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Vattenfall baut riesige Zug-Werkstatt

An der 225 Meter langen Werkhalle im Industriepark Schwarze Pumpe war jetzt Richtfest.

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© Gernot Menzel

Von Mirko Kolodziej

Eine Zwölf-Millionen-Euro-Investition wächst derzeit auf dem Gelände der Vattenfall-Hauptwerkstatt im Industriepark Schwarze Pumpe. Der Energie-Konzern baut hier seit März die neue Instandhaltung für seinen Lausitzer Schienenfahrzeug-Park. Jetzt war Richtfest.

© Gernot Menzel

„Was steht, bringt kein Geld“, erklärte Vattenfall-Vorstand Uwe Grosser, bevor Jürgen Wünsche von der mit dem nun fertigen Rohbau beauftragten Bautzener Baufirma Obag den Richtspruch ausbrachte. Denn das Ziel ist, in der neuen Werkstatt Kohlezüge künftig deutlich schneller durch die regelmäßig nötigen Überprüfungen bringen zu können als bisher. Dauern diese Zugkontrollen im Moment noch anderthalb Tage, sollen sie nach Fertigstellung der neuen Werkhalle Ende nächsten Jahres in einer Achtstunden-Schicht erledigt sein. Dazu, Standzeiten, die Anzahl nötiger Reservezüge und den Rangier-Aufwand verringern zu können, trägt zum einen die Zentralisierung der Zug-Instandhaltung bei. Denn im Moment hat Vattenfall hierzu in Schwarze Pumpe und in Jänschwalde insgesamt drei Werkstätten.

Zum anderen werden Anlage und Ausstattung der neuen Halle helfen. Der Stahlbeton-Bau ist stattliche 225 Meter lang, was bedeutet, dass man hier künftig ganze Züge unterbringen kann. Bisher muss unter einem Schleppdach in Jänschwalde entkoppelt werden, denn das dort zur Verfügung stehende Gleis misst nur 45 Meter.

Der Neubau bekommt nicht nur zwei Reparaturgleise, sondern auch diverse Arbeitsbühnen, ein Bremsprüfgerät sowie von Vattenfall selbst entwickelte Spezialwerkzeuge. Allein die vollautomatische Messung zur Radsatzdiagnose soll eine Zeitersparnis von dreieinhalb Stunden pro Zug bringen. Die Investition, sagt Vattenfall-Chefinstandhalter Thomas Nobis, erfolge mit Blick auf die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre: „Sie ist die Voraussetzung dafür, dass der Standort sich dynamisch weiterentwickeln kann.“ Der Konzern rechnet damit, dass seine Bergbausparte Mining in den kommenden Jahren das Transportvolumen von jährlich ungefähr 60 Millionen Tonnen Rohbraunkohle im Lausitzer Revier noch steigen wird. Voriges Jahr war mit fast 64 Millionen Tonnen bereits ein Rekord erreicht und im Vattenfall-Jahresabschluss 2013 heißt es dazu: „Im mittelfristigen Planungszeitraum bis 2018 wird von einer jährlichen Rohkohleförderung von 62 bis circa 66 Millionen Tonnen ausgegangen.“ Das bedeutet natürlich, dass die Transportkapazitäten dringend gebraucht werden. Konzerninterne Vorgabe ist, nach Fertigstellung der neuen Werkhalle ständig 95 Prozent des Fuhrparks verfügbar zu haben. Um das zu erreichen, wurden seit dem Baubeginn im März unter anderem 15 000 Kubikmeter Erdreich aus der Baugrube geholt. Immerhin werden die 30 Kollegen, die sich ab Ende nächsten Jahres im Neubau um die Schienenfahrzeug-Instandhaltung kümmern, gut 5 600 Quadratmeter Hallenfläche zur Verfügung haben. 80 Betonstützen sind gestellt und in rund 15 Metern Höhe ist das Dach aufgesetzt worden. In wenigen Wochen sollen die Wände geschlossen sein, damit der Innenausbau starten kann.

Zum Beispiel wird der Gleisbau Sabrodt samt der nötigen Anschlüsse fast 900 Meter Schienen zu verlegen haben. Auch vier Hallen-Kräne werden installiert. Sie sollen es unter anderem ermöglichen, defekte Baugruppen oder sogar komplett defekte Waggons auszuwechseln, ohne dass dazu rangiert werden muss. Und dann geht es eben rasch wieder aufs Gleis zurück. Zusätzliches Tempo soll nicht nur die zentrale Lage von Schwarze Pumpe im Revier bieten. „Mit dem Industriepark wurde ein Standort gewählt, der wegen des direkten Anschlusses an die Hauptwerkstatt beste Voraussetzungen für Synergien und effiziente Prozesse bietet“, erklärte Vattenfall-Sprecherin Susann Thomanek.