Merken

Varnsdorfer verhindert Großbrand in Großschönau

Weil der Tscheche in der Nacht niemanden erreicht, handelt er ganz uneigennützig und schnell.

Teilen
Folgen
NEU!
© Feuerwehr Großschönau

Von Holger Gutte

Großschönau. Für Großschönaus Feuerwehrmänner ist am Freitag um 2.57 Uhr die Nacht zu Ende gewesen. Die Rettungsleitstelle meldet um diese Zeit einen Brand in der Hauptstraße. Als die Kameraden dort wenig später eintreffen, brennen vier Mülltonnen. Sie sehen einen Mann, der mit einem Feuerlöscher bewaffnet die Flammen in Schach hält. Es ist Jaroslav B. aus Varnsdorf. „Durch sein schnelles Eingreifen hat er einen größeren Brand verhindert“, schildert Großschönaus Gemeindewehrleiter, Fabian Hälschke.

Jaroslav B. ist auf der Heimreise in Großschönaus tschechische Nachbarstadt. Er wohnt nur ein paar hundert Meter vom Grenzübergang nach Varnsdorf entfernt. Plötzlich sieht er auf der Hauptstraße in Großschönau die brennenden Mülltonnen. Er hält sofort an und macht sich auf der Straße bemerkbar. „Aber niemand hat darauf reagiert“, berichtet Fabian Hälschke. Auch auf das Klingeln an der Haustür öffnet ihm niemand.

Jaroslav B. gibt trotz der nächtlichen Stunde danach nicht auf. Er fährt nach Varnsdorf und kommt von dort mit einem Feuerlöscher zurück. Damit kämpft er gegen die Flammen an. Erst jetzt wird eine Anwohnerin auf sein Treiben vorm Haus aufmerksam. Und sie ruft sofort bei der Rettungsleitstelle an.

„Wir hatten zuerst gedacht, er ist ein Anwohner“, sagt der Gemeindewehrleiter. Weil Jaroslav B. kein Deutsch spricht, erklärt er den Feuerwehrleuten auf Englisch, was passiert war. Fabian Hälschke schätzt sein Alter auf etwa Mitte 40. Von der Feuerwehr werden die anderen noch schlafenden Mieter im Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße geweckt.

Fabian Hälschke findet es toll, dass Jaroslav B. sofort und vor allem uneigennützig reagiert hat. Beim Aufnehmen seiner Personalien informierte man ihn, dass er den Feuerlöscher ersetzt bekommt. Aber der Tscheche lehnt es ab. „Er wollte einfach nur helfen“, sagte der Wehrleiter. Wer weiß, wie viele andere Leute einfach vorbeigefahren wären. So aber ist ein größerer Brand verhindert worden. Denn die Mülltonnen standen nicht nur an einer Hecke, sondern auch an einem mit Holz verkleideten Schuppen, an dem sich noch ein weiterer befand.

„An dem Schuppen, an dem die Mülltonnen brannten, war ein Fenster leicht geöffnet. Die Flammen hätten schnell nach drinnen gelangen können“, erzählt der Gemeindewehrleiter. Die darin stehenden Fahrräder und das Brennholz wären eine leichte Beute für die Flammen gewesen. Um 3.45 Uhr war der Einsatz der Großschönauer Ortsfeuerwehr beendet. Zehn Kameraden sind mit zwei Feuerwehr-Fahrzeugen ausgerückt.

Wie die Polizeidirektion Görlitz berichtet, ist die Brandursache noch unklar. Der Schaden wird auf etwa 200 Euro geschätzt. Die Kriminalpolizei ermittelt nun. Über die Varnsdorfer Feuerwehr wollen die Großschönauer noch einmal Kontakt zu Jaroslav B. aufnehmen und ihm danken.

„Es war 2016 unser erster Einsatz“, sagt Fabian Hälschke. Im vergangenen Jahr musste die Gemeindefeuerwehr insgesamt zu 39 Einsätzen ausrücken. Der spektakulärste ist dabei der letzte Einsatz im Jahr gewesen. Eine Tierrettung steht schließlich nicht allzu oft bei einer Feuerwehr an. Die Kameraden mussten ein Pferd in Neuschönau befreien. „Das Pferd hatte sich selbstständig gemacht und war in einen 1,60 Meter tiefen abgedeckten Wassergraben gestürzt“, erzählt Fabian Hälschke. Und das Tier hatte sich zu allem Übel auch noch im Graben gedreht und kam aus eigener Kraft ohne fremde Hilfe nicht mehr heraus.