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Mehr linke Gewalt in Berlin

Kreuzberg und Friedrichshain gelten als Zentren der linksautonomen Szene. Nun bestätigt auch eine Studie, dass dort die meisten autonomen Gewalttäter zuschlagen.

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© dpa

Berlin. Linksextreme Gewalttaten wie zuletzt der Angriff auf den Polizisten in Berlin-Friedrichshain haben im Lauf der vergangenen Jahre deutlich zugenommen. Nach einer am Freitag veröffentlichten Studie des Verfassungsschutzes für die Jahre 2009 bis 2013 gab es durchschnittlich 305 Taten pro Jahr. Die Vorgängerstudie für den Zeitraum 2003 bis 2008 war noch auf 139 Gewaltdelikte von Linksextremen im Jahr gekommen.

Die steigende Tendenz setzte sich auch 2014, im Jahr nach der Studie, mit 480 Taten fort. Die Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor.

Noch stärker als zuvor wurde in den Jahren bis 2013 Friedrichshain-Kreuzberg zu einem Zentrum der Gewalttäter. 46 Prozent der Taten wurden in dem links-alternativen Bezirk verübt.

In der Studie wurden 1523 registrierte Gewalttaten ausgewertet. Dabei wurden nur in 603 Fällen Verdächtige ermittelt, insgesamt 873 mutmaßliche Täter. Erfasst wurden vor allem Landfriedensbruch, Körperverletzung, Brandstiftung und Widerstand gegen die Polizei.

Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Gewalttaten wurden bei Demonstrationen verübt, 2013 waren es sogar 72 Prozent. Oft ging es dabei um Angriffe auf Polizisten, wie regelmäßig bei den Demonstrationen am 1. Mai. 15 Prozent aller Taten richtete sich gegen Neonazis oder vermeintliche Rechtsextreme. Dazu kamen einen ganze Reihe von Brandanschlägen, oft gegen Autos.

Von den 873 registrierten Verdächtigen wohnten 74 Prozent in Berlin, besonders in den Stadtteilen Neukölln, Friedrichshain und Kreuzberg. Die allermeisten Täter waren Männer (84 Prozent), die meistens aus einer Gruppe heraus handelten.

79 Prozent waren unter 30 Jahre alt, 35 Prozent zwischen 21 und 24 Jahren alt. Zu der Gruppe der Arbeitslosen gehörten 34 Prozent, Schüler und Studenten machten 27 Prozent aus.

Unklar ist, wie die meist jungen Täter wohnen. Zwar taucht in dem Bericht die Zahl von 92 Prozent von Verdächtigen, die bei ihren Eltern wohnen, auf. Diese Angabe war bei den Vernehmungen durch die Polizei aber freiwillig und wurde nur von 65 der 873 Verdächtigen überhaupt gemacht. So dass der Verfassungsschutz schreibt, das sei „in keiner Weise repräsentativ“. Gerade diejenigen Täter, die alleine oder mit Freunden zusammen wohnten, hätten dazu offenbar nichts gesagt. (dpa)