Merken

Verliebt, verlobt, verflogen

Rund 200 Paare feiern das Fest der Ehejubilare – für Regina und Felix Kubis ein Anlass, erstaunt zurückzublicken.

Teilen
Folgen
© Sven Ellger

Zahncreme im Waschbecken? Genörgel hier und da? Kein Streit? „Nein“, sagt Regina Kubis und sieht ihren Mann fragend an. „Nicht, dass ich wüsste“, sagt er. Streit hatten sie nie. Fünfzig Jahre lang sind Regina und Felix Kubis verheiratet. Ohne Zank und Ehekrisen.

Vor 50 Jahren haben sie geheiratet – sie im Kleid mit Plauener Spitze
Vor 50 Jahren haben sie geheiratet – sie im Kleid mit Plauener Spitze © privat

Sicher waren sie nicht immer einer Meinung. „Aber wir haben miteinander gesprochen und einen Nenner gefunden“, sagt Regina. Dass ihr Mann einen so ruhigen, ausgleichenden Charakter hat, das sei ihr eine große Hilfe gewesen. „Ich war früher viel aufgeregter als heute und konnte von ihm lernen.“ Für Unstimmigkeiten hat das Paar eine gute Methode gefunden: „Es hilft, manche Dinge nicht sofort auszudiskutieren, sondern lieber später, mit Abstand.“ Besonders der Glaube habe ihnen geholfen, sagen sie, als Leitfaden durch leichte und schwere Zeiten. „Er hat uns angehalten, gut miteinander umzugehen.“

Ein halbes Jahrhundert lang Seite an Seite – so richtig bekommen die 74-Jährigen die Zeit nicht zu fassen. Ihre Goldene Hochzeit am 1. Juli dieses Jahres war Anlass, mehr als sonst zurückzublicken. „An manche Jahre habe ich kaum noch Erinnerungen, so schnell verflogen sind sie, besonders die, als unsere Kinder noch klein waren.“ Zwei Söhne, eine Tochter, inzwischen sind alle erwachsen. Sieben Enkel haben Regina und Felix Kubis.

Als ihre eigenen so jung waren wie heute die Kinder der Kinder, lebte die Familie zur Untermiete. Anderthalb Zimmer. Zu fünft. Küche und Bad nutzen sie mit dem 80-jährigen Vermieter. „Er war wie ein Opa“, sagt Regina. Das sei das Gute an der Wohnsituation gewesen. Die war damals allgemein katastrophal. Mindestens verheiratet musste ein Paar sein, um einen Wohnungsantrag stellen zu können. Doch auch mit Nachwuchs war das keine Garantie.

Nach etwa vier Jahren bekam Familie Kubis eine Neubauwohnung. „Aber eigentlich wollten wir lieber ein Haus kaufen“, sagt Felix Kubis. Um ein Haus zu bekommen, brauchte es Tauschware. Die war in Form der Neubauwohnung schließlich gegeben, und so kamen die beiden zu ihrem eigenen Heim, denkbar schlecht in Schuss, aber ersehnt. Für Kubis‘ wurde eine Lebensaufgabe und das Nest der Familie daraus.

„Ich bin erst arbeiten gegangen, als unser Jüngster schon größer war“, erzählt Regina Kubis. Heim, Herd und drei Heranwachsende, damit hätte sie gut zu tun gehabt. „Aber wenn mein Mann von Arbeit kam, haben wir am Haus gebaut.“ Dach, Heizung, Fenster, Elektrik. „Ich war in einer Firma, die Fernseher reparierte, da kam ich zum Glück mit vielen Leuten zusammen“, sagt Felix Kubis. So kannte immer einer einen, der wusste, wo es Baumaterial gab. Themen des Alltags. Dazu Familienurlaube an der Ostsee und in Ungarn. Außerdem viel Musik. Er spielte Kontrabass und Posaune, fuhr mit einem Gospelchor durch die DDR und gab Kirchenkonzerte. Sie strickte. Nicht nur die Handarbeit hat sie an ihre Tochter weitergegeben. Auf dem Foto vom Tag ihrer Goldenen Hochzeit trägt sie eine Stola. „Die hat mir meine Tochter gestrickt und dazu gesagt, sie habe währenddessen ihre ganze Kindheit in Gedanken vorüberziehen lassen.“

In ihrer Ehe haben sie die Liebe gelebt und der nächsten Generation einen festen Boden bereitet – eine Leistung, die Würdigung verdient. Am Wochenende feiern Regina und Felix Kubis auf besondere Weise ihr Ehejubiläum noch einmal. Zwar ohne den 35-köpfigen Freundes- und Familienkreis wie er zur Goldenen zusammengekommen ist. Dafür mit insgesamt 200 Paaren, die in diesem Jahr Silberne, Goldene, Diamantene oder gar Eiserne Hochzeit feiern. Das Bistum Dresden-Meißen lädt zum Fest der Ehejubiläen katholische Paare in die Dresdner Kathedrale ein. In der Heiligen Messe erhalten sie den Segen – für den Weg, der hinter ihnen liegt, und den, auf den sie sich noch freuen.