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Varnsdorf hat jetzt drei Bahnhöfe

Nur wenige Meter von der Grenze zu Seifhennersdorf entfernt, ist an der Brauerei ein Haltepunkt eröffnet worden.

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Von Rolf Hill

Für den Varnsdorfer Unternehmer Josef Šusta hat sich am Freitag ein weiterer Teil seines Lebenstraumes erfüllt. Feierlich konnte er den ersten privat finanzierten und öffentlich zugänglichen Eisenbahnhaltepunkt seit Kriegsende auf dem Gebiet Tschechiens eröffnen. Natürlich trägt dieser nicht ohne Grund den Namen „Pivovar Varnsdorf Kocour“ (Brauerei Kater), denn bis zu dieser, fast unmittelbar an der Grenze zu Seifhennersdorf gelegenen Brauerei sind es gerade mal zehn Minuten Fußweg.

Das bestärkt den Investor in der Hoffnung, dass künftig verstärkt auch Gäste aus beiden Ländern die Möglichkeit nutzen, bei einer Fahrt mit dem Trilex-Zug hier eine Pause einzulegen, die Brauerei zu besichtigen, die Kinder zum Streichelgehege mit den Haustieren zu begleiten und als Abschluss das überaus verführerische Angebot der hauseigenen Gaststätte wahrzunehmen. Und da gibt es noch etwas ganz Spezielles. Šusta, ein begeisterter Eisenbahn-Fan, erwarb zwei aus einem alten Moskauer Schnellzug ausgesonderte Schlafwagen. Diese stehen heute im Hof der Brauerei und dienen bei Bedarf für Gäste zum Übernachten.

„Als ich erfahren hatte, dass am nahe gelegenen alten Bahnhof ein neuer Bahnsteig gebaut wird, kam mir die Idee für den Haltepunkt “, erzählte Šusta. Bürgermeister Martin Louka habe ihm gleich geholfen, die nötigen Kontakte herzustellen. Natürlich habe es in der Stadt und auch unter seinen Unternehmerfreunden solche gegeben, die sagten, er sei verrückt, räumte er ein. Aber, es war nun einmal sein Traum.

Zur Eröffnung des Haltepunktes sind auch die Bürgermeister der deutschen Nachbarorte, Karin Bernd (parteilos) aus Seifhennersdorf und Frank Peuker (SPD) aus Großschönau gekommen. Immerhin wird die Strecke durch das Tal der Mandau seit zehn Jahren gemeinsam betrieben. Beide gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, dass der grenzüberschreitende öffentliche Personennahverkehr in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Die Gestaltung der Haltestelle selbst habe er in zwei historischen Bierkästen aus Metall gefunden, erzählte Architekt Petr Šikola. Natürlich wolle man damit den Zusammenhang mit der Brauerei vertiefen. Das Material, rostendes Blech, erinnere an den Industriecharakter der Anlage. Die Überdachung wurde ebenfalls aus diesem Material hergestellt. In diese wurden aber viele Löcher gebohrt, um die Gestalt des Katers, des Logos der Brauerei, darzustellen.