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Flugverbot nach Tel Aviv aufgehoben

US-Airlines dürfen den Flughafen Tel Aviv wieder anfliegen. Die Gefechte im Gazastreifen dauern jedoch an, die Zahl der Toten steigt weiter. Jetzt wird wieder über eine humanitäre Feuerpause gesprochen.

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© dpa

New York/Tel Aviv. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat das Flugverbot für amerikanische Fluggesellschaften nach Tel Aviv wieder aufgehoben. Die Entscheidung kam, obwohl die Kämpfe im Gazastreifen auch am Donnerstag in unverminderter Härte weitergehen. Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen wurden in der Nacht 23 weitere Palästinenser getötet. Die Zahl der Toten in dem Palästinensergebiet seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli stieg damit auf 718.

Der Ben-Gurion-Flughafen dürfe seit 05.45 Uhr (MESZ) am Donnerstag wieder angeflogen werden, teilte die US-Behörde FAA auf ihrer Webseite mit. Man werde die Situation im Auge behalten und nötigenfalls Maßnahmen ergreifen. Die FAA hatte das Flugverbot zunächst um weitere 24 Stunden verlängert. Das Verbot war mit den Raketenangriffen aus dem Gazastreifen begründet worden.

Der israelische Transportminister Israel Katz sprach von einer „sehr wichtigen Entscheidung“ der FAA. Man habe vorher „auf allen Ebenen“ agiert, um die USA wieder von dem Flugverbot abzubringen. „Wir haben erklärt, wie sicher der Himmel über Israel ist, wie sicher der Flughafen ist“, sagte Katz dem israelischen Rundfunk.

Der britische Billigflieger Easyjet teilte jedoch mit, er habe seine Flüge von und nach Tel Aviv auch am Donnerstag ausgesetzt. Betroffen seien Flüge von den Flughäfen Berlin-Schönefeld, Basel, Genf, Manchester, Mailand-Malpensa sowie den beiden Londoner Airports Luton und Gatwick nach Tel Aviv und auf der jeweiligen Retour-Strecke.

Israelische Medien berichteten am Donnerstag von Bemühungen um eine fünftägige humanitäre Feuerpause zwischen Israel und der radikal- islamischen Hamas. In der Zeit sollten die Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe weitergehen. Hamas-Exilchef Chaled Maschaal hatte am Mittwochabend die Zustimmung seiner Organisation zu einer Vereinbarung mit Israel erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig gemacht. US-Außenminister John Kerry reiste nach Vermittlungsgesprächen in Israel und den Palästinensergebieten wieder nach Kairo.

Nach einer ungewöhnlich ruhigen Nacht feuerten militante Palästinenser am Donnerstagmorgen wieder Raketen auf Israel ab. Sechs der in der Nacht im Gazastreifen getöteten Palästinenser seien Kinder, teilten die örtlichen Rettungsbehörden mit. Mehr als 4.500 Menschen wurden nach diesen Angaben verletzt. Auf der israelischen Seite starben bisher mindestens 32 Soldaten und drei Zivilisten.

Nach Informationen des UN-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat die israelische Armee einen drei Kilometer breiten Streifen, 44 Prozent des Gazastreifens, zum Kampfgebiet erklärt, das von Zivilisten nicht betreten werden dürfe.

Der UN-Menschenrechtsrat will angesichts der fortwährenden Kämpfe im Gazastreifen eine Überprüfung wegen möglicher Kriegsverbrechen einleiten. Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, zweifelte am Mittwoch an, dass Israel alles tue, um zivile Opfer zu vermeiden. Jede Warnung vor einem Angriff müsse den Menschen, darunter Alten und Kranken, auch die Zeit zur Flucht geben, forderte sie. Gleichzeitig verurteilte Pillay wahllose Angriffe militanter Palästinenser auf israelische Ortschaften. „Israelische Kinder und ihre Eltern sowie andere Zivilisten haben auch das Recht, ohne die ständige Angst zu leben, dass aus Gaza abgefeuerte Raketen auf ihren Häusern landen und sie töten oder verletzten könnten“, sagte sie.

Zu der Überprüfung wegen möglicher Kriegsverbrechen sagte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman am Mittwochabend, der UN-Menschenrechtsrat sei „schon lange zu dem Rat für die Rechte der Terroristen geworden“.

Überschattet vom Gaza-Konflikt übergibt der israelische Präsident Schimon Peres am Donnerstag sein Amt an Nachfolger Reuven Rivlin. (dpa)