Merken

Verbraucherschutz warnt vor Tele-Columbus-Brief

Der Internetanbieter will die Preise in laufenden Verträgen erhöhen. Das ist dreist, sagen Experten.

Teilen
Folgen
NEU!
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Die Überraschung kommt erst im vierten Absatz. In blumigen Worten preist der Internetanbieter Tele Columbus seinen Kunden zuvor die Vorteile des neuen „Produktportfolios“ an. Wer den Brief zu dem Zeitpunkt bereits gedanklich als Werbung abgestempelt und entsorgt hat, verpasst jedoch das Wichtigste: Alle Kunden, die bislang für 19,99 Euro im Monat unbegrenzt Telefonieren und im Internet surfen konnten, zahlen ab 1. März 24,99 Euro. Die Begründung: Die Übertragungsgeschwindigkeit verbessere sich von 16 auf 20 Megabit pro Sekunde. Die Verbraucherzentrale Sachsen warnt vor dem Angebot und bezeichnet es als „dreist“. Die Veränderungen haben ihren Ursprung in der Fusion von Tele Columbus und Primacom im vergangenen Sommer. Nun sollen auch die Angebote vereinheitlicht werden. 14 000 Kunden hat Tele Columbus in Freital und Bannewitz.

„Der Anbieter versucht auf diese dreiste Art und Weise den Kunden eine Preiserhöhung aufzudrücken“, sagt Janine Hartmann von der Verbraucherzentrale Sachsen. Doch an den Grundsatz, dass Verträge einzuhalten seien, müsse sich nicht nur der Verbraucher, sondern natürlich auch der Anbieter halten. „Demnach müssen sich die Kunden Preiserhöhungen in einem laufenden Vertrag nur ausnahmsweise unter besonderen Umständen überhaupt gefallen lassen.“ Bei einer wesentlichen Vertragsänderung, von der man bei dieser Preiserhöhung ausgehen könne, sei dem Kunden zudem eine Möglichkeit zur Kündigung einzuräumen. Diese fehle in dem Schreiben von Tele Columbus. Es gibt aber den Hinweis auf das Widerspruchsrecht. In einigen Fällen endet die Frist am Donnerstag, 18. Februar.

Widerspruch per Einschreiben

Die Verbraucherzentrale empfiehlt nun, dieses Recht wahrzunehmen und auf Beibehaltung der aktuellen Konditionen bis zum Ende der Vertragslaufzeit zu pochen. Der Widerspruch sollte nachweislich – also per Einschreiben – versandt werden. Zur Sicherheit könne man parallel noch eine gleichlautende E-Mail oder eine Nachricht über das Kontaktformular schicken, empfiehlt Janine Hartmann. Der Vertrag müsse dann von Tele Columbus zu den aktuellen Bedingungen fortgeführt werden. Wenn der Anbieter im Lastschriftverfahren den neuen Preis abbucht, sollten Betroffene eine Rückbuchung veranlassen und nur den alten Preis zahlen, rät die Verbraucherzentrale.

Tele Columbus weist die Kritik von sich. Es handele sich erstens nicht um eine Preiserhöhung, sondern um eine „Umstellung der Tarifwelt“, teilt Unternehmenssprecher Hannes Lindhuber mit. „Die Umstellung der Tarife geht in der Regel mit einer überproportionalen Leistungssteigerung einher.“ Teilweise führe die Umstellung sogar zu Preissenkungen. Dies sei in der Information der Verbraucherzentrale nicht sachlich ausgeführt.

Kündigung macht keinen Sinn

„Zweitens haben wir in unseren Informationsschreiben unsere Kunden aktiv über ihr Widerspruchsrecht zur Vertragsumstellung informiert.“ Im Falle eines Widerspruchs werde der Vertrag zu den bestehenden Bedingungen weiter fortgeführt. „Indem den Kunden eine Widerspruchsmöglichkeit eingeräumt wird, folgen wir übrigens ausdrücklich den Empfehlungen der Verbraucherzentralen bei ähnlich gelagerten Vertragsumstellungen.“ Die Information der Verbraucherzentrale, dass es keine Möglichkeit zur Kündigung gebe, sei „definitiv falsch“. Für die Kunden mache eine Kündigung aber nüchtern betrachtet keinen Sinn, denn erstens gebe es eine Widerspruchsmöglichkeit und zweitens sei auch die neue Internet-Produktwelt von Tele Columbus das günstigste Angebot im Markt. „Auch dies wäre eigentlich ein wichtiger Hinweis für die Verbraucher, den wir im Rahmen einer sachlichen Information von den Verbraucherzentralen erwarten würden.“

Es ist nicht das erste Mal, dass die Verbraucherzentrale vor Angeboten von Tele Columbus warnt.

Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einigen Internetkunden mitgeteilt, dass ihr Tarif, für den sie 13 beziehungsweise 14 Euro zahlten, nicht mehr angeboten wird. „Ihren Internetvertrag stellen wir zu diesem Zeitpunkt auf unseren günstigsten Tarif von 19,99 Euro im Monat um“, hieß es in einem Schreiben. „Für einen wirksamen Tarifwechsel hätte Tele Columbus die Verträge mit der vorgesehenen Frist kündigen müssen. In für eine bestimmte Laufzeit geschlossenen Verträgen wäre das Ende der Laufzeit abzuwarten gewesen“, teilte die Verbraucherzentrale damals mit. Die Vertragsänderung sei nicht wirksam und der Vertrag gelte zu den alten Konditionen weiter.