Görlitz
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Verblasster Glanz

Die Jahre des Leerstandes sind dem Görlitzer Forellhaus anzusehen. Am Denkmaltag können die Görlitzer einen Blick hineinwerfen.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler (Text) und Nikolai Schmidt (Fotos)

Eine Schneise zum Eingang ist geschlagen: Am Sonntag können am Denkmaltag Neugierige zum ersten Mal nach Jahren wieder das Forellhaus betreten. Zwar vermutlich nur das Erdgeschoss, doch dabei wird ihr Blick über Holzpaneele und eine elegante Treppe schweifen oder den Kamin vor dem Salon streifen. Zugegeben: Den Glanz dieser Einrichtung muss sich der Besucher denken. Die Jahre des Leerstandes und des Vandalismus lassen die einst vornehme Ausstattung der Villa auf der Promenadenstraße nur noch erahnen. Doch nach Jahren des Dornröschenschlafes tut sich nun etwas. Ein neuer Eigentümer hat die Villa gekauft, seine Pläne liegen der Stadt vor, nun müssen sich beide Seiten darüber einigen. So lange, erklärt Frank Drechsel von dem gleichnamigen Görlitzer Immobilien-Handelshaus, bleibt das Vorhaben noch ein gut gehütetes Geheimnis. Dafür aber ließ Drechsel im Vorfeld des Denkmaltages die SZ ins Haus. Vom Keller bis zur Dachluke stand das Forellhaus für diese Fotoreportage offen – vieles davon bleibt den Besuchern am Sonntag aus Sicherheitsgründen verborgen.

Forellhaus

Die besten Tage hat das Forellhaus bereits hinter sich. Von der einstigen Größe können sich die Besucher am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals ein Bild machen...
Die besten Tage hat das Forellhaus bereits hinter sich. Von der einstigen Größe können sich die Besucher am Sonntag zum Tag des offenen Denkmals ein Bild machen...
...etwa vom Lichthof, der über einer Wendeltreppe liegt, die ins Dachgeschoss führt.
...etwa vom Lichthof, der über einer Wendeltreppe liegt, die ins Dachgeschoss führt.
Der frühere Glanz des 1897 entstandenen Hauses ist an vielen Stellen noch zu erahnen...
Der frühere Glanz des 1897 entstandenen Hauses ist an vielen Stellen noch zu erahnen...
...so etwa im stattlichen Treppenhaus, das trotz abplatzender Farbe noch heute den großbürgerlichen Lebensstil des 19. Jahrhunderts vermittelt...
...so etwa im stattlichen Treppenhaus, das trotz abplatzender Farbe noch heute den großbürgerlichen Lebensstil des 19. Jahrhunderts vermittelt...
...auch das Äußere ist trotz Graffiti-Schmierereien weiter imposant. Nun hoffen die neuen Eigentümer, dass sie ihre Sanierungspläne verwirklichen können.
...auch das Äußere ist trotz Graffiti-Schmierereien weiter imposant. Nun hoffen die neuen Eigentümer, dass sie ihre Sanierungspläne verwirklichen können.
Im Keller ist diese alte Wäschemangel zu finden...
Im Keller ist diese alte Wäschemangel zu finden...
...während im Erdgeschoss die Kochmaschine inclusive einer Durchreiche fürs Essen in der Tür rechts steht.
...während im Erdgeschoss die Kochmaschine inclusive einer Durchreiche fürs Essen in der Tür rechts steht.
Der erste Stock beherbergt diesen fest eingebauten Kleiderschrank...
Der erste Stock beherbergt diesen fest eingebauten Kleiderschrank...
...jedoch sind auch zahlreiche Graffitis von nächtlichen Besuchern zu finden.
...jedoch sind auch zahlreiche Graffitis von nächtlichen Besuchern zu finden.

Nach dem Abriss einer alten Gaststätte aus dem 18. Jahrhundert entstand das Haus 1897. Bauherr Gustav Schultze, Bruder des Geschäftsmannes Eduard Schultze vom Postplatz, nannte es „die schönste Villa von Biesnitz“. 1920 erwarb Sägewerksbesitzer August Walden das Grundstück, dann wohnte hier Geheimrat Gustav Williger, ein Bergrat und Teilhaber der Waldenburger Kohlegruben. Unter ihm blühte das Objekt auf, bekam Zierbrunnen und das Denkmal „Waldenburger Hammer schwingender Bergmann“. Nach 1945 schenkte die Witwe Williger Haus und Park an die evangelische Kirche, die es unter dem Namen „Friedrich-Forell-Haus“ zu einem Heim der Inneren Mission machte. Nach dem politischen Umbruch veräußerte es die Kirche, seitdem steht es leer. Zuletzt gehörte es einer niederländischen Immobiliengruppe. Nun gibt es Hoffnung auf eine bessere Zukunft für das Denkmal.

Von 10-18 Uhr ist das Forellhaus am Sonntag geöffnet.