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Unvergessliche Tauschaktion: Waffen gegen Nähmaschinen

Für sein soziales Engagement wurde der Schönaer Bernhard Behnke ausgezeichnet. Er verlagert nun sein Tätigkeitsfeld.

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© Gabriel Moreno

Von Gunnar Klehm

Dresden/Schöna. Das waren die spektakulärsten Aktionen, die der Schönaer Bernhard Behnke mit organisiert hat. Als Geschäftsführer des Dresdner Vereins „Arbeit und Lernen“ war er maßgeblich an der Tauschaktion von Maschinenpistolen gegen Nähmaschinen oder Fahrräder in Afrika beteiligt. Fast 28 Jahre lang hat Behnkes Verein in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt beziehungsweise der späteren Arbeitsagentur und dem Jobcenter Qualifizierungs- und Wiedereingliederungsmaßnahmen in den Arbeitsmarkt organisiert. „Etwa ein Jahr lang wurden in unseren Werkstätten Arbeitslose, Behinderte oder Asylbewerber geprüft, für welchen Beruf in einem Handwerk sie geeignet wären“, erklärt Bernhard Behnke. Dabei war dem Verein immer wichtig, Qualifikation mit wertschaffender Arbeit zu verbinden. Unter anderem wurden gebrauchte Nähmaschinen oder Fahrräder aufgearbeitet.

In Kooperation mit dem Dresdner Verein Arche Nova wurden diese in mehr oder weniger befriedete Krisenregionen gebracht, etwa nach Mosambik. „Wer uns dort eine Waffe abgegeben hat, die vor Ort sofort zerschnitten wurde, bekam eine Nähmaschine oder ein Fahrrad“, sagt Behnke. Das war Ende der 1990er-Jahre nur eine Aktion von vielen. So wurden etwa Solarkocher oder Solarlampen hergestellt und an Hilfsorganisationen gegeben. Doch die Waffen-Tauschaktion blieb am meisten in Erinnerung.

Das bekam Bernhard Behnke nun auch von sächsischen Spitzenpolitikern bestätigt. Im Dezember wurde er zum Ehrenamts-Empfang in den Landtag eingeladen. Dort wurde er von Landtagspräsident Matthias Rößler gefragt: „Machen Sie das noch mit dem Tausch Waffen gegen Nähmaschinen?“ Das interessierte auch Sozialministerin Barbara Klepsch. Das musste Behnke allerdings verneinen, und zwar aus zweierlei Gründen. „Arche Nova konzentriert sich jetzt in Krisengebieten auf die Trinkwasseraufbereitung“, erzählt Behnke. Zum anderen befindet sich sein Verein „Arbeit und Lernen“ in Liquidation.

Das sei aber in Ordnung so. „Unsere satzungsmäßige Aufgabe ist erfüllt“, sagt Behnke. Damit meint er natürlich nicht die Entwaffnung der Welt. Sondern die Maßnahmen, die der Verein angeboten hatte, werden in der Form nicht mehr gebraucht. „Die Arbeitslosenzahlen sind doch gar nicht mehr mit denen der 1990er-Jahre vergleichbar. Auch die Zahl der Asylbewerber geht ja stark zurück“, sagt Behnke.

In seinem Alter von 70 Jahren sei es außerdem sowieso an der Zeit, etwas kürzer zu treten. Sein Häuschen in Schöna nennt er jetzt seinen Alterssitz. Ein bisschen engagieren will er sich aber auch dort. Behnke macht im Verein Sandsteinspiele mit, der jedes Jahr im Sommer das Landschaftstheater auf die Beine stellt. „Das ist eine tolle Sache und wir werden immer besser“, sagt der Senior, der als Laiendarsteller auftritt. Die Show sei dabei nicht das Wichtigste. „Der soziale Zusammenhalt in dem Verein ist schon enorm“, sagt Behnke. Er freut sich schon auf die nächste Probenzeit.