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Uranabbau wirkt in Königstein noch lange nach

Die Sanierung der Wismut in Königstein geht voran. In Freital ist man da schon ein großes Stück weiter.

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Von Franz Werfel

Freital. Die knapp 30-jährige Geschichte des Uran-Bergbaus in Königstein beschäftigt Bürger, Behörden und die heutige Wismut AG noch immer. Von den einst 2 200 Wismut-Mitarbeitern sind heute noch 150 auf dem Gelände tätig. Mehr als eine Milliarde Euro hat die Bundesrepublik seit der Wende in dessen Sanierung gesteckt, allein 30 Millionen im vergangenen Jahr.

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Seit vergangenem Jahr wurde bei der Wismut in Königstein wieder gebaut: Büros, Labore, die Kantine und die neue Steuerung für die Wasser-Aufbereitungsanlage werden Anfang Juni bezogen.
Seit vergangenem Jahr wurde bei der Wismut in Königstein wieder gebaut: Büros, Labore, die Kantine und die neue Steuerung für die Wasser-Aufbereitungsanlage werden Anfang Juni bezogen. © SZ/Werfel

Das meiste Geld, gute neun Millionen Euro, ist in ein neues Gebäude für Büros, Labore und die Kantine geflossen. Dieses können die Wismut-Leute Anfang Juni beziehen. Am Mittwoch kam zum 35. Mal der Umweltbeirat zusammen. Die Wismut stellte den Behörden, Bürgermeistern und Landrat Michael Geisler vor, was sie in den vergangenen Monaten in Königstein geschafft hat. Die SZ beantwortet die wichtigsten Fragen zum aktuellen Geschehen.

Gehen derzeit Gefahren von der Wismut aus?

Von der Wismut gibt es dazu ein ganz klares Nein. Erstens würden alle Mitarbeiter vor Ort regelmäßig auf Strahlung untersucht, zweitens ist die ständige Kontrolle der Luft und des Wassers auf dem Gelände die Hauptaufgabe der Wismut. Die gemessenen Werte lägen immer weit unter den gesetzlich festgeschriebenen Grenzen.

Wie schon 2016 wurden auch im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Kubikmeter Wasser behandelt, 19 Tonnen Uran wurden dabei ausgewaschen. Das radioaktive Metall wird in Schlamm sicher gebunden und in den Silos vor Ort eingelagert. 34 Tonnen kamen so 2017 zusammen. Für 2019 sind erneut Transporte in eine tschechische Fabrik geplant. Dort wird das Uran wieder dem Brennstoffkreislauf zugeführt. „Wir machen nichts ohne Behörden-Erlaubnis“, sagte Wismut-Chef Stefan Mann.

Was hat es mit dem Endlager für den Uran-Schlamm auf sich?

Die Wismut pumpt unablässig Wasser aus der früheren Urangrube und behandelt es. So wird das Uran schrittweise ausgewaschen. Jährlich sinkt der Urangehalt, auf zuletzt noch sieben Milligramm je Liter. Ab etwa 2021 soll das Königsteiner Uran nicht mehr als Schlamm abtransportiert, sondern dauerhaft in einem Sonderbereich auf der Schüsselgrund-Halde eingelagert werden. Für so ein Endlager gelten besonders strenge Regeln, wie die Wismut erläuterte. Man wende das Verfahren seit zwei Jahrzehnten erfolgreich an, etwa in Aue.

Dabei werden bis zu drei Millimeter dicke Folien auf dem Boden aufgespannt. Diese sind von der Bundesanstalt für Materialforschung zugelassen. Mit Kies- und Tonschichten wird verhindert, dass Uran ins Grundwasser gelangt. Extra-Behälter sind nicht nötig. Ist ein Bereich verfüllt, wird er mit Folien abgedeckt. Dann kann Regenwasser nicht mehr eindringen. Wegen ungünstiger Witterung konnte erst einer von drei Bauabschnitten fertiggestellt werden. Dieser wird seit Februar genutzt.

Das Sächsische Oberbergamt hat dieses Verfahren im Herbst 2016 genehmigt. Besorgt waren Struppener Anwohner, was den Sonderbereich auf der Schüsselgrund-Halde anbelangt. Sie monierten unter anderem, dass sie von dem Planverfahren, das seit 2011 lief, nichts mitbekommen hatten. Tatsächlich wurden nur die Königsteiner Bürger mit einem Aushang am Rathaus über das Vorhaben informiert. Das lief aber nach geltendem Recht ab, wie ein Vertreter des Sächsischen Oberbergamtes am Mittwoch erklärte. Die Wismut rechnet damit, dass der rund 80 000 Kubikmeter große Sonderbereich bis 2045 ausreicht. Ziel ist, dass das Wasser dann nicht mehr aufbereitet werden muss. Ob das klappt, ist offen.

Wie geht es nun mit der Wismut in Königstein weiter?

Königstein gilt als schwieriger Standort, weil das Uran ab 1967 mit chemischen Verfahren aus der Erde geschwemmt wurde. Derzeit finden hydraulische und hydrochemische Tests in der Flutungsgrube statt. Wichtig ist, einen bestimmten pH-Wert zu halten, damit sich Uran nicht aus dem Gestein löst. Das Wasserniveau in der Grube wurde von 140 auf 150 Meter erhöht. Die Ingenieure wollen wissen, wie das Grundwasser reagiert, wenn das Niveau steigt. Seit 13. März wird der Wasserspiegel wieder gesenkt. Bisher konnte die Wismut keine Veränderungen im Boden feststellen. Das große Ziel sei, sagte Königsteins Standortchef Carsten Wedekind, dass die Region künftig nicht mit Uran verseucht werde.

Wenn in den nächsten Jahren weitere Gebäude abgerissen werden, könnte das Gewerbegebiet vergrößert werden. In jedem Fall muss die Umwelt in Königstein noch sehr lange überwacht werden.

Was gibt es Neues vom Freitaler Wismut-Stolln?

Mit „Willi Agatz“ in Dresden-Gittersee und dem Freitaler Wismut-Stolln gab es im Landkreis noch einen weiteren Standort, an dem Uran abgebaut wurde. Bereits seit Oktober 2014 fließen rund 75 Kubikmeter Wasser je Stunde durch den Stolln. Drei Kilometer ist er lang, der sechs Kilometer lange Tiefe Elbstolln leitet das Wasser weiter bis nach Dresden-Cotta. Dort fließt es nahe des Cottaer Bahnhofs in die Elbe. Unter Wismut-Kumpels kursiert der Spruch: „Wenn wir Wasser in die Elbe einleiten, ist das sauberer als das Wasser, das die Elbe selbst mitbringt.“ Laut Wismut werden die Grenzwerte für Uran seit Jahren weit unterschritten, mehrmals jährlich werden sie kontrolliert. Wismut-Mitarbeiter sind in Freital und Gittersee nicht mehr vor Ort.