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Vermisster Kater aufgetaucht

Nette Menschen und ein Zufall brachten Erwin und die Gebauers in Großharthau nach fünf Monaten wieder zusammen.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Großharthau. Erwin liegt jetzt oft auf dem Sofa. Er schläft viel. Dagmar und Klaus Gebauer können ihre Blicke gar nicht von ihm wenden. Manchmal steht ihnen ein Tränchen im Auge, wenn sie ihn wohlig schnurren hören. „Für uns ist es ein Wunder“, sagt Dagmar Gebauer. Ein bisschen stockt ihr die Stimme, vor Freude und Rührung. Ihr Kater Erwin ist wieder da! Nach fünf Monaten Hoffen und Bangen. Anfang September war der Liebling ausgebüxt und seitdem spurlos verschwunden. Und Gebauers aus Großharthau unendlich traurig.

Nun ist er wieder zu Hause. Als wäre er nie weg gewesen. „Erwin ist plötzlich bei Familie Brückner in Seeligstadt aufgetaucht“, erzählt Klaus Gebauer. Der Mann sei gerade beim Schnee schippen gewesen, als der Kater ihm da ums Bein schlich, zutraulich und freundlich, wie er immer war. Die netten Leute haben ihn bei sich aufgenommen, ihn gefüttert und im Schuppen einen Schlafplatz angeboten. Doch weil sie selbst schon zwei Katzen haben, wollten sie ihn wieder abgeben, sagt Dagmar Gebauer. Auf Aushängen suchten sie den Besitzer. Gebauers in Großharthau waren da vom nahenden Happy End noch völlig ahnungslos. Und dann kommt der Zufall ins Spiel und die Drogerie Hantsch, dieser belebte und nette Umschlagplatz für die wirklich wichtigen Dinge im Dorf. Chefin Petra Hantsch kam mit einer Kundin ins Gespräch, die von einer roten Katze erzählte, die in Seeligstadt aufgetaucht sei, sagt Dagmar Gebauer. Petra Hantsch habe aufgelauscht und sofort an Kater Erwin gedacht. Sie holte einen dieser Zettel heraus, die Gebauers überall aufgehängt hatten auf der Suche nach ihrem Ausreißer. Die Kundin erkannte Erwin. „Wir haben einen Anruf bekommen, dass unser Erwin in Seeligstadt sein könnte“, sagt Klaus Gebauer. Und wie so oft in den letzten fünf Monaten warf er sich schnell die Jacke über und fuhr hinüber nach Seeligstadt. Über 40 solcher Hinweise waren sie seit September nachgegangen und wurden am Ende immer wieder enttäuscht. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal Glück pur! „Wir waren uns sehr schnell sicher, dass er es ist“, sagt Klaus Gebauer. „Er reagierte sofort auf einen besonderen Pfiff.“ Und später im Auto, auf dem Heimweg ins vertraute Zuhause, gab Erwin seine typischen Laute von sich, die Gebauers gut kannten. Sie hatten ihn zurück.

Lieber drinnen bleiben

Die ersten Kuschelstunden daheim bleiben wohl unvergessen. Ein dickes Winterfell ist ihm gewachsen, aber eines, das gepflegt aussieht und überhaupt nicht struppig. Sein graues Zeckenband hängt um seinen Hals. Es hat keinerlei Flecken. Merkwürdig ist das schon. Da liegt die Vermutung doch sehr nahe, dass Erwin irgendwo drinnen gelebt hat und versorgt wurde auf seinem Abenteuertrip. Zumal der bisherige Freigänger Erwin plötzlich zum Pippi machen aufs Katzenklo geht und derzeit so überhaupt keinerlei Ambitionen hat, nach draußen zu gehen. Es scheint ihm also nicht schlecht gegangen zu sein irgendwo in der Fremde.

Was hätte ihm alles passieren können. Er hätte einem Mähdrescher zum Opfer fallen können in der Erntezeit im Herbst, hätte auf den Zuggleisen oder der B 6 verunglücken können. Und dann der viele Schnee. Vorwürfe hatten sich Gebauers nach Erwins Verschwinden gemacht. „Wir wohnten ja vorher in Bühlau und hatten ihn nach einer Woche in unserer neuen Wohnung in Großharthau schon hinaus ausgelassen, weil er es als Freigänger so eingefordert hatte“, sagt Dagmar Gebauer. Fremd war die Umgebung und als ein Feuerwerk lärmte, suchte Erwin das Weite.

Ein Kumpel für den Kater

Viele halfen mit bei der Suche, vor allem Gebauers Vermieter und viele Bühlauer, die ihn hin und wieder gesehen haben wollen im alten Zuhause. Auch die SZ veröffentlichte zwei Beiträge. Zahlreiche Leser teilten sie auf Facebook. Gebauers wollen sich auf diesem Weg ganz herzlich bedanken bei den vielen Menschen, die mitgefiebert und geholfen haben, das sie wieder zusammen sein können.

Erwin sei ganz der Alte, sagt Klaus Gebauer. Und zeigt sich bislang überhaupt nicht böse drüber, dass er nicht mehr einziger Katerherr im Hause ist. Gebauers haben kurz vor seiner Rückkehr einen weiteren Kater bei sich aufgenommen. Für Maine-Coon-Katze Felino aus Dresden hatte seine bisherige Besitzerin ein neues, liebevolles Zuhause gesucht. Gebauers boten es gern. Ihre beiden Kater verstehen sich prima. Nach einem kurzen Beschnuppern waren sie dicke Kumpel. So viel Glück auf einmal. Gebauers können es kaum fassen.