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Verhärtete Fronten

Der Jugendclub soll dem Bauhof weichen. Das lassen sich die Jugendlichen nicht gefallen. Ein Krisengespräch hilft zum Teil.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Kriebstein. In ihrer Not haben die Kriebethaler Jugendlichen Vertreter der Gemeindeverwaltung, des Bauhofs und des Landratsamtes zur Krisensitzung in ihre Clubräume geladen. Bis Ende August müssen sie diese verlassen. Künftig sollen sie von den Bauhofmitarbeitern genutzt werden. Denn die bisherigen Räume im Keller des Gemeindeamtes seien für die Männer unzumutbar.

Die Jugendlichen sind kompromissbereit, haben eine Doppelnutzung durch sie und den Bauhof vorgeschlagen. „Aber die Mitarbeiter lehnen es ab, denselben Eingang und dieselben Toiletten wie wir zu nutzen“, erläutert Kate Wolf. Clubchef Adrian Heinert sieht darin kein Problem: „Wir öffnen erst, wenn die Mitarbeiter bereits Feierabend haben. Es gibt drei abschließbare Toiletten. Zwei nutzen wir, die andere ausschließlich der Bauhof. Und für den Eingang lässt sich vielleicht mit einfachen Mitteln eine Lösung finden.“

Freie Räume gebe es in dem Gebäude, in dem außer dem Club der Fuhrpark des Bauhofs sowie die Feuerwehr untergebracht sind, genügend. Kriebsteins Bürgermeisterin Maria Euchler (FWK) ist für alle Vorschläge offen. „Wir müssen schauen, was geht. Aber was den Bauhof betrifft, müssen wir handeln. Es gibt eine Auflage von der Unfallkasse. Zudem ist er eine Pflichtaufgabe der Kommune, der Jugendclub eine freiwillige“, erläuterte sie.

Dass ihr die Zwickmühle, in der sie sich befindet, zu schaffen macht, ist ihr während des Gesprächs anzusehen. Zumal dieses ab und zu ausufert, der Ton schärfer wird – jedoch nicht von ihrer Seite aus. Mit dem Vorarbeiter des Bauhofes Sven Knechtel sei derzeit auf keinen grünen Zweig zu kommen, sind sich die Jugendlichen einig. Der Konflikt zwischen den beiden „Parteien“ dauert bereits länger als ein Jahr. Die genaue Ursache wird nicht benannt. Die Fronten scheinen verhärtet. Es sei bislang nicht versucht worden, alle Bauhofmitarbeiter und die Jugendlichen an einen Tisch zu bringen, um eventuell bestehende Vorurteile abzubauen, sagte Kate Wolf auf DA-Nachfrage.

Sie und ihre Mitstreiter wollen sich nicht einfach geschlagen geben. An der Gesprächsrunde am Donnerstagabend hat auch Uwe Rühlemann vom Referat Fachdienste für Jugendarbeit und erzieherischen Kinder- und Jugendschutz des Landkreises Mittelsachsen teilgenommen. „Der Kriebethaler Jugendclub war schon immer einer der aktivsten Clubs im Kreis. Es werden alle Qualitätskriterien erfüllt, sagte er. Rühlemann ist der Ansicht, dass die Jugendlichen „demokratische Prozesse mitgestalten und sich im nahen Sozialraum einbringen“.

Der Fachdienst berät Gemeinden zur Ausgestaltung der Angebote und zur Zusammenarbeit mit den Trägern der freien Jugendhilfe. Der Kreis könne nur Vermittler sein. Finanzielle Unterstützung, etwa für erforderliche Umbauarbeiten, sei nicht möglich, so Rühlemann.

Die Extremismusbeauftragte des Landkreises, Katrin Dietze, hat den ersten Eindruck, „dass sich die Jugendlichen hier etwas aufgebaut haben, das lebt. Und, dass prinzipiell jedermann willkommen ist“. Laut Uwe Rühlemann sei aufgrund der Ausgestaltung der Räume allerdings erkennbar, dass die Jugendgruppe alternativ ausgerichtet ist.

Während der Zusammenkunft sind mögliche Ausweichquartiere mit den jungen Leuten diskutiert worden: eine Unterbringung in den ehemaligen Räumen des leerstehenden Jugendclubs in Höfchen oder in der ehemaligen Werkenbaracke der Schule in der Kriebethaler Bergsiedlung sowie das Aufstellen eines Bauwagens auf dem ungenutzten Clubgelände in Ehrenberg. „Das Gebäude in Kriebethal ist allerdings vermietet. Wir kümmern uns und prüfen, wie es sich damit verhält“, versprach Bürgermeisterin Maria Euchler.

Das ist geschehen, wie Kämmerer Wolfgang Hein am Montag auf DA-Nachfrage sagte: „Der Mieter hat bereits andere Räume gefunden, richtet diese derzeit her. Das Mietverhältnis besteht noch zwischen einem halben und maximal einem Jahr.“ Das sei zwar zu spät für die Jugendlichen. „Aber in der Zwischenzeit könnten sie die Räume in Höfchen nutzen“, so Hein.

Diesen stehen die Jugendlichen allerdings skeptisch gegenüber: „Das Haus befindet sich mitten in einer Wohnsiedlung. Wir veranstalten Konzerte. Die Gäste müssen zum Rauchen vor die Tür. Eine gewisse Lautstärke lässt sich da nicht vermeiden“, gibt Kate Wolf während der Gesprächsrunde zu bedenken.