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Verlorene Schlüssel sind die Klassiker

In den Fundbüros der Weißeritz-Region landen mitunter skurrile Dinge. Für die Herausgabe gelten strenge Regeln.

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© dpa/Fredrik von Erichsen

Von Tobias Hoeflich

Osterzgebirge. Ob es Trauerbewältigung war? An der Bushaltestelle am Kreischaer Friedhof vergaß eine Dame kürzlich eine Handtasche. Der Inhalt: neben einem rotbraunen Halstuch und Feuerzeug auch eine bereits zum Teil getrunkene Flasche Wilthener Goldkrone. Die Tasche samt hochprozentigem Inhalt landete letztlich im Fundbüro der Gemeinde. Über eine Annonce im Kreischaer Boten sollte die Besitzerin ausfindig gemacht werden.

Regelmäßig erreichen verloren gegangene Gegenstände die Fundbüros der Region. Meist sind es Schlüssel, die abhanden kommen, weiß Maria Dugas vom Kreischaer Fundbüro. Mitunter liest man in den Anzeigen aber auch von skurrilen Dingen wie der Goldkrone-Flasche. „Das Ungewöhnlichste für mich war eine Zahnspange, die auf einer Parkbank gefunden wurde.“ Wie sich herausstellte, hatte sie die junge Besitzerin aus dem Mund genommen, als sie sich mit einem Jungen auf der Bank vergnügte. „Sie standen mit hochrotem Kopf hier und holten die Spange ab.“

Im Gemeindegebiet Klingenberg werden hauptsächlich Schlüssel und Brillen eingesammelt, wie die Verwaltung mitteilt. Skurrile Funde werden hier so gut wie keine gemacht. Vielmehr komme es sogar vor, dass in manchen Monaten gar nichts auf dem Fundbüro abgegeben wird. Die gefundenen Dinge werden mit Bild im Gemeindeblatt veröffentlicht. Wer darauf seinen verlorenen Gegenstand erkennt, muss erst einen Nachweis wie etwa eine Quittung bringen, bevor das Fundbüro etwas aushändigen kann. Auch im Freitaler Freizeitzentrum Hains werden immer wieder Dinge zurückgelassen. Zu den Klassikern der Vergesslichkeiten zählen Handtücher, Badesachen, Badeschuhe, Mützen und Handschuhe, sagt Hains-Sprecher Daniel Wirth. Doch auch Zahnspangen wurden schon von Badegästen oder dem Personal gefunden. Zu den ungewöhnlichen Fundstücken zählen weiterhin Gebisse, Gehhilfen und sogar Sexspielzeug, verrät Wirth – ohne auf Details einzugehen.

Wenn etwas zurückgelassen wird, landet es zunächst an der Information und wird dort aufbewahrt. „Wir heben diese Dinge mindestens ein halbes Jahr auf, ehe wir die Sachen zum Beispiel an die Kleiderspende geben“, sagt Wirth. Sechs Monate beträgt die gesetzliche Mindestfrist, wie lange Fundsachen aufbewahrt werden müssen. „Bei EC-Karten, Geldbörsen oder Dokumenten versuchen wir, diejenigen Personen gleich direkt zu kontaktieren.“

Polizei oder Ordnungsamt?

Dass neben Schlüsseln auch Portemonnaies bevorzugt vergessen werden, zeigt zum Beispiel ein Blick in die Statistik des Wilsdruffer Fundbüros. Im Jahr 2016 wurden hier 36 Dinge abgegeben – ein Drittel davon sind Schlüssel. Dahinter folgen Geldbörsen, Fahrräder, Brillen und Rucksäcke mit je vier, Mobiltelefone mit drei Funden. Das deckt sich mit den Zahlen aus den Vorjahren: Auch 2014 und 2015 finden sich Schlüssel ganz oben und mit großem Abstand in der Statistik; Geldbörsen, Handys und Brillen dahinter. Erstaunlich: Von den 36 Dingen, die vergangenes Jahr im Ordnungsamt abgegeben wurden, sind nur acht abgeholt worden.

Wer selbst etwas findet, was augenscheinlich jemand verloren beziehungsweise vergessen hat, sollte sich immer an die zuständige Stadtverwaltung wenden, rät Freitals Rathaussprecher Matthias Weigel. Ausgenommen sind Betäubungsmittel, Waffen oder anderweitig gefährliche Gegenstände. Dann sollten Finder die Polizei verständigen. Kann der Besitzer sein Eigentum eindeutig beschreiben, erhält er es zurück. Wenn sich bei einem Fundstück aber kein Besitzer meldet, kann es der Finder behalten, wenn er möchte. „Besteht dieses Interesse nicht, wird die Fundsache je nach Wert und Aufwand verkauft oder entsorgt“, sagt Weigel. In den vergangenen sechs Monaten wurden allein in Freital insgesamt 23 Gegenstände im Fundbüro abgegeben – neben Schlüsseln, Fahrrädern und Kleidungsstücken auch viele technische Geräte wie Handys, MP3-Player oder Kameras. Dass sich jemand pauschal nach Dingen im Fundbüro erkundigt und Dinge holt, die ihm nicht gehören, ist ausgeschlossen: „Ohne genaue Kenntnis über den Gegenstand und eindeutige Zuordnung durch die Mitarbeiter erfolgt keine Herausgabe“, betont Weigel. Zudem werden die Fundstücke auch nirgends öffentlich präsentiert. Stattdessen wird eher nach Gegenständen gefragt, die nicht im Fundbüro eingegangen sind. Gerade Geldbörsen landen oft im Müll – nachdem sie die Finder zuvor noch geleert haben.

Geleert wurde am Ende auch die Goldkrone-Flasche aus Kreischa. Allerdings floss der Inhalt nicht die Kehle der Handtaschen-Besitzerin hinunter, sondern nach Ablauf der halbjährigen Wartefrist in den Abfall. „Es hat sich niemand gemeldet, dem die Tasche gehört“, so Maria Dugas vom Fundbüro. Vielleicht war es der Besitzerin unangenehm? (mit SZ/aeh)