit Tierpension: Mo.-Fr. 9-11 und 16-19 Uhr, Sa. 9-11 Uhr.