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„Venen werden oft vernachlässigt“

Oberarzt Dr. Andreas Ulbrich über Krampfadern und eine neue Behandlungsmethode am Klinikum Freital.

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© Andreas Weihs

Freital. Dick und blau schlängeln sie sich um die Oberschenkel und Waden: Krampfadern gelten nicht nur als optischer Makel, sondern können Betroffenen mitunter richtig zu schaffen machen. Hilfe gibt es in den Weißeritztal-Kliniken in Freital. Dort wird jetzt eine neue Methode zur Behandlung der Venenkrankheit angeboten. Dr. Andreas Ulbrich erklärt, wie sie funktioniert. Der Internist ist seit wenigen Wochen Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Herr Dr. Ulbrich, Sie haben sich auf die Behandlung von Krampfadern spezialisiert. Warum haben sie sich dafür entschieden?

In der Medizin werden die Venen leider oft vernachlässigt. Dabei haben viele Menschen Beschwerden damit. So ist die Dunkelziffer bei Krampfadern sehr hoch. Unruhige, schwere Beine sind häufig erste Symptome. „Da kann man nichts machen“, hören Patienten vom Arzt sehr oft. Mitunter werden Venenleiden auch nicht erkannt. Unterschenkelgeschwüre, also nicht heilende Wunden, zu 80 Prozent auf eine Venenerkrankung zurückzuführen.

Was sind Krampfadern eigentlich?

Krampfadern entstehen in der Regel durch eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche. Die Venen, die das Blut zurück zum Herzen transportieren, leiern gewissermaßen aus. Durch die Schwerkraft versackt das sauerstoffarme Blut in den Beinvenen.

Wer ist von Krampfadern besonders betroffen?

Krampfadern betreffen Männer wie Frauen, Junge wie Alte. Erfahrungsgemäß aber treten Krampfadern bei Frauen ab einem früheren Alter auf. Das liegt daran, dass sich durch Schwangerschaften das Bindegewebe verändert und während einer Schwangerschaft der Druck in den Beinvenen höher ist. Man sagt, dass Krampfadern bei Frauen ab etwa 35 Jahren einsetzen, beim Mann ab etwa 50 bis 55 Jahren.

Sind Krampfadern nur ein kosmetisches Problem ?

Nein, Krampfadern können durchaus sehr schmerzhaft werden. Man unterscheidet verschiedene Stadien. Zunächst kommt es zu Schwellungen in den Beinen, sie fühlen sich abends schwer an. Im zweiten Stadium bemerken die Betroffenen Hautveränderungen, die Haut juckt und verfärbt sich. Bleiben die Venen unbehandelt, kann es im dritten Stadium bis zu einem offenen Bein kommen. Die Haut ist empfindlich, es bilden sich schnell Wunden, die dann nur schwer abheilen.

Wie werden Krampfadern behandelt?

Ganz klassisch ist das sogenannte Stripping, bei dem die Venen in der Regel unter Vollnarkose aus dem Bein entfernt werden. Dazu wird eine Sonde über eine Öffnung in der Leiste bis zum Ende der Vene geschoben und diese dann herausgezogen. Diese Methode wird seit vielen Jahren im zertifizierten Gefäßzentrum Freital-Pirna erfolgreich angewendet.

Sie behandeln Patienten mit einer weiteren Methode, die es bislang am Klinikum noch nicht gab. Welche ist das?

Die Lasermethode wird seit etwa 15 Jahren angewendet. Dabei wird eine dünne Faser über eine Punktion wie zur Blutabnahme am Unterschenkel in das Bein eingeführt und bis zur Leiste vorgeschoben. Durch die Energie, die der Laser abgibt, wird die Vene von innen verschweißt. Der Vorteil ist, dass die Vene nicht gezogen, sondern vom Körper nach und nach abgebaut wird. Das dauert etwa ein halbes Jahr. Außerdem braucht es nur eine örtliche Betäubung. Da über Ultraschall ständig kontrolliert wird, wo sich der Laser befindet, besteht auch nicht die Gefahr, dass die falsche Vene getroffen wird.

Für wen ist diese Methode geeignet?

Grundsätzlich für jeden. Durch die schnellen Heilungsraten empfiehlt sie sich aber besonders für diejenigen, die darauf angewiesen sind, wieder schnell auf den Beinen zu sein. Außerdem bietet sie sich bei Menschen an, die bereits unter offenen Beinen leiden oder Narkosen nicht gut vertragen.

Wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Viele gesetzliche Krankenkassen zahlen die Laser-Behandlung. Auch alle privaten Kassen übernehmen die Kosten. Vereinzelte Kassen zahlen die Behandlung bislang nicht.

Kann man sich vor Krampfadern schützen?

Bewegung ist immer gut. Auch über warme Wechselduschen können die Gefäße trainiert werden. Wer familiär vorbelastet ist, sollte mit Sauna vorsichtig sein.

Unter dem Titel „Krampfadern – mehr als nur ein kosmetisches Problem“ informiert Dr. Andreas Ulbrich, am Mittwoch, 17. Mai, über die Ursachen und Behandlung von Krampfadern. Beginn ist 17 Uhr im Klinikum Freital, Bürgerstraße 7. Der Eintritt ist frei.

Montags von 8 bis 15.30 Uhr bietet die Klinik eine Venensprechstunde. Terminvereinbarung: Telefon 0351 6467700