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Verkehr am Waldschlößchen rollt schneller

Experten haben die Auswirkungen der neuen Brücke untersucht. Die bringt nicht nur Kraftfahrern etwas.

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© dpa

Von Peter Hilbert

Die Waldschlößchenbrücke hat den Dresdnern nicht nur Streit gebracht, sondern nach der Eröffnung viele positive Effekte. Das war das Fazit eines Pressegesprächs, bei dem gestern eine Analyse vorgestellt wurde. „Die umfangreichen Untersuchungen haben gezeigt, dass die Waldschlößchenbrücke von Auto- und Radfahrern stark angenommen wird“, sagte Baubürgermeister Jörn Marx (CDU).

Was haben die Experten untersucht?

Verkehrswissenschaftler Professor Werner Schnabel von der TU Dresden hat den Zustand vor der Brückeneröffnung und im April dieses Jahres erfasst. Auf fünf verschiedenen Routen überquerte ein Messauto bei 116 Fahrten dabei die Elbe – zuvor über andere Brücken, jetzt über die neue. Und das sowohl im normalen Verkehr als auch zu Spitzenzeiten. Außerdem wurden die Daten von Dauerzählstellen ausgewertet.

Wie wird die neue Brücke genutzt?

Prognostiziert wurde, dass künftig täglich rund 45.000 Autos über die Brücke rollen. Davon war sie nach der Eröffnung mit rund 24.000 noch weit entfernt. Mittlerweile ist der Verkehr, auch wegen der gesperrten Albertbrücke, jedoch deutlich gestiegen (siehe Grafik). Schnabel schätzt, dass sich der Verkehr künftig täglich bei knapp 40.000 Autos einpegeln könnte. Das hänge aber auch von der Entwicklung der Industriegebiete im Dresdner Norden ab.

Auch Radfahrer nutzen die Waldschlößchenbrücke stark – werktags sind es rund 3.500. Rollten im September 2013 erst 63.000 Radler darüber, so waren es im Spitzenmonat Juli 2014 bereits über 87.000.

Rollt der Verkehr flüssiger?

Bei den Messfahrten wurden erhebliche Effekte festgestellt. Durch die Brücke erhöht sich das Durchschnittstempo im normalen Verkehr von 26 auf 31 Kilometer pro Stunde – zu Spitzenzeiten von 20 auf 28 km/h. Die Kraftfahrer brauchen so fünf, im Berufsverkehr sogar zehn Minuten weniger für eine Tour über die Elbe.

Welche anderen Effekte bringt die Brücke?

Die Wege auf den verschiedenen Messstrecken zwischen der Alt- und der Neustadt verkürzen sich durchschnittlich um einen Kilometer. Sie führen beispielsweise von der Schandauer zur Königsbrücker Straße sowie vom Comeniusplatz zur Fischhausstraße. In Summe sparen Kraftfahrer werktags rund 2.000 Stunden Fahrzeit und 3.000 Liter Kraftstoff.

Welche Straßen werden jetzt zusätzlich belastet?

Deutlich stärker belastet werden die Anschlüsse. An der Stauffenbergallee, Höhe Marienallee, hat der Verkehr um rund 75 Prozent zugenommen. Täglich rollen dort knapp 30.000 Autos. Auf der Fetscherstraße, Höhe Tatzberg, ist mit knapp 24.000 Fahrzeugen ein Anstieg um 134 Prozent zu verzeichnen. Überraschenderweise wurde festgestellt, dass der befürchtete Schleichverkehr durch Johannstädter und Striesener Wohngebiete ausblieb.

Welche Auswirkungen gibt es auf andere Brücken?

Durch die neue Elbquerung werden Nachbarbrücken entlastet. Auf der Carolabrücke sank der Verkehr um über 5.000 Autos täglich, am Blauen Wunder um bis zu 4.000 Fahrzeuge. Bevor sie gesperrt wurde, ging auch der Verkehr auf der Albertbrücke zurück.

Ist die Waldschlößchenroute eine Alternative zur Autobahnumfahrung?

Schnabel hat auch untersucht, ob die Brücke eine Alternative ist, um Dresden nicht auf den Autobahnen A 4 und A 17 umfahren zu müssen. Lkw könnten so sechs Euro Maut sparen. Das lohnt sich nicht, so Schnabels Fazit. Die Strecke vom Anschluss Dresden-Nord über die neue Brücke bis zur A 17 sei zwar kürzer. Dafür brauchen Autos aber mit 44 Minuten mehr als die doppelte Zeit. Die Daten von der Zählstelle Radeburger Straße ergaben, dass jetzt sogar weniger Lkw fahren.