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Verfolgungsjagd endet in Weißenberg

Diebe brechen in einen Görlitzer Handyladen ein. Sie flüchten bis ins Bautzener Land. Dann klicken die Handschellen.

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© Nikolai Schmidt

Ralph Schermann

Görlitz/Weißenberg. Für Swen Hübner war die Nacht am Donnerstag schon kurz nach 4 Uhr zu Ende. „Die Polizei klingelte mich aus dem Bett“, erzählt der Inhaber mehrerer Vodafone-Shops in der Region. Die Beamten warten auf ihn an seinem Telefonladen bei Marktkauf in Königshufen auf der Nieskyer Straße. Die Ursache ist auch von Swen Hübner dort nicht zu übersehen: Einbruch.

Erneut haben Einbrecher mit einer sich in jüngster Zeit wiederholenden Masche von brachialer Gewalt zugeschlagen: Mit einem Auto wird direkt gegen Scheiben oder Türen gefahren, durch das so zertrümmerte Glas in das Geschäft eingedrungen, dort die Auslage abgeräumt und in Windeseile wieder geflüchtet. So auch bei Vodafone in Königshufen. Dort kracht ein Fahrzeug gegen einen Türflügel, der aus der Halterung springt und splittert. Durch die Wucht des Aufpralls reißt der zweite Türflügel unbeschädigt mit auf. Beute der zunächst Unbekannten: 20 Handys.

Als Swen Hübner noch schaut, was alles gestohlen wurde und Kriminaltechniker Spuren im verwüsteten Geschäft sichern, ist die Fahndung nach den Tätern bereits in vollem Gange. Diesmal haben die Einbrecher Pech und die Polizei Glück: Zwei Zeugen haben die Aktion beobachtet und sich das Kennzeichen des Tat- und Fluchtfahrzeuges, eines VW Polo, notiert. Dank dieser Angaben kann eine Polizeistreife das gesuchte Auto bald schon sichten, und nun beginnt mit hohem Tempo eine wilde Verfolgungsjagd über die Umgehungsstraße in Richtung Reichenbach. „Die Flüchtenden haben auf keine Signale und Anhaltezeichen reagiert“, berichtet Michael Günzel von der Polizeidirektion Görlitz. Daraufhin wird Verstärkung angefordert, mit Streifen aus Löbau, Bautzen und der Bundespolizei ein Fahndungsring aufgebaut, die Hundestaffel eingesetzt und auch die Dresdener Hubschrauberbereitschaft um Unterstützung gebeten. Der Aufwand hat Erfolg: In Weißenberg endet die Tour der Diebe, als sie mit ihrem Auto gegen einen Zaun fahren und zu Fuß weiter flüchten. Einen der beiden Täter können die Polizisten stellen, einen 32-jährigen Polen, gegen den bereits auch ein internationaler Haftbefehl vorlag, ebenfalls wegen schweren räuberischen Diebstahls. In dem sichergestellten Fahrzeug finden die Beamten zugleich einen Teil der Beute aus dem Einbruch bei Vodafone. Auch die Suche nach dem zweiten Täter ist erfolgreich, bestätigt Polizeisprecher Tobias Sprunk: „Gegen 10.15 Uhr konnte der Mann nach Hinweisen einer Bürgerin zwischen Tetta und Melaune festgenommen werden.“ Es ist ebenfalls ein Pole, beide stehen unter Alkohol und Drogen. Das Tatfahrzeug wird beschlagnahmt.

Spurensicherung geht weiter

Die Polizei erhält bei ihrer Suchaktion viele Hinweise aus der Bevölkerung. „Das hat uns sehr geholfen“, betont Tobias Sprunk ausdrücklich. Jetzt wird vor allem untersucht, ob die beiden Festgenommenen in Verbindung mit weiteren Einbrüchen und Diebstählen in Görlitz und dem Umland stehen. Immerhin hat es in den vergangenen Wochen schon Einbrüche in regionale Telefonläden sowie die Anwendung von Autos als Schaufensterramme gegeben. „Jetzt also sind unsere Kriminalisten und die Spezialisten der Spurensicherung gefragt“, sagt Polizeisprecher Sprunk.

Swen Hübner indes freut sich doppelt: Gut, dass die Einbrecher in seinen Laden so schnell gefasst wurden. Und gut, dass er hoffentlich nun nicht so schnell wieder nachts aus dem Bett geholt wird.