Merken

Verwaistes Skigebiet

Unweit von Gröditz gibt es einen Abfahrtshang. Doch dort ist wenig los – nicht nur wegen des fehlenden Schnees.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Gröden. Wer gern die Ski anschnallt und den Abhang hinabdüst, muss dafür nicht weit fahren: Bei Gröden, nur reichlich zehn Kilometer von Gröditz entfernt, liegt das Skigebiet am Eichberg – mit 250 Metern langer Piste, Skilift und Skihütte.

Doch das erhoffte Wintersport-Paradies entpuppt sich als Enttäuschung. Zwar liegt derzeit Schnee, allerdings ist der Skilift außer Betrieb und die Skihütte vernagelt. Ein Opa ist mit seinem Enkel da, der keuchend seinen Schlitten den steilen Hang hinaufschleppt, um wenig später mit Karacho hinabzubrettern. „Früher war hier richtig viel los“, sagt der Senior. Doch es habe vor einigen Jahren Krach zwischen Grödener Skiverein und der Gemeinde gegeben. Seitdem sei es ruhig geworden an der Piste.

Der Chef des Grödener Skivereins bestätigt das. Die Vereinsmitglieder hätten sich lange ehrenamtlich um die Pflege des Gebiets gekümmert, sommers wie winters, sagt Georg Ulbricht. Als es dann vor vier Jahren harsche Kritik aus der Gemeinde gab, weil der Skilift an einem verschneiten Wintertag nicht betrieben worden war, warf der Verein hin. „Wir wollten uns nicht vor den Karren spannen lassen“, so Ulbricht.

Der Verein gab das Gebiet zurück an die Gemeinde. Und die hat seither ihre lieben Probleme damit. Bürgermeister Claus Voigt sagt, dass die unsteten Winter die Vermarktung des Gebiets erschweren. 2014 etwa wollte die Kommune mit dem Landes-Skiverband Brandenburg ein Skisportfest veranstalten. Trotz Ausweichterminen wurde daraus nichts, weil kein Schnee lag.

Reste der Skisprungschanze noch zu sehen

Als die Skipiste entstand, gab es solche Probleme nicht, erinnert sich Georg Ulbricht vom Grödener Ski-Verein. Er war als Jugendlicher mit dabei, als der Hang Ende der 60er Jahre von Bäumen befreit und die Piste hergerichtet wurde. Eine Skisportsektion im Ort gab es dagegen schon seit den frühen 50ern, weil ein zugezogener Erzgebirgler seiner Leidenschaft frönen wollte. Die Reste einer Skisprungschanze sind vor Ort auch noch zu sehen.

Im Laufe der Zeit sind aber nicht nur die Winter milder und schneeärmer geworden. Nach der Wende veränderte sich vieles: Es brauchte zum Beispiel keinen Skiverein mehr, um Fahrten in andere Wintersportgebiete zu organisieren. Heute zählt der Verein gerade noch 19 Mitglieder, Tendenz weiter fallend. Es sind die letzten Vertreter einer großen Tradition – denn nicht nur in Gröden, auch in anderen südbrandenburgischen Nachbarorten wie Kmehlen gab es Skigebiete und -vereine.

Auch wenn der Lift derzeit die TÜV-Anforderungen nicht erfüllt und es an Personal fehlt: Der Grödener Bürgermeister will die Tradition nicht aufgeben. Seine Gemeinde suche nach Wegen, das Skigebiet zuerhalten – es ist ein Teil des touristisch wichtigen Heideberg-Wanderweges, zu dem auch der nahe gelegene 30 Meter hohe Aussichtsturm gehört. Es gebe viele Hürden, sagt Voigt. Was die Ideen sind, was die Schwierigkeiten sind, will er nicht genau sagen. Insider sprechen von Plänen für eine Sommerrodelbahn und dem Verlegen von Wasser- und Stromleitungen, die bis dato an der Piste fehlen. Am Ende dürfte es also um schwierige Genehmigungsfragen gehen, denn das Skigebiet liegt mitten im Wald. Inzwischen hat sich noch ein Rodel-Team eingefunden – ein junger Vater mit Sohn Luca. Mit dem Schlitten haben Eichberg-Besucher ihren Spaß. Und vielleicht kommen bald wieder mehr Skisportler.