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Verschüttet im alten Sägewerk

Die Feuerwehren von Weinböhla und Coswig üben gemeinsam. Dabei läuft nicht alles rund.

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© Arvid Müller

Von Peggy Zill

Coswig/Weinböhla. Die Jugendlichen treffen sich regelmäßig zum Feiern auf dem Gelände des alten Sägewerks unterhalb der Spitzgrundmühle. Dieses Mal ist die Party aus dem Ruder gelaufen. Der Gasgrill ist umgekippt. Zwei Gebäude brennen, einige Gäste sind eingeschlossen von den Flammen, ein Junge wird vermisst. Kein leichter Einsatz für die Weinböhlaer Feuerwehr. Mit drei Großfahrzeugen und dem Kommandowagen rücken sie an. Vor Ort stellt sich zum Glück schnell raus, dass es sich nur um eine Übung handelt. Den Einsatz nehmen die Feuerwehrleute trotzdem ernst – allerdings mit einem geringeren Tempo als im Ernstfall.

Die Feuerschale ist schnell gelöscht. Nun muss die vermisste Person in dem Haus gesucht werden.
Die Feuerschale ist schnell gelöscht. Nun muss die vermisste Person in dem Haus gesucht werden. © Arvid Müller

Um 18.20 Uhr wurde die Leitstelle informiert, sechs Minuten später kam der Alarm über die Pieper bei den Feuerwehrleuten an. Die wissen nicht, dass sie zur Jahresabschlussübung gerufen werden. Und sie wissen auch nicht, dass sie schon jetzt beobachtet werden. Polizisten stehen in der Nähe des Gerätehauses und sollen überwachen, in welchem Tempo die Einsatzkräfte dort ankommen. An vorgeschriebene Limits hat sich vermutlich nicht jeder gehalten. Denn keine zehn Minuten nach dem Alarm rückt das erste Fahrzeug aus. Das melden die uniformierten Spione vor Ort. Vier Minuten später treffen die Fahrzeuge mit Blaulicht und Martinshorn im Spitzgrund ein.

Wehrleiter Eckhard Häßler und sein Stellvertreter Michael Becker verfolgen jeden Schritt der Kameraden und machen sich Notizen. Einmal im Jahr gibt es eine solch große Übung. Ein Objekt wie das alte Sägewerk, das seit 1993 geschlossen ist, sei dafür ideal, so Häßler. „Es ist verwinkelt und man kann nicht mehr viel kaputt machen“, so Wehrleiter Häßler. Das Haus hat schon mehrmals gebrannt und fällt teilweise in sich zusammen.

Ein Mädchen erzählt dem Gruppenführer bei seiner Ankunft aufgeregt, was passiert ist. Er muss die Lage nun einschätzen, Prioritäten setzen, eventuell weitere Feuerwehren hinzurufen. Die ersten Atemschutzgeräteträger bereiten sich vor, Schläuche werden ausgerollt. Ein Trupp läuft die Straße hinauf zum Hydranten an der Kreuzung. Das erste Löschwasser kommt unterdessen aus dem Tanklöschfahrzeug. Allerdings sind anfangs zu viele Knicke im Schlauch, es kommt kein Wasser an. Auch auf die Idee, die Einsatzstelle auszuleuchten, ist bisher noch keiner gekommen. Um 18.49 Uhr beginnen die Löscharbeiten.

Danach wagen sich zwei Atemträger in das erste Gebäude, um die vermisste Person zu suchen. Die liegt verschüttet unter schweren Betonplatten. Zu zweit ist das nicht zu schaffen. Verstärkung wird angefordert. Nun sind auch die Coswiger Feuerwehrleute eingetroffen. Sie wussten vorher, dass es sich nur um eine Übung handelt. Nach einigen Minuten wird die Puppe auf der Trage nach draußen gebracht. Unterdessen sorgt der Hubsteiger für genügend Licht beim Einsatz. Am Straßenrand haben sich zahlreiche Schaulustige versammelt, die überlegen, ob es Ernst oder Übung ist.

„Wäre der Fall real, würde das alles hektischer ablaufen“, sagt Wehrleiter Eckhard Häßler. „Das könnte alles etwas schneller gehen, aber in vielen Köpfen ist jetzt angekommen, dass es eine Übung ist“, ergänzt sein Stellvertreter Michael Becker. Dabei sollte das nicht so sein. Und manchmal seien die Szenarien auch so echt, dass man bis zum Schluss nicht merke, dass es eine Übung ist. „Wenn wir zum Beispiel Verkehrsunfälle nachstellen“, so Becker.

Nun werden auch endlich die Partygäste gerettet, die im hinteren Gebäude festsitzen und um Hilfe rufen. Im unteren Teil brennt es noch immer. Dort befinden sich auch die Gasflaschen. Und genau dort kommt es zum Atemschutznotfall. Kameraden müssen Kameraden retten. „Das hat wunderbar geklappt“, lobt Michael Becker am Ende. Prinzipiell sind die Wehrleiter mit dem Ablauf zufrieden. „Das war so, wie wir es sehen wollten.“ Eine genaue Auswertung ist für morgen geplant.