Von Sebastian Beutler (Text) und Nikolai Schmidt (Fotos)
Eine Schneise zum Eingang ist geschlagen: Am Sonntag können am Denkmaltag Neugierige zum ersten Mal nach Jahren wieder das Forellhaus betreten. Zwar vermutlich nur das Erdgeschoss, doch dabei wird ihr Blick über Holzpaneele und eine elegante Treppe schweifen oder den Kamin vor dem Salon streifen. Zugegeben: Den Glanz dieser Einrichtung muss sich der Besucher denken. Die Jahre des Leerstandes und des Vandalismus lassen die einst vornehme Ausstattung der Villa auf der Promenadenstraße nur noch erahnen. Doch nach Jahren des Dornröschenschlafes tut sich nun etwas. Ein neuer Eigentümer hat die Villa gekauft, seine Pläne liegen der Stadt vor, nun müssen sich beide Seiten darüber einigen. So lange, erklärt Frank Drechsel von dem gleichnamigen Görlitzer Immobilien-Handelshaus, bleibt das Vorhaben noch ein gut gehütetes Geheimnis. Dafür aber ließ Drechsel im Vorfeld des Denkmaltages die SZ ins Haus. Vom Keller bis zur Dachluke stand das Forellhaus für diese Fotoreportage offen – vieles davon bleibt den Besuchern am Sonntag aus Sicherheitsgründen verborgen.
Forellhaus
Nach dem Abriss einer alten Gaststätte aus dem 18. Jahrhundert entstand das Haus 1897. Bauherr Gustav Schultze, Bruder des Geschäftsmannes Eduard Schultze vom Postplatz, nannte es „die schönste Villa von Biesnitz“. 1920 erwarb Sägewerksbesitzer August Walden das Grundstück, dann wohnte hier Geheimrat Gustav Williger, ein Bergrat und Teilhaber der Waldenburger Kohlegruben. Unter ihm blühte das Objekt auf, bekam Zierbrunnen und das Denkmal „Waldenburger Hammer schwingender Bergmann“. Nach 1945 schenkte die Witwe Williger Haus und Park an die evangelische Kirche, die es unter dem Namen „Friedrich-Forell-Haus“ zu einem Heim der Inneren Mission machte. Nach dem politischen Umbruch veräußerte es die Kirche, seitdem steht es leer. Zuletzt gehörte es einer niederländischen Immobiliengruppe. Nun gibt es Hoffnung auf eine bessere Zukunft für das Denkmal.
Von 10-18 Uhr ist das Forellhaus am Sonntag geöffnet.