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Verbissene Sachwalterin

Im Blickpunkt

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Von Martin Dahms

Carmen Franco Polo wird in zwei Wochen 81Jahre alt, aber sie hat in ihrem langen Leben nicht viel gelernt. Die Tochter des spanischen Diktators Francisco Franco versteht sich noch immer als Sachwalterin des Franquismus – und ihres ganz persönlichen franquistischen Erbes. Wenn Alt- und Jungfaschisten im „Tal der Gefallenen“ bei Madrid jedes Jahr am 20. November den Todestag des Diktators begehen, ist „Carmencita“ Ehrengast. Sie fühlt sich wohl unter diesen Leuten. Weniger wohl fühlt sie sich bei dem Gedanken, dass ganz gewöhnliche Leute ihren Sommersitz Pazo de Meiras in der galicischen Provinz La Coruna betreten könnten.

Die linke Regionalregierung möchte das Anwesen zum „Bien de Interes Cultural“ erklären, zum Kulturgut, das einmal in der Woche vom Volke besucht werden dürfte. Als vergangene Woche eine Architektin, ein Archäologe und eine Kunsthistorikerin den gut hundert Jahre alten Palast besichtigen wollten, ließ Carmen Franco Polo die unerwünschten Besucher von ihrem Anwalt hinaus expedieren. Das hätte sie nicht tun sollen. Bis zu 60000 Euro Bußgeld drohen ihr für diese Unbotmäßigkeit.

Das rührt die Diktatorentochter nicht, denn sie ist gut gebettet. Ihr Vater, den die Franco-Nostalgiker zum bescheidenen Vater der Nation verklären, sammelte in seiner 39-jährigen Regentschaft mehr als fünfzehn Immobilien, einige mit gewaltigem Grundbesitz. Die Immobilien gingen nach Francos Tod nicht an die Nation, sondern an die Tochter.

Den Pazo de Meiras samt sechs Hektar großem Waldgrundstück bekam Francisco Franco noch während des Bürgerkriegs im Jahr 1938 vom dankbaren Volke der Provinz La Coruna geschenkt: Bezahlt aus ganz freiwilligen Spenden und ebenso freiwilligem Gehaltsverzicht der Beamten. Ein Diktator hat es gar nicht nötig zu rauben. Heute soll die Diktatorentochter nicht etwa enteignet werden, um vergangenes Unrecht verspätet wieder gutzumachen. Sie soll nur hin und wieder die Türen ihres Sommersitzes öffnen. Das ist ihr zu viel der Demokratie.

„Carmencita“ ist die einzige Tochter des Diktators mit seiner Frau Carmen Polo y Martinez Valdes, die 1988 verstarb. Sie selbst hat sieben Kinder, vier Söhne und drei Töchter und war seit 1950 mit dem Arzt Dr. Martinez, dem späteren Marques von Villaverde, verheiratet. Auch der Herzog ist inzwischen verstorben. Die Franco-Nachfahrin ist nun das Oberhaupt des Familienclans. Sie führt eine Stiftung, die den Namen des Vaters trägt. Ihrer „Fundacion Nacional Francisco Franco“ wird immer wieder vorgeworfen, die Jahre der Diktatur zu verherrlichen.

Von den sieben Kindern der Diktatorentochter ist vor allem Maria in Erscheinung getreten. Die Enkelin Francos machte nicht mit ihrer politischen Gesinnung, sondern mit ihrem Privatleben Schlagzeilen: Sie heiratete den spanischen Königsenkel Alfonso de Borbon y Dampierre.