Merken

Verwirrung wegen Netto-Zufahrt

Die Kamenzer Straße ist gesperrt und der Discounter offiziell nicht mit dem Auto zu erreichen. Warum es trotzdem geht.

Teilen
Folgen
NEU!
© Steffen Unger

Von Gabriele Nass und Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Kann die Zufahrt zu einem Einkaufsmarkt wegen Straßenbaus zwei Wochen lang unmöglich gemacht werden? Für viele liegt das außerhalb der Vorstellungskraft und deswegen wundert sich halb Schiebock gerade sehr, warum das hier möglich sein soll.   Aber tatsächlich ist der Netto Nord an der Kamenzer Straße seit Montag nicht mit dem Auto zu erreichen. Offiziell. Inoffiziell rollt es inzwischen wieder auf den Parkplatz.

Vor dem Discounter wird bei Vollsperrung gebaut. Eine offizielle Zufahrt wie dem benachbarten Krankenhaus ist dem Discounter von den Planern der Baustelle vorher nicht eingeräumt worden. Vergessen? Kunden reagierten schon am Montag irritiert, aber nur die Mutigsten ignorierten die Sperrscheiben. Inzwischen ist das anders. Die Marktleitung nahm es nicht hin, dass der Discounter wegen des Straßenbaus abgehängt werden soll und Kunden mit Beutel angelaufen kommen sollen oder gerollt auf dem Fahrrad.

Drei Viertel aller Kunden kommen mit dem Auto, schätzt die stellvertretende Marktleiterin Manuela Seiler. Um Schaden vom Geschäft abzuwenden, handelte der Marktleiter in Eigeninitiative und befestigte an der Zufahrt von der Carl-Maria-von-Weber-Straße unter der Sperrscheibe ein Sackgassenschild mit dem Zusatz „Netto frei“. Das tat er, offenbar noch unbemerkt von vielen, am Montagnachmittag. Denn gestern war der Parkplatz vor Netto nämlich trotzdem ungewohnt leer. „Der Dienstagvormittag ist sonst eigentlich umsatzstark“, sagt Manuela Seiler.

Asphalt abgefräst

Warum die Zufahrt zum Netto während der Bauzeit nicht offiziell geplant wurde wie die für das Krankenhaus, bleibt unklar. Bauherr ist die Stadt Bischofswerda. Ordnungsamtsleiter Tobias Semmer, in dessen Ressort Fragen des Straßenverkehrs fallen, erfuhr offenbar erst am Dienstag auf Anfrage der SZ davon, dass der Marktleiter sich gekümmert und die Zufahrt via Schild selbst geregelt hat. Aber immerhin: „Das Schild darf hängen bleiben“, erklärte Semmer nach einer kurzen Recherche. Damit gibt es also während der Bauzeit eine Zufahrt nicht nur zum Krankenhaus, wie es auf mehreren Schildern in der Stadt zu lesen ist, sondern auch zum Netto-Markt und den dort eingemieteten Filialen von Bäcker und Fleischer. Aber Achtung: Die nachträglich eingerichtete Zufahrt zum Netto ist bis Freitagnachmittag nur von „oben“ aus Richtung Carl-Maria-von-Weber-Straße möglich. Und „auf eigenes Risiko“, so der Ordnungsamtschef.

Der Altasphalt auf der Kamenzer Straße wurde mehrere Zentimeter abgefräst. Mit Vorsicht kann man problemlos fahren und erreicht auch die Einfahrt zum Markt-Parkplatz. Kraftfahrer sollten jedoch auf Hydranten und natürlich die nicht zu übersehenden Baufahrzeuge achten. Im Zweifel gilt: Vorfahrt für die Bautechnik.

Freitag ab 15 Uhr und am Sonnabend geht dann aber wirklich gar nichts mehr – für den Discounter zumindest. Dann wird zwischen Muntschickstraße und dem Krankenhaus die neue Schwarzdecke eingebaut. Die Klinik selbst bleibt über die Einfahrt zur Notfallambulanz erreichbar. In der kommenden Woche zieht die Baustelle weiter. An einer neuen Schwarzdecke wird dann zwischen Krankenhaus und Weberstraße gebaut. Das Krankenhaus ist erreichbar aus Richtung Innenstadt, der Netto ebenso von dort, aber weiter inoffiziell.

In der Abstimmung vor Baubeginn ist offenbar einiges schief gelaufen. Anlieger, darunter auch Geschäftsleute wie Blumenladen, Hauskrankenpflege und Netto Nord wurden nach SZ-Informationen erst Mitte vergangener Woche in einem Brief der Baufirma über den Bauablauf informiert. Wer konnte, reagierte. Dass gebaut wird, ist jedoch schon seit mindestens 22. September bekannt, als die Stadt dazu eine Presseinformation herausgab.

Änderungen auch im Busverkehr

Gesperrt ist die Kamenzer Straße auch für Linienbusse von und nach Rammenau, Kamenz und ins Rödertal. Die Haltestellen Kamenzer Straße, August-König-Straße und Krankenhaus können deswegen nicht bedient werden, teilt der Regionalverkehr Dresden (RVD) mit, der die Linie 305 betreibt. Der Überlandverkehr rollt über die Ortsumfahrung. Betroffen ist aber auch der Stadtbusverkehr. Das Unternehmen Beck verweist am Krankenhaus auf die Ersatzhaltestelle bei Rewe.