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Verein will Waidhaus wiederbeleben

Künftig sollen in Görlitz wieder Handwerker geschult werden. Aus Osteuropa – und vielleicht aus China.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Ingo Kramer

Görlitz. Die schlechte Nachricht zuerst: Zum 30. Juni 2018 enden die Fortbildungsprojekte der Berufsakademie Ostsachsen (Bao) im Görlitzer Waidhaus. „Das Jobcenter lässt die Finanzierung zu diesem Termin auslaufen“, sagt Gottfried Semmling, der Vorsitzende des im Waidhaus ansässigen Vereins Görlitzer Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege.

Der Weggang der Bao ist aber auch schon das einzig Negative, was Semmling derzeit zum Waidhaus zu vermelden hat. „Ich bin sehr optimistisch, dass wir in dem Gebäude bald wieder Handwerker ausbilden können“, sagt er. Hinzu kommen auch noch ein paar andere Überlegungen. Beispielsweise soll das Waidhaus künftig viel mehr geöffnet werden, auch für kombinierte Führungen für Touristen durch Peterskirche und Waidhaus. Der beim Verein angestellte Restaurator Markus Kepstein könnte das übernehmen. Beim Tag des offenen Denkmals vor zwei Wochen stand das Gebäude offen. Künftig soll es das regelmäßig sein. „Die Stadt würde das begrüßen, wir selbst auch“, sagt Semmling.

Eine andere Hoffnung für ihn sind die Chinesen. Im April schaute sich eine Delegation aus der Stadt Qingdao im Waidhaus um – im Hinterkopf die Idee, chinesische Handwerker hier fortzubilden. Das könnte nun tatsächlich klappen. Sebastian Storz, Vorstandsvorsitzender des Forums für Baukultur Dresden, ist derzeit in China. „Wir haben ihm unsere Absichtserklärung mitgegeben und hoffen, dass er Ende September auch eine Absichtserklärung der Chinesen mit nach Deutschland bringt“, sagt Semmling. Der Görlitzer CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer würde sich in diesem Fall dafür einsetzen, dass Geld vom Auswärtigen Amt für die Ausbildung nach Görlitz fließt, erklärt der Vereinsvorsitzende. Kretschmer selbst bestätigt das: „Wenn es wirklich ein ernsthaftes Interesse aus Ländern wie China oder Russland gibt, dann wird man dafür in Deutschland immer eine Finanzierung finden.“

Tatsächlich sollen neben Chinesen auch Osteuropäer hier ausgebildet werden. Sogar aus Georgien gibt es Interesse. Daneben wollen Semmling und Kretschmer auch auf deutsche Handwerker setzen. Allerdings bestätigen beide, dass die Betriebe aufgrund der guten Konjunktur derzeit kaum Zeit hätten, ihre Mitarbeiter zur Fortbildung zu schicken. „Wenn, dann in der Schlechtwetterzeit Januar bis März“, sagt Semmling. Zusätzlich zu alledem könnte sich Kepstein auch um die Zusammenführung der beiden Lager mit geborgenen Denkmalgütern in Görlitz kümmern, allerdings außerhalb des Waidhauses.

Kretschmer freut sich, dass der Verein so viele Ideen hat. Wichtig sei, dass diese jetzt präzisiert werden, dass konkrete Schritte geplant werden. Der Verein müsse nun schauen, was von alledem sich tatsächlich verwirklichen lässt. „Wenn er damit so weit ist, reden wir weiter“, sagt der Politiker – und bietet weitere Hilfe an.

Eigentümerin des Waidhauses ist die Stadt. Die hat entsprechenden Einfluss auf das Ganze. Baubürgermeister Michael Wieler erklärt, er arbeite momentan an einem etwas komplexeren Konzept. Darin nehme das Waidhaus einen wichtigen Platz ein. Dazu sei er mit verschiedenen Akteuren und fachlich relevanten Instanzen im Gespräch. Er habe vor, dieses Konzept in den nächsten Wochen zu verschriftlichen und dann als Vorschlag erst einmal in den beschließenden Ausschüssen zu beraten. Danach könne es auch öffentlich diskutiert werden. Momentan aber will er noch nicht weiter ins Detail gehen.