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Verliebt in Strehla

Eine junge Frau startet als Immobilienmaklerin. Der geplante Bau einer Umfahrung gibt ihr Hoffnung.

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© Lutz Weidler

Von Uta Büttner

Strehla. Häuser in Strehla verkaufen – das ist schwierig. Maklerin Yvonne Krause wundert sich darüber: Denn eigentlich habe die Stadt sehr viel zu bieten – und liege auch noch verkehrsgünstig zwischen Oschatz, Torgau und Riesa. Trotz der schwierigen Marktlage hat Yvonne Krause im Mai als Immobilienmaklerin den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Ihr Büro im eigenen Haus, das sie vor zwei Jahren mit ihrem Mann kaufte, ist noch nicht ganz fertig. Die Akten stapeln sich deshalb noch auf dem Küchentisch. Einer ihrer Träume ist die Restaurierung der alten, bereits stark verfallenen Häuser an der B 182. Derzeit sind diese für Investoren kaum von Interesse – tagtäglich rollen mehrere Tausend Autos und Laster an ihnen vorbei. Die geplante Ortsumgehung, die kürzlich die höchste Dringlichkeitsstufe im Bundesverkehrswegeplan erhielt, lässt Hoffnung aufkommen. „Doch solange wie sie nicht da ist, glaubt hier in Strehla keiner daran“, sagt die Maklerin.

Wenn aber klar ist, wann der Verkehr tatsächlich über die Ortsumfahrung rollt, würden die Immobilienpreise extrem steigen, meint Yvonne Krause. Zum Vergleich: Ihr Haus an einer vielbefahrenen Straße in der Nähe der B 182 wäre doppelt so viel wert, wenn der starke Verkehr nicht wäre. Auch wenn die Ortsumfahrung nicht schon nächstes oder übernächstes Jahr kommt, will die Geschäftsfrau 2017 Kontakt mit der Stadt aufnehmen, um die Eigentümer dieser meist denkmalgeschützten Häuser herauszufinden. Denn nicht nur beim Stadtbild kommt sie ins Schwärmen: „Hier gibt es alles, was man braucht. Gerade auch für junge Familien ist alles da: Kindergarten, eine Grundschule mit schönem Hort, eine Parkanlage mit Schloss, Bibliothek, Freizeitzentrum, Tierpark, Bad.“

Erfahrung in der Branche sammelte die gelernte Wirtschaftsassistenten in einer Immobilienfirma, in der sie fünf Jahre arbeitete. Dort hatte sie sich nach ihrer Ausbildung ursprünglich als Putzfrau beworben. „Ich habe mich damals auf alle möglichen Stellen beworben, ich brauchte einen Job.“ Aufgrund ihrer Qualifikation bat man ihr dann aber die Stelle im Büro an.

Die 31-Jährige ist sich bewusst, dass es nicht leicht wird, als Immobilienmaklerin Fuß zu fassen. Doch Häuser sind ihre Leidenschaft: „Ich finde die Arbeit spannend. Wenn ich ein Haus oder Grundstück verkaufen will, versetze ich mich selbst hinein, was man daraus machen könnte. Es ist nicht einfach nur ein Objekt mit einer Nummer für mich.“ Jedes Haus sei für sie speziell. Derzeit biete sie zum Beispiel ein Künstlerhaus in Lorenzkirch an. Vor allem sei es schwer, an Immobilien heranzukommen. Viele seien bei Maklern skeptisch. Doch Yvonne Krause sagt: „Ich biete meine Leistung an, ohne den Verkäufer zu knebeln. Findet er selbst einen Käufer für seine Immobilie, dann ist es auch in Ordnung.“

Auf ihre Selbstständigkeit hat sich die junge Frau sechs Monate vorbereitet. Sie ist froh, sich die Arbeit frei einteilen zu können. „Und weil ich von zu Hause aus arbeite, habe ich mehr Zeit für mein siebenjähriges Kind.“

Zwei Immobilien hat sie bereits verkauft. Und da ihr soziales Engagement sehr am Herzen liege, spende sie jeweils zehn Prozent ihrer Maklergebühr. So habe sie im Zeithainer Ortsteil Gohlis im November 200 Euro an die Seniorengruppe des SV Königsblau übergeben – die will damit eine Physiotherapeutin bezahlen, die mit den Rentnern Sport treibt. Die andere Spende ging an die Kita Spatzennest Naundorf, wovon nächste Woche der Weihnachtsmann sieben neue Kinderfahrzeuge mitbringt.

Damit Yvonne Krause auch in Zukunft als Immobilienmaklerin weiter arbeiten darf, muss sie sich im nächsten Jahr noch einmal auf die Schulbank setzen. Denn es wurde ein neues Gesetz verabschiedet, wonach für die Tätigkeit eine entsprechende Ausbildung absolviert werden muss. „Bisher konnte jeder Immobilienmakler werden“, sagt sie. So habe sie sich ab März für ein einjähriges Fernstudium angemeldet. Das koste etwa 1 800 Euro.