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Vermittler stecken fest

Zehn Jahre schon währt der Stadionstreit in Radebeul. Beim Fußballverein RBC halten die Verantwortlichen ihre eigenen Regeln für ausreichend. Die Anwohner dagegen wollen mehr Kontrolle gegen Lärm.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Heinz-Jürgen Thiessen muss sich mittlerweile vorkommen, wie ein Richter in einem ganz schwierigen Prozess. Dabei will der Stadtrat von Bürgerforum/Grüne nur schlichten zwischen Anwohnern am Weinbergstadion im Radebeuler Westen und dem Fußballverein RBC.

Etwa zehn Jahre streiten sich Anwohner und Verein und Anwohner und die Stadt, zumeist auch vor Gericht. Erst überhaupt um den Bestand des Stadions, dann um Lärmbelästigung, die vom Fußballbetrieb ausgehen soll. Das Stadion ist inzwischen per Bebauungsplan rechtlich gesichert. Anwohner deuteten an, dass sie nicht mehr klagen wollen. Der Verein hat sich eine Selbstverpflichtung auferlegt, die im Kern besagt, dass sonntags nur 9 bis 13 Uhr gespielt wird und wochentags 21 Uhr Schluss mit Training ist.

Doch immer wieder flackert der Ärger auf. Weil, vor allem im Sommer, auf dem Platz nach 21 Uhr noch keine Ruhe ist, wie Anwohner beklagen. Deshalb fassten sich die drei Stadträte Heinz-Jürgen Thiessen, Christine Schurig (SPD) und Karsten Strobach ein Herz, um zu vermitteln und noch ein paar neue Regeln einzuführen.

Kontrolle und Kommunikation

Auf einen Nenner gebracht, so Thiessen: „Wir wollen Kontrolle und Kommunikation.“ Ersteres etwa, indem sonntags einer der Stadträte wirklich kontrolliert, ob die Zeit 9 bis 13 Uhr eingehalten wird. Bei mehrfachem Verstoß solle ein Spielverbot drohen. Unter Kommunikation verstehen die Räte einen monatlichen Treff von RBC-Vertretern und Anwohnersprechern mit ihnen, um mögliche Probleme zu bereden. All die neuen Regeln sollen bis Ende 2016 gelten und bis dahin dürfe keine der beiden Seiten erneut klagen.

Eigentlich wollte Thiessen spätestens bis Jahresende von beiden Seiten das Einverständnis, das so verfahren werde. Doch die Widerstände sind größer als gedacht. „Sanktionen, gar Spielabsagen, das werden wir nicht akzeptieren“, sagt RBC-Präsident Arnold Wiersbinski. Sein Verein habe sich eine Selbstverpflichtung auferlegt, die über das hinausgehe, was Gerichte fordern. Da brauche es nicht noch aufwendige Kontrollen und monatliche Treffs von mehreren Personen. Er sei aber bereit, sich noch einmal mit den Stadträten zu einem Gespräch zu treffen.

Von den Anwohnern, so sagt es Thiessen, kam auch nicht die Begeisterung für die neuen Vorschläge. Sie haben lediglich gefordert, in neue Bauvorhaben mit einbezogen zu werden. Der Versuch, Fußballer und Anwohner näher zueinander zu bringen, steckt also fest.

Noch nicht völlig festgefahren

Dennoch ist die Kiste noch nicht völlig festgefahren. Denn zu Jahresbeginn soll der Sportplatz wieder beim Radebeuler Sportstättenbetrieb eingegliedert werden. Beide Seiten, Stadt und Verein, hatten vereinbart, dass Erbbaurecht mit dem RBC wieder aufzulösen.

Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) bestätigt auf Nachfrage, dass die für die Rücknahme notwendigen Gutachten jetzt da sind. Wendsche: „Das wird zum 1. Januar passieren, notfalls rückwirkend.“ Denn die Stadträte müssen dem noch abschließend zustimmen.

Und wenn die Stadt wieder die Geschicke im Stadion über ihren Betrieb lenkt, dann will sie auch direkt investieren – in ein neues Sozialgebäude, in Parkplätze und eine Lärmschutzwand nach Norden. Nach Westen gibt es vor den Häusern bereits einen Wall, Richtung Ost soll das neue Sozialgebäude abschirmen.

Im nächsten Jahr, so sagt OB Wendsche, solle für die Bauvorhaben geplant werden. Die Pläne dafür würden dann auch im Wohngebiet ausgehängt. Anwohner können dazu ihre Meinung einbringen. Erst danach werde im Stadtrat beschlossen.

Und wenn ab nächstes Jahr der Platz dann wieder direkt in der Hand der Stadt ist, dann könne das Einhalten der Spielzeiten auch vom Sportstättenbetrieb kontrolliert werden.

Eine Beschneidung des Sportbetriebes werde es aber nicht geben, sagt Wendsche. Beim RBC sind fast 500 Sportler Mitglied. Jugend und Kinder trainieren im Weinbergstadion.