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Verdächtig viele Katzen vermisst

Im Umkreis des Rosa-Luxemburg-Platzes verschwinden immer wieder Samtpfoten. Es wurde schon Anzeige erstattet.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Radebeul. Die Schrift stammt unübersehbar von Kindern. Das Wort „Katzen“ ist ebenso umkringelt wie das Wort „verschwunden“. In roter Farbe sind die Zeilen verfasst, die sich an die Anwohner rund um den Rosa-Luxemburg-Platz in Radebeul richten. Es ist die alarmierende Information, dass in dem Viertel binnen zwei Monaten fünf Katzen und Kater verschwunden seien, sie womöglich angelockt und vergiftet wurden.

Der Zettel hängt an etlichen Straßenleuchten und am Schwarzen Brett gegenüber dem Frischemarkt. Dort ist er umgeben von weiteren Aushängen zu vermissten Katzen. Die Halter bitten um Lebenszeichen, versprechen zum Teil sogar einen Finderlohn. Doch als große Frage stellt sich: Wie lässt sich diese Häufung verschwundener Tiere in Radebeul-West oberhalb der Meißner Straße erklären?

Denn alle Katzenhalter sind besorgt, dass es weitere Samtpfoten treffen könnte. „Die Nachbarskinder, die den Zettel geschrieben haben, haben jeden Tag, wenn sie aus der Schule kommen, richtig Angst, dass auch ihre Katzen weg sind“, erzählt Heike Kretschmer von der Winzerstraße. Sie und ihre Familie vermissen inzwischen schon zwei Tiere. Vergangenen Herbst ging Mietze Pucki verloren, zwölf Jahre alt und kastriert. „Sie war stets in der Nähe, hat sich nie von anderen anfassen lassen“, berichtet die Halterin. Seit dem 27. Oktober ward sie nicht mehr gesehen.

Tiere nachts reinnehmen

Weil alle so traurig waren, holte sich die Familie schließlich wieder ein Junges: den getigerten Kater Blitz. „Er war immer nur zwei Grundstücke weg, nachts immer drin“, erzählt Heike Kretschmer. Doch ab dem 13. April ließ auch er sich nicht mehr blicken. Alles suchten sie ab. Überall fragten sie nach. Nichts. „Es kann einfach nicht sein, dass die Tiere spurlos verschwinden“, so die Besitzerin. Was ihr auffiel: „Früher hat Blitz richtig reingehauen. Aber etwa zwei Wochen, bevor er plötzlich weg war, hat er nur noch ganz wenig gefressen“, erinnert sie sich. „Als wäre er angefüttert worden.“ Sie will nicht hoffen, dass jemand die Tiere wegfängt. Damit möglichst viele Leute aufmerksam werden, erstattete sie noch im April Anzeige.

Aber knapp einen Monat später traf es den rot-weißen Kater Findus von der Zillerstraße, erst ein Dreivierteljahr alt. „Er blieb immer in Rufweite“, sagt Halterin Romy Schellenberger. Doch nachdem sie ihn abends rausließ, kam er nicht mehr heim. „Nachbarn haben beobachtet, dass er unheimlich zutraulich war, sich von Fremden streicheln ließ“, erzählt sie. Veränderungen hatte sie an ihm nicht registriert.

Ganz anders im Falle der getigerten Katze Momo von der Winzerstraße. Unmittelbar, bevor das kastrierte Tier von fünf Jahren am 27. Februar verschwand, bemerkte Familie Rudloff an ihm ein ungewöhnliches Sabbern und Zittern. Der Tierarzt diagnostizierte Anzeichen einer leichten Vergiftung. Diese könnten von einer Kröte oder Frühblühern stammen, beruhigte der Doktor. Der Zustand sei nicht kritisch. Rudloffs setzten Momo wieder in den Hof. Tags darauf war sie weg. Blieb es bis heute. Katrin Rudloff vermutet, dass die Vergiftung schwerwiegender war als eingeschätzt.

Auf der Suche nach ihren vermissten Tieren hat Heike Kretschmer in den zurückliegenden Monaten die Augen weit offen gehalten. Dabei fiel ihr auf, dass im näheren Umkreis noch mindestens fünf weitere Samtpfoten verschwunden sind. Zusätzlich zu ihren zwei, Findus und Momo.

Auf Nachfrage im Tierheim Gröbern berichtet Chefin Sabine Kaden von etlichen Katzen und Katern, die zurzeit vermisst werden, auch in Coswig und Weinböhla. Aus Radebeul beherberge sie aktuell keine Fundtiere. Den betroffenen Besitzern rät sie, sich an die Polizei zu wenden, damit auch die Beamten sensibilisiert sind.

Allen Katzenhaltern in der Gegend empfiehlt sie vorbeugend, ihr Tier nachts reinzunehmen. Und wer eines findet, sollte unbedingt Tierärzte, Tierheime und das Ordnungsamt der Kommune informieren. Denn nicht jedes wurde gleich ausgesetzt.