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Ursache unbekannt

Die Zahl der Allergiker nimmt zu. Und nicht nur unter Kindern. Auch viele ältere Menschen erkranken.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Dass der Deutsche Allergie und Asthmabund vor 120 Jahren nun gerade auf Helgoland als „Heufieberbund“ gegründet wurde, ist kein Zufall. Dorthin flüchteten die Gutbetuchten in der Sommerzeit vor den allgegenwärtigen Pollen. Das Inselklima tut Allergikern gut. „Ich habe früher selbst Kinderferienlager auf Amrum organisiert“, erzählt Hella Zimmermann. Die Leipzigerin engagiert sich seit 1990 beim Deutsche Allergie und Asthmabund und am Dienstag beriet sie mit einigen Mitstreitern Allergiker auf dem Döbelner Obermarkt. Das Mobil des Verbandes erregte Interesse. „Die Menschen kommen mit Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten, mit Pollen- und Hausstauballergien. Meist liegt eine Hauterkrankung als Grunderkrankung vor, auf die sich die Allergie aufsetzt. Die Ärzte haben oft nicht so viel Zeit zu erklären, was man alles dagegen machen kann“, sagte Mitarbeiterin Sabine Hundt.

Hella Zimmermann kann aus eigener Erfahrung sprechen. Die Leipzigerin leidet seit Langem an Asthma. Die Allergien nehmen zu. „Früher galten sie als Erkrankungen, die Kinder bekommen. Heute kommen Leute mit 60 oder 70 Jahren mit den ersten Reaktionen“, erzählte sie. „Ich habe eine 94-Jährige kennengelernt, die hatte 60 Jahre Kiwi gegessen und dann eine Allergie entwickelt.“

Über die Ursachen für die steigende Zahl an Allergien herrscht noch eine gewisse Ratlosigkeit. Hella Zimmermann glaubt, dass dabei viele Faktoren eine Rolle spielen. Die Ernährung hat sich verändert und Umwelteinflüsse sind hinzugekommen. Auch die Herstellungsmethoden von Kleidung und Lebensmitteln haben sich weiterentwickelt. Viele Konservierungsstoffe werden verwendet. „Es ist ein breites Spektrum und man hat bestimmt noch nicht alle Punkte erkannt. Vielleicht spielt auch die Belastung mit Feinstaub eine Rolle“, sagte sie. Nicht zuletzt werden Allergien auch vererbt. Hella Zimmermann nimmt ihre eigene Familie als Beispiel, in der viele Mitglieder unter Allergien leiden. „Viele Menschen wissen vielleicht gar nicht, ob ihre Großeltern unter Allergien gelitten haben“, sagte sie.

Mit der Häufigkeit nehmen zum Glück aber auch die Möglichkeiten der Behandlung von Allergien zu. „Man kann da heute viel machen“, sagte Hella Zimmermann. Es gibt wirksame Arzneimittel, und auch Hypersensibilisierungen sind möglich, bei denen das überreagierende Immunsystem langsam an den allergenen Stoff gewöhnt wird. „Das kann man auch mit Tabletten oder Tropfen machen“, sagte sie. Sie habe selbst schon in sogenannten Desease-Management-Programmen (DMP) Kinder und Jugendliche im Umgang mit Asthma geschult – und vor allem deren Eltern. „Man stößt da auf zwei Phänomene. Entweder das wird alles nicht ernst genommen oder die Eltern haben totale Panik. Durch die Beratung kommt da Ordnung rein“, so Hella Zimmermann. Bei Kindern wachsen sich Allergien manchmal aus, und auch im Alter können sie verschwinden, so Zimmermann. „Die Anlage dafür bleibt aber bestehen. Sie kommt vielleicht in anderer Form wieder. Allergien, Asthma und Neurodermitis – das ist ein Dreigestirn.“

Informationen und Beratung gibt es im Internet unter www.daab.de.