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Verwirrspiel am Bahnhof

Die Mitteldeutsche Regiobahn lässt jeden zweiten Zug zwischen Döbeln und Leipzig ausfallen. Es fehlt Personal.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Es ist der fünfte Tag in dieser Woche, an dem Lias Thomas und Verena Reichelt zu spät im Beruflichen Schulzentrum in Grimma ankommen. Und da sind sie nicht die einzigen Döbelner. Der Zug am Morgen 6.50 Uhr ist immer gut ausgelastet. Vorausgesetzt, er fährt. Was die beiden Schüler auf dieser Strecke erleben, sei „großer Mist“. Am Freitag standen sie pünktlich auf dem Döbelner Bahnhof. Doch auf den Zug warteten sie vergeblich.

Die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) hatte erst am Donnerstagabend entschieden, dass der Fahrplan zwischen Döbeln und Leipzig eingeschränkt wird, nur etwa jeder zweite Zug fährt. Begründet wird diese Einschränkung, die voraussichtlich bis zum 8. April gelten soll, mit dem erhöhten Krankenstand der Mitarbeiter und der Sperrung der Zufahrt zum Betriebshof in Delitzsch. „Wegen des Wintereinbruchs am Wochenende gab es, wie vielfach berichtet wurde, Probleme mit dem Netz der DB Netz AG. Weil die Weichen zurzeit nicht gestellt werden können, kommen wir an unsere beiden Loks, die im Betriebshof zur Reparatur waren, nicht heran“, so der Pressesprecher der Mitteldeutschen Regiobahn. In Absprache mit dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) und dem Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) sei am Donnerstag bei einer Krisensitzung die Entscheidung für den eingeschränkten Fahrplan getroffen worden. In manchen Fällen fährt der Bus-Ersatzverkehr. Da aber die Informationen zum Ausfall der Züge und auch zum Ersatzverkehr die Fahrgäste nicht erreichten, herrschte großer Unmut am Freitagmorgen auf dem Bahnhof. „Zuerst erfuhren wir, dass der Zug nicht fährt und auch kein Schienenersatzverkehr geplant ist. Doch dann kam der Bus doch noch“, sagte Lias Thomas. Er fährt seit eineinhalb Jahren mit dem Zug nach Grimma und hat schon einiges erlebt.

Am Freitag erreichten die Schüler erst am Ende der ersten Stunde das Berufsschulzentrum. „Der Busfahrer konnte uns keine Bescheinigung über die Verspätung ausstellen. Wenn wir diese nicht vorlegen können, gibt es Ärger in der Schule. Außerdem haben wir wieder Unterrichtsstoff verpasst, den wir nachholen müssen“, sagte Verena Reichelt. In dieser Woche sei der Zug an keinem Tag pünktlich gewesen, mal sei eine Lok kaputt gegangen, mal sei der Zug zu spät gekommen. „Klar, dass das die Lehrer und auch uns nicht freut“, so Lias Thomas. Etwas komfortabler hat es Jeniffer Lantzsch aus Döbeln. Sie wird von ihrem Opa an den Zug gefahren und wenn dieser nicht kommt, holt Peter Lantzsch seine Enkeltochter (16) auch wieder ab und bringt sie zum nächsten Zug. „Was ich hier schon erlebt habe. Ich könnte ein Buch schreiben“, sagt der Rentner. Schließlich würden die Schüler nicht umsonst fahren. Die Fahrten kosten Geld und da könne man Pünktlichkeit verlangen, so Peter Lantzsch. Doch die ständigen Ausfälle und Verspätungen dürften nicht passieren. „Schließlich gibt es auch Leute, wie meine Tochter, die den Zug für die Fahrt zur Arbeit nutzen. Es kann nicht sein, dass sie rätselt, ob sie nun zur Arbeit kommt oder nicht“, so Lantzsch. Grundsätzlich befürworte er das Parken und Reisen, aber es müsse eben klappen, so der Rentner.

Die Leiterin der DB-Agentur Hannelore John ist froh, dass überhaupt Züge fahren und nicht wie bei der Deutschen Bahn alles abgesagt wird. „Die Fahrgäste müssen sich mit der Situation arrangieren. Ein Problem ist es nur, wenn vorher nicht bekannt ist, dass Züge ausfallen oder Schienenersatz fährt“, so John. Sie findet es in manchen Fällen sogar nicht besonders sinnvoll, wenn der Schienenersatzverkehr eingesetzt wird. „Der braucht bis Leipzig zwei Stunden. Fährt der Gast einen Zug später, ist er zur gleichen Zeit da“, so die Agenturleiterin.

Einige Fahrgäste hätten sich mehr Informationen gewünscht. Die gab es zwar auf dem sogenannten Laufband, aber das ist nicht für jeden sofort sichtbar und auch nicht dafür geeignet, eine Gesamtübersicht über die ausfallenden Züge zu geben.

„Die Situation ist für unsere Fahrgäste leider nicht angenehm. Wir verstehen ihren Unmut“, so der Pressesprecher. Die Situation sei nicht zufriedenstellend. Den unvorhersehbaren erhöhten Krankenstand hätte die MRB nur zum Teil kompensieren können.

Weitere Informationen unter www.mitteldeutsche-regiobahn.de