Merken

Verstecktes Leben auf Oybins Brachfläche

Seit 25 Jahren verfällt das ehemalige Pionierlager. Ein nun erstellter Bebauungsplan bringt Überraschendes zutage.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Oybin. Vier Jahrzehnte haben einst Kinder und Jugendliche am Fuße des Töpfers in Oybin fröhliche Stunden verlebt – zuerst von Anfang der 1950er Jahre bis in die 1970er Jahre im Ferienlager, später im zentralen Pionierlager „Rudi Arndt“ an der gleichnamigen Straße in dem Gebirgsort. Seit 1990 ertönt kein Kinderlachen mehr auf dem circa 28 000 Quadratmeter großen Gelände. Die Häuser verfallen, Sträucher und Bäume wachsen ungehindert, wie es ihnen beliebt. Die Natur hat sich die Fläche des ehemaligen Pionierlagers zurückerobert – und doch wieder Leben auf das Areal gebracht. Denn mittlerweile finden sich hier 22 heimische Vogelarten und zehn verschiedene Fledermausarten. Das hat ein Umweltbericht samt Artengutachten ans Licht gebracht, der im Zuge der Erstellung des Bebauungsplanes gefordert ist.

Die Oybiner Vogelwelt ist in den vergangenen 25 Jahren jedenfalls nicht untätig gewesen. Sperber, Buntspecht, Ringeltaube, Sommergoldhähnchen und Waldbaumläufer sind hier ebenso zu finden wie Bartfledermaus, Fransenfledermaus, Langohrfledermaus und der Große Abendsegler. Im Umweltbericht wird auch darauf verwiesen, dass  sich auf dem Gelände des ehemaligen Pionierlagers keine gefährdeten Arten niedergelassen haben – wie beispielsweise Turmfalken oder Waldkauze, für die alljährlich am Berg Oybin Horstschutzzonen erlassen werden. Auch die Fledermausarten nutzen die Brachfläche nur zur Nahrungssuche und nicht als Quartier. Für künftige Nutzungspläne für das Gelände ist das von Vorteil: Ein Abbruch der derzeit stehenden Altgebäude ist aus naturschutzfachlicher Sicht unbedenklich, heißt es im Umweltbericht zum Bebauungsplan. Damit steht den Plänen der Gemeinde Oybin – zumindest aus dieser Richtung – nichts im Weg. Die Gemeinde möchte die Fläche vom derzeitigen Eigentümer, dem Bundeseisenbahnvermögensamt, kaufen und die Altgebäude mit Fördermitteln abreißen. Daneben verhandelt die Gemeinde bereits mit einem interessierten Bauträger, der ein Mehrgenerationenhaus sowie ein Gesundheitszentrum auf dem Areal errichten will. Die Gemeinde soll für das Gesundheitszentrum mögliche Betreiber oder Käufer finden.

Der nun ausliegende Entwurf des Bebauungsplans zeigt, was auf dem Grundstück künftig erlaubt ist und was nicht. Der Plan gibt der Gemeinde somit eine Mitsprachemöglichkeit bei der künftigen Entwicklung des Geländes. Und diese Entwicklung ist klar definiert: Das Gebiet ist für eine touristische Nutzung vorgesehen, heißt es im Planentwurf. Im Oybiner Haus des Gastes haben bislang jedenfalls nur wenige Bürger Stellung zum Planentwurf genommen. Hinweise gibt es daneben auch vom jetzigen Grundstückseigentümer. Aber noch bleibt ja eine Woche Zeit dafür.

Der Entwurf des Bebauungsplanes für die Fläche des ehemaligen Pionierlagers liegt noch bis zum 7. April im Oybiner Haus des Gastes, Hauptstraße, öffentlich aus.

Bürger haben dort auch die Möglichkeit, Stellung zum Planentwurf zu nehmen und Hinweise zu geben.