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Beim Schwimmen Verständnis lernen

Das Schwimmen für Demokratie und Toleranz in Kamenz und Bischheim war ein Erfolg. Vor allem für den OSSV.

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© René Plaul

Frank Oehl

Kamenz. Kann Innenminister Markus Ulbig schwimmen? Davon ist auszugehen. Der Schirmherr des jährlich stattfindenden Schwimmens für Demokratie und Toleranz im Freistaat fährt auf alle Fälle gern Rennrad, also ist er schon mal sportlich. Ganz sicher ist, dass sein Staatssekretär schwimmen kann. Dr. Michael Wilhelm hat das in seiner Jugend geübt, was man seinem Stil noch heute ansieht. „Das verlernt man nicht“, sagte der groß gewachsene Staatsdiener. Allein in der Schwimmhalle legte er 4 100 Meter hin. Das Schwimmen am Sonntag in Kamenz mit seinem aktuellen politischen Backround ist auch ein bisschen sein Kind, spürt man. Und dafür legt er sich selbst kraulend ins Zeug.

Nicht kraulend, sondern ganz ordentlich im Bruststil schwimmend war OB Roland Dantz im Wasser. 1 000 Meter bei nur 18 Grad im Freibad Bischheim und dann noch einmal 4 000 in der Schwimmhalle. Macht fünf Kilometer. Respekt! „Schwimmen und Reiten – das macht mir Spaß“, sagte das Stadtoberhaupt anschließend mit roten Augen. „Ich muss mir bloß schnellstens eine Schwimmbrille zulegen.“

Rekord aufgestellt

Ohne schützende Unterwassersehhilfe wäre Masters Theo Schnappauf gewiss baden gegangen. Der 72-jährige Nestor des Schwimmsports in Kamenz hat wieder einmal allen die barfußenen Hacken gezeigt. Von 9.30 bis kurz vor 16 Uhr war er so gut wie ununterbrochen im Wasser, um einen Rekord aufzustellen. 18 350 Meter. So weit ist kein anderer rausgeschwommen. Die bisherige Toleranzschwimm-Bestleistung war damit um fast einen Kilometer übertroffen. Etwas schwach auf den Beinen, aber noch gut bei Laune nahm der OSSV-Masters am Sonntagnachmittag die vielen Glückwünsche entgegen. Event-Sprecher Klaus Körner am Mikro: „Der Theo ist halt ein Verrückter – aber im besten Sinne.“

Die Ergebnisse

Insgesamt im Wasser zurückgelegt wurden bei 29 Grad Wassertemperatur in der Schwimmhalle 439,3 Kilometer. Bei 18 Grad in Bischheim waren es 108,7 km. Gesamt: 548 km.

In Bischheim schwammen am weitesten raus: Kerstin Pötschke und Lukas Seifert (beide OSSV/Wasserwacht Elstra) mit 13 bzw. 10 km.

In Kamenz waren neben Theo Schnappauf (18,35 km) die Besten: Paul Krüger (15,25), Anna_Lena Hölldober (15), Karolin Zieris (13,85), Marc Thieme (13,6), Johanna Schütze (12,8), Jack Kittelmann (12,25) und Dominik Schulz (11,15 km).

Unter den insgesamt 169 Schwimmerinnen und Schwimmer war Günter Bloss aus Oßling mit 81 Jahren der älteste. Als Jüngster wurde Finn Schoop (4 Jahre) aus Kamenz geehrt.

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Der Sinn des Toleranzschwimmens liegt auf der Hand, ist aber auch nicht im Selbstlauf zu realisieren. Dem Ostsächsischen Schwimmverein Kamenz kommt so etwas wie die Vorreiter-Wenderolle in dieser volkssportlichen Bewegung zu. Diesmal waren ganz viele der etwa 400 Mitglieder in die Organisation eingebunden, um dennoch zwischendurch auch ein paar Bahnen zu ziehen. Dabei ging es nicht zu allererst ums Auspowern, sondern um Verständnis für ein wichtiges Anliegen: Auch, wenn die Luft mal etwas knapp wird, sollte der andere vor oder hinter einem nicht aus dem Auge verloren gehen. Das Tempo auf den Bahnen war so unterschiedlich wie die Leistungsfähigkeit im Wasser. Auch das war für manchen Schnelleren eine willkommene Toleranz-Prüfung. Bestanden!

Nicht alle wichtigen Vereine vor Ort

Am Ende wurden auch die sportlichen Leistungen ausreichend gewürdigt, obwohl sie nicht im Mittelpunkt stehen. Überall – sowohl in Kamenz als auch parallel in Bischheim – wurden vor allem OSSV-Schwimmer geehrt. Leider hielt sich die Resonanz der mit viel Aufwand organisierten Veranstaltung seitens anderer Vereine doch ziemlich in Grenzen. Wo war zum Beispiel der Schwimmverein Hoyerswerda, dem der OSSV beim 24-Stunden-Schwimmen das Lausitzbad aufwühlt wie kaum ein anderer? Für Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk, der wegen einer Rückenverletzung auf die Badehose verzichten muste, ist klar, dass hier im Vorfeld neue Wege gegangen werden müssen. „Wahrscheinlich braucht es die zielgerichtetere Ansprache der sächsischen Vereine.“

Immerhin waren auch andere da: zum Beispiel die Döbelner vom Vorjahresausrichter oder die Limbach-Oberfronaer, die die nächsten sind. Der dortige STV lädt im September 2016 eine Woche nach dem Tag der Sachsen ins Erzgebirge ein. Mit dabei wird gewiss Staatssekretär Michael Wilhelm sein. „Das Anliegen ist es Wert. Wir brauchen viele, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen.“ Auch im Wasser.