Merken

Verlässlichkeit vor der eigenen Haustür

Manuela Gajewi bewirbt sich am 5. November als unabhängige Kandidatin um das Amt der Bürgermeisterin in Priestewitz.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter-Brühl

Frau Gajewi, Sie arbeiten bereits seit 17 Jahren in der Priestewitzer Gemeindeverwaltung, fünf davon als Leiterin des Hauptamtes. Was hat Sie nach all der Zeit zur Kandidatur bewogen?

Ich bin von einigen Bürgern und Gemeinderäten aus der Gemeinde angesprochen worden, ob ich mir das nicht vorstellen könnte. Nun bin ich bisher eher der Arbeiter im Hintergrund gewesen. Dies ist auch der Grund, weshalb ich anfangs eine Kandidatur ablehnte. Doch je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, umso mehr entstand der Wunsch, selbst aktiv etwas zu verändern. Meine Ausbildungen als Finanzkauffrau und später als Verwaltungsfachwirtin sind gute Voraussetzungen. Ich bringe nach 17 Jahren in der Gemeindeverwaltung Priestewitz ausreichend Erfahrung mit, bin im Umgang mit den Ämtern des Landkreises Meißen und darüber hinaus vertraut und eng mit unserer Gemeinde verbunden. Vor allem aber bin ich der Meinung, dass man künftig einiges anders in Priestewitz und auch in der Verwaltung tun sollte. Also habe ich mit meiner Familie gesprochen und mich entschlossen, zu kandidieren. Offenbar die richtige Entscheidung, denn statt der 40 notwendigen Unterstützungsunterschriften als unabhängige Kandidatin haben 219 Wähler durch ihre Unterschrift mich in meinem Vorhaben bestärkt.

Sie treten gegen Ihre bisherige Chefin an. Macht es das problematischer?

Natürlich ist es eine besondere Situation. Aber das war mir bewusst und ich denke, ein sachlicher Umgang erleichtert es.

Was kann der Priestewitzer, der Ihnen seine Stimme gibt, von der Bürgermeisterin Gajewi künftig erwarten?

Eine Bürgermeisterin, die mit einer gesunden Achtung und einem hohen Maß an Verantwortungsgefühl an dieses Amt herangeht. Die die Gemeinde als Dienstleistungsunternehmen im Interesse der Einwohner versteht und einen respektvollen, ehrlichen Umgang mit den Bürgern und Bediensteten pflegt. Der bewusst ist, dass sie eine starke Mannschaft in der Verwaltung hinter sich weiß, einen engagierten Gemeinderat und in allen Ortsteilen viele ehrenamtlich Tätige, die für das Leben in Priestewitz unverzichtbar sind. Sie würden einer Frau ihre Stimme geben, die gemeinsam mit den Einwohnern Politik zum Anfassen gestalten will und keine unhaltbaren Versprechungen macht. Das, was ich ihnen wirklich versprechen kann ist, dass sie einhundertprozentig Manuela Gajewi bekommen. So bin ich und so bleibe ich.

Auch wenn Sie keine Versprechungen machen wollen, werden Sie doch Vorstellungen von Priestewitz unter Ihrer Führung haben?

Natürlich, keine Frage! Mir ist es zunächst einmal wichtig, dass sich unsere Einwohner wahrgenommen fühlen. Mit ihren kleinen Sorgen und großen Nöten. Dass sie die Gewissheit haben, in der Verwaltung einen kompetenten, freundlichen und zuverlässigen Ansprechpartner zu haben. In meinen Gesprächen mit den Bürgern ist mir das gerade in den vergangenen Wochen deutlich geworden. Die Menschen brauchen aufgrund der unruhigen Zeit und angesichts des allseitigen Drucks in der Gesellschaft Verlässlichkeit vor der eigenen Haustür! Deshalb ist es aus meiner Sicht auch ganz wichtig, die Eigenständigkeit von Priestewitz zu erhalten. Je größer das Gebiet und die Wege, umso mehr geht die Verbundenheit verloren. Eigenständig können wir eher auf die Belange der Einwohner vor Ort reagieren und die Besonderheiten unserer Landgemeinde eingehen.

Steht die geforderte Zahl von 5  000 Einwohnern dem nicht entgegen?

Überhaupt nicht! Bei dieser Zahl handelt es sich lediglich um eine Empfehlung der sächsischen Staatsregierung. So lange wir als starke Gemeinde in Erscheinung treten und eine nachhaltige, verantwortungsvolle Finanzpolitik betreiben, ist kein Druck zum Zusammenschluss da. Und da selbst der designierte Ministerpräsident Herr Kretzschmar von einem starken ländlichen Umland spricht, bin ich ganz optimistisch.

Eine starke Umlandgemeinde funktioniert jedoch nur mit den entsprechenden Einwohnern. Weshalb sollen diese in Priestewitz bleiben oder hinziehen?

Unsere Gemeinde kann mit einer guten Infrastruktur aufwarten! In den vergangenen Jahrzehnten wurde viel Geld in Straßen, Kindereinrichtungen und Schulen investiert. Gerade gute Bedingungen für Kinder sind ein ganz wesentlicher Faktor für Familien sich bei uns niederzulassen bzw. hier zu bleiben. Deshalb ist es wichtig, weiter in unsere Kindertagesstätten zu investieren. So ist eine bauliche Veränderung in der Kindertagesstätte Priestewitz zwingend notwendig. Nicht zu unterschätzen ist auch der Ausbau der Breitbandversorgung. Egal welche Generation Handwerker, Landwirte oder Hausfrau – fast jeder ist auf eine gute Anbindung angewiesen. Und deshalb müssen wir den Ausbau in den nächsten zwei Jahren schaffen. Auch und vor allem im Hinblick auf die Gemeinde Priestewitz als Wirtschaftsstandort. Mir ist wichtig zu wissen, was unsere Gewerbetreibenden bewegt, also müssen wir ins Gespräch kommen. Wer sich über unsere Gemeinde informiert, soll das auf einer bürgerfreundlichen Homepage tun können, auf der sich auch unsere Vereine und die Feuerwehr präsentieren. Auf deren Arbeit können wir nämlich stolz sein! Sie machen erst das Leben in einer Gemeinde aus. Gleich nun, ob beim Seniorentanz, dem gemeinsamen Sporttreiben oder im Beisammensein mit Kindern und Jugendlichen.

Sie sprachen anfangs selbst davon, bisher zurücknehmend im Büro gearbeitet zu haben. Werden Sie dennoch eine Bürgermeisterin zum Anfassen sein?

Unbedingt sogar! Das Amt eines Bürgermeisters lebt meiner Meinung nach davon und ist nur am Schreibtisch gar nicht denkbar. Denn nur so kann man mit den Bürgern ins Gespräch kommen, Probleme erkennen. Wenn ich nicht draußen vor Ort bin, kann ich nicht wissen, dass beispielsweise die Kreisstraße in Zottewitz unbedingt saniert werden muss. Meinen Erfahrungen nach kann man durch einen ordentlichen, konstruktiven Umgang mit den verantwortlichen Behörden und Ämtern sehr viel bewegen.

Was tun Sie, wenn die Priestewitzer sich nicht für Sie entscheiden?

Dann muss ich es akzeptieren, dass sie keine Veränderung wollen. Es geht hier nicht um persönliche Situationen, sondern um die Gemeinde.

Gespräch: Catharina Karlshaus