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Verbrecherjagd in Großhennersdorf

Der Karnevalsclub hält sich in diesem Jahr an Holmes und Watson. Der lustige Krimi startet in den Ferien.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Großhennersdorf. Sherlock Holmes und Dr. Watson kennt jeder. Aber Heinz Holmes und Walther Watson? Die ermitteln im Ostritzer Weinberg und zücken auch mal in der Umweltbibliothek die Lupe. Für den Großhennersdorfer Karnevalsclub (GKC) tun die Kriminalisten so einiges. Und ihre Ermittlungen sind schon ein ganzes Jahr Thema im Dorf. Denn die sichtbaren Vorbereitungen für das neue Faschingsstück, das ein Dutzend schauspielernde Vereinsmitglieder, sechs große und 16 kleine Funken ab kommender Woche aufführen, sind schon seit Langem im Gange. „Im Sommer starten wir immer mit den Dreharbeiten für das aktuelle Stück“, erklärt Patrick Weißig.

Gemeinsam mit dem Zittauer Videoproduzenten Steffen Golembiewski ist er immer schon mitten im Sommer in Sachen Fasching unterwegs. Was im kommenden Jahr Thema sein wird, wo und was gedreht werden sollte, muss also schon ein Jahr im Voraus stehen. „Wir drehen hauptsächlich in und um Großhennersdorf, meist ab Juli oder August“, sagt Weißig, der für die Hillersche Villa arbeitet. Weißig weiß als Verfasser des Skriptes immer schon recht genau, welche Szenen er braucht. Aber das Drehbuch allein reicht nicht – auch die Darsteller müssen schon feststehen, denn sie sollen ja auch in den Filmszenen auftreten. „Da darf keiner mehr krank werden“, beschwört Patrick Weißig die Schauspielertruppe.

Reichen denn aber die Schauplätze im Dorf noch aus? „Das passt schon“, sagt Weißig und schmunzelt in seinem Watson-Kostüm. Friedhof, Broilerstübel Berthelsdorf, ehemalige Kaufhalle, Kirche, Katharinenhof, Lindenallee, Zinzendorfschloss – die Liste der Drehorte ist inzwischen in der Tat lang. Und sie wird auch noch weiter anwachsen: Seit zehn Jahren setzen sich die Großhennersdorfer Narren ihr Bühnenprogramm aus mehreren Teilen zusammen: Die schauspielerischen Einlagen, gewürzt mit lokalem Witz und Mundart, sind dabei ebenso wichtig wie die Filmsequenzen, die eingespielt werden. „Von den 80 Minuten insgesamt sind rund 20 dann Filmeinspieler“, erklärt Patrick Weißig.

Eigentlich war das mit dem Film nur eine Idee, um aus der Not eine Tugend zu machen. Da sich die Narren imGroßhennersdorfer Begegnungszentrum an den Winterferien und den Plänen des Begegnungszentrums orientieren müssen, sind sie in der Gestaltung der Bühne weit weniger frei als andere Vereine. Seit 2008 ist der GKC nun im Begegnungszentrum – nach vergeblichem Kampf um die alte Heimstätte. Deshalb schert die Saison der Narren auch zeitlich immer ein bisschen aus, denn die Winterferien liegen eben nicht immer in der Faschingszeit.

Inzwischen gehört der Einsatz der Videotechnik, die im Begegnungszentrum vorhanden ist, zum Standard: „Der Film ist unsere zweite Bühne“, beschreibt Weißig die Funktion. Und er bietet ihnen außerdem die Möglichkeit, lokale Prominenz in ihren Faschingsreigen einzubauen – ohne dass diejenigen jedes Mal anwesend sein müssen. Der frühere Großhennersdorfer Pfarrer Alexander Wieckowski hatte zuletzt eine Gastrolle, wer es diesmal sein wird, darüber decken die Faschingsfreunde noch den Mantel des Schweigens. Nach SZ-Informationen ist der Gast sonst aber im Alltag eigentlich in Löbau unterwegs und trotzdem überall bekannt.

Für das Stück selbst haben sich die Narren – man sieht es auch an den Kostümen – eher für die traditionelle, historische Version entschieden. Obwohl einige Mitspieler die neuen Fernsehfassungen mit viel moderner Technik und Wissenschaft ebenfalls interessant gefunden hätten, betont Weißig. Aber die klassische Detektivgeschichte bietet am Ende eben doch mehr Möglichkeiten für lustige Schauspieleinlagen. Und die Kostüme aus dem Fundus des Zittauer Theaters lassen die alten Zeiten zudem mühelos wiederauferstehen.

Und worum geht es im Krimi eigentlich? Um den rätselhaften Tod eines adligen Herren, dessen Witwe nicht wirklich um ihn trauert, beispielsweise. Welche Rolle da der Pfarrer, das Dienstmädchen oder der Wein spielen, ist in den Ferien im Begegnungszentrum zu erleben.

Aufführungen zu den Veranstaltungen vom 17. bis 24. Februar im Begegnungszentrum Großhennersdorf. Weitere Infos zu Karten und Zeiten unter: www.karneval-grohedo.de