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Verkauf oder Abriss

Klingenberg will sich von kommunalen Immobilen trennen. Doch die Gebäude erweisen sich bisher als Ladenhüter.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Klingenberg. Das Dach ist schief und schon mehrmals geflickt worden. Der Dachstuhl ist zum Teil eingebrochen. Vor dem maroden Seitenflügel des Dreiseithofs an der Dippoldiswalder Straße in Höckendorf steht ein Bauzaun. Die Fassade ist blass. Das Gebäude steht leer. Während die anderen zwei Gebäude des Hofs bereits saniert worden sind, wartet dieser Nordflügel noch auf eine Frischekur. Doch nicht nur das.

Klingenberg will auch die alte Schule im Ortsteil Friedersdorf veräußern.
Klingenberg will auch die alte Schule im Ortsteil Friedersdorf veräußern. © Egbert Kamprath
Das alte Gemeindeamt im Ortsteil Klingenberg erweist sich als Ladenhüter.
Das alte Gemeindeamt im Ortsteil Klingenberg erweist sich als Ladenhüter. © Egbert Kamprath

Das Wohnstallhaus, das sich auf der Liste der Kulturdenkmäler befindet, soll den Besitzer wechseln. Eigentümerin ist die Gemeinde Klingenberg. Sie sucht einen Käufer. Das wie die anderen Gebäude in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete Dreigeschosser steht seit längerer Zeit leer. Wird das mittlere Stallgebäude vom Bauhof der Gemeinde als Lager genutzt und der Südflügel als Wohnhaus, ist das nun ausgeschriebene Gebäude ungenutzt.

Es verfügt zwar über Trinkwasser- und Gasanschlüsse, ist aber noch nicht an das zentrale Abwassernetz angebunden. Die Gemeinde will nicht in das Haus investieren, sondern setzt auf einen Verkauf – wie bei mehreren anderen Immobilien.

Neben dem Wohnstallhaus in Höckendorf will sich die Kommune auch von dem früheren Gemeindeamt des heutigen Ortsteils Klingenberg trennen. Nach dem Auszug der Sparkasse ist das Gebäude seit Jahren verwaist. Laut Bürgermeister Torsten Schreckenbach (BfK) verlief die Suche bisher nicht sehr vielversprechend. Seit zwei Jahren hat sich noch kein Käufer gefunden.

In Pretzschendorf wird das noch als solches genutzte Wohnhaus des ehemaligen Ritterguts in der Schulgasse feilgeboten. Hier ist das Dach sogar saniert worden – 1999. Anders in Colmnitz: Dort steht wiederum ein Sanierungsfall zum Verkauf.

Das leerstehende und laut Gemeinde teilweise nicht mehr vermietbare Wohnhaus am Dorfplatz habe großen Modernisierungsbedarf. In Klingenberg wird außerdem für das alte Wohnhaus am Schulberg 2 ein neuer Eigentümer gesucht.

Die Gebäude erweisen sich als Ladenhüter. So blieb die Ausschreibung auch bei der alten Schule an der gleichnamigen Straße im Ortsteil Friedersdorf bislang ebenfalls ergebnislos. Der denkmalgeschützte Zweigeschosser mit vier leerstehenden Wohnungen und einer Gewerbeeinheit würde ebenfalls eine Frischekur vertragen.

Chance durch Förderprogramm?

Klingenberg sieht keine Eile für den Verkauf, will jedoch nicht länger für die Gebäude aufkommen – wie in den vielen Jahren zuvor. Vordergründig gehe es nicht darum, so schnell wie möglich Geld in die Gemeindekasse zu spülen. Das sei nur ein Aspekt. Vor allem geht es darum, dass die Bewirtschaftung leerstehender Gebäude auf Dauer nur Geld frisst.

„Die Gemeinde ist nicht dazu da, solche ungenutzten Gebäude auf Dauer zu erhalten“, erklärt Bürgermeister Schreckenbach auf Nachfrage. „Das ist für uns unwirtschaftlich.“ Sanieren wolle man die Gebäude mangels Geld allerdings auch nicht. Daher wird nach anderen Inverstoren gesucht – auch wenn das Unterfangen bisher auf wenig Resonanz gestoßen ist.

Die Gründe liegen auf der Hand. „Die Bausubstanz ist uralt, Gebäude stehen auch unter Denkmalschutz und die Lage ist teilweise nicht so ideal“, räumt Schreckenbach ein. Dabei sei die Nachfrage nach Wohnraum trotz stetigen Einwohnerrückgangs in mehreren Ortsteilen durchaus vorhanden – sie beschränke sich aber eben meist nur auf die Wohngebiete. Die Nachfrage nach sanierungsbedürftigen Gebäuden hingegen ist mehr als dürftig.

Eine Chance für die Ladenhüter biete nun womöglich das Leader-Programm aus den millionenschweren EU-Fördertöpfen, so der Bürgermeister. „Wir hoffen darauf, darüber ungenutzten Wohnraum aktivieren zu können, um dann vielleicht junge Familien herlocken zu können.“

Und wenn alles nichts mehr hilft und keine Käufer oder Investoren gefunden werden, dann wird abgerissen. „Solange bis die Bude quasi zerfällt, werden wir an den Gebäuden festhalten“, erklärt Schreckenbach. Doch wenn Gefahr in Verzug ist, werde Klingenberg nicht warten. Dann würden notfalls Abrissbagger anrücken.