Merken

Vertreter trickst Rentner aus

Ein 55-Jähriger hat Unterschriften erschlichen, um Provision für Handyverträge zu kassieren. Warum er das nun bereut.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Britta Veltzke

Rund 150 Euro für eine Unterschrift – Herbert Labusch* ist dieser Verlockung erlegen. Als freier Mitarbeiter eines Mobilfunkanbieters, der unter anderem Handys und Verträge verkauft, hat er Vodafone-Kunden Mobilfunkverträge unterschreiben lassen, die an einem neuen Kontrakt eigentlich gar kein Interesse hatten. Denn seine Opfer hatten in der Regel bereits einen solchen Vertrag. Sie unterschrieben in der Annahme, es gebe eine Änderung der Konditionen.

Viele der Betroffenen sind ältere Herrschaften. Labusch tat das, bis ihn sein schlechtes Gewissen einholte – wie er gestern vor dem Riesaer Amtsgericht versicherte. In insgesamt zehn Fällen von Betrug musste er sich dort verantworten. In einigen soll er gar Unterschriften von Kunden gefälscht haben.

Im November 2012 startete Labusch mit dem ersten Betrugsfall. Für jeden unterschriebenen Vertrag kassierte der heute 55-Jährige rund 150 Euro von einer Mobilfunk-Filiale. Doch schon nach wenigen Monaten flog der Schwindel auf. Den Inhaber Jörg Feller erreichten immer mehr Beschwerden über die ungewollten Handyverträge. Die konnte er bei dem Mobilfunkunternehmen zwar stornieren, auf den ausgezahlten Provisionen von insgesamt rund 1.500 Euro blieb Feller jedoch sitzen. Denn Vodafone forderte die Gewinnbeteiligung von dem Unternehmer zurück. Dabei habe er anfangs gut mit dem Angeklagten zusammengearbeitet, so Jörg Feller, der gestern als Zeuge vor dem Amtsgericht erschienen war.

Richtern Ingeborg Schäfer machte die Geschichte Labuschs stutzig. „Sie wussten doch, dass sie damit auffliegen werden. 150 Euro sind ja jetzt auch kein sehr großer Betrag. In solchen Fällen frage ich mich nach der Motivation, die dahinter steht. Sie sind doch die längste Zeit ihres Lebens auch ohne Betrug ausgekommen“, wundert sie sich. Auch dem Angeklagten schien das Risiko bewusst gewesen zu sein. Für das Zubrot nahm er das jedoch in Kauf. Das monatliche Plus zu den 1.000 bis 2.000 Euro, die er durch Provisionen aus ehrlich abgeschlossenen Verträgen verdiente, konnten er und seine Frau gut gebrauchen. Während des Betrugszeitraums belasteten die beiden Schulden auf das gemeinsame Haus. 600 Euro gingen monatlich allein für die Zinsen drauf, berichtet Herbert Labusch. „Wir haben dann damit abgeschlossen. Das Haus konnten wir einfach nicht mehr halten“, sagt der beleibte Mann im blau-karierten Hemd.

Die Immobilie steht nun zum Verkauf. Untergekommen sind die Eheleute nun bei ihrem Sohn. Insgesamt habe er um die 200.000 Euro Schulden, berichtet der Angeklagte. Derzeit arbeite er in einer befristeten Anstellung als Lagerarbeiter. 950 Euro netto springen dabei heraus.

Durch die Hintergrundgeschichte werden die Taten auch für die Richterin nachvollziehbarer, „was sie jedoch nicht entschuldigen“, stellt Ingeborg Schäfer klar. „Sowohl die betroffenen Kunden als auch der Inhaber sind durch die Fälle in Schwierigkeiten geraten“, so die Richterin weiter.

Das sei auch ihm deutlich geworden, erwidert der Angeklagte. „Deswegen habe ich auch damit aufgehört.“

Die Betrugsfälle gesteht Großmann ohne Umschweife ein. Unterschriften habe er jedoch nicht nachgemacht. Der Anklagepunkt der Urkundenfälschung wird daraufhin nicht weiterverfolgt. Aufwendige Schriftvergleiche bleiben dem Gericht damit erspart.

Ingeborg Schäfer schließt sich am Ende der Forderung des Staatsanwalts an. Die sechs Monate Freiheitsstrafe werden zur Bewährung ausgesetzt. In Raten muss Herbert Labusch die Provisionen nun an den Großenhainer Geschäftsinhaber Jörg Feller zurück zahlen. Das Geständnis wirkt sich positiv auf das Urteil aus, die Tatsache, dass Labusch sich vor allem bei Senioren bereichern wollte, hingegen negativ.

* Die Namen des Angeklagten und des Zeugen wurden von der Redaktion geändert.