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Vergiftete Fische im Stausee?

Angler sind besorgt. Experten sehen die Situation entspannt. Weitere Tests stehen noch aus.

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© ZB

Von Katja Schlenker

Sorgenkind Stausee. In den vergangenen zwei Jahren ist die hohe Blaualgenkonzentration in dem Quitzdorfer Gewässer mit Aluminiumsulfat bekämpft worden. Nun fragen sich manche Angler, ob die Fische wegen des Leichtmetalls gar giftig sind, übermittelt der Horkaer Gemeinderat und Angler David Jentho. Oder schmecken die Fische dadurch jetzt etwa anders? „Ich habe qualitativ keinen Unterschied festgestellt“, sagt Gewässerwart Marco Jäkel vom Anglerverein Niesky. Auch von anderen habe er nicht gehört, dass die Fische ungenießbar sind. Ein konkretes Urteil kann er sich allerdings nicht erlauben, sagt er.

Sprecherin Karin Bernhardt vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie hingegen kann das. „Die Konzentration des eingebrachten Fällungsmittels ist sehr gering und so bemessen, dass Pflanzen und Tiere einschließlich Fische nicht geschädigt werden“, erklärt sie. Vielmehr sind es die Blaualgen, die dafür sorgen können, dass die Fische nicht schmecken. „Cyanobakterien haben die Eigenschaft, in der Vegetationsperiode den Geschmack der Fische nachhaltig zu beeinflussen“, sagt Karin Bernhardt. „Fische aus solchen Gewässern schmecken schlammig bis muffig und können aus diesem Grund sogar ungenießbar werden.“

Diesem Urteil schließt sich die Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen weitestgehend an. Zwar sind die Fische während des Pilotprojektes zur Algenbekämpfung nicht untersucht worden. Dafür aber das Stauseewasser, während das Aluminiumsulfat verteilt worden ist. „Die durchgeführten Untersuchungen zeigten, dass die Aluminiumkonzentrationen die auch sonst üblichen Werte nicht überstiegen“, erklärt Sprecherin Katrin Schöne. „Insofern gehen wir davon aus, dass der Verzehr der Fische auch nach der Fällmitteleinbringung unbedenklich ist.“

Zumal der menschliche Körper auch mit Aluminium umgehen kann. Zwar gilt das Leichtmetall prinzipiell als entbehrlich und muss daher nicht mit der Nahrung aufgenommen werden. Dennoch ist Aluminium im Körper zu finden. Zwischen 50 und 150 Milligramm sind nicht ungewöhnlich. Anzutreffen ist Aluminium im Lungengewebe, den Weichteilen und den Knochen. Der Großteil des aufgenommenen Leichtmetalls wird einfach wieder ausgeschieden. Lediglich Dialyse-Patienten müssen wegen ihren eingeschränkter Nierenfunktion aufpassen.

Hinzu kommt, dass die gefangenen Fische kontinuierlich im Rahmen der Lebensmittelkontrollen untersucht werden, sagt Geschäftsführer Dietmar Mühle von der Kreba Fisch GmbH, die den Quitzdorfer Stausee als Angelgewässer gepachtet hat. Insofern wäre längst klar, ob die Fische mit Aluminium vergiftet sind oder nicht. Zwischen dreieinhalb und fünf Tonnen sind seit 2010 jährlich gefangen worden. Dem Gefühl nach hat es in diesem Jahr weniger Fische im Quitzdorfer Stausee gegeben, sagt David Jentho. Objektive Grundlagen für diese Annahme gibt es aber nicht, meint Dietmar Mühle.

Wie viele Fische in diesem Jahr gefangen worden sind, kann er derzeit noch nicht sagen, weil die Fangbücher erst ausgewertet werden müssen. Diese geben die Angler ab, nachdem sie ihren Fangerfolg darin verzeichnet haben. „Die Fänge sind allerdings auch nicht gleichbleibend“, sagt Dietmar Mühle. Das hat nicht zwingend etwas mit der Blaualgenthematik oder dem versprühten Aluminiumsulfat zu tun. „Der hohe und immer mehr zunehmende Bestand an Kormoranen hat auch einen Einfluss auf den Fischbestand in der Talsperre Quitzdorf“, erklärt Katrin Schöne.