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Unterwegs im Seußlitzer Grund

Mit Kenner Klaus Dünnebier lässt sich in dem Naturgebiet weit mehr entdecken als nur grüne Bäume und blühende Sträucher.

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© Sebastian Schultz

Von Dörthe Gromes

Diesbar-Seußlitz. Eine zauberhafte Frühlingsstimmung liegt an diesem Vormittag mitten in der Woche über Diesbar-Seußlitz. Die Luft ist mild, jedoch noch ohne Hitze, die Obstbäume stehen in voller Blüte, Vögel zwitschern und Insekten summen. Alles wirkt friedlich und entspannt. Wir treffen uns mit Klaus Dünnebier im Naturschutzzentrum im Haus des Gastes unweit des Schlosses. Im Untergeschoss ist die Touristen-Information untergebracht. Seit mehr als 20 Jahren, genauer gesagt seit 1995, leitet der Riesaer als Vorsitzender die Geschicke des Vereins Pro Natura, der neben anderen Aktivitäten das kleine Naturschutzzentrum betreibt. In der liebevoll zusammengestellten Ausstellung gibt es viel Wissenswertes über die heimische Natur zu erfahren.

Noch spannender ist, sich mit Klaus Dünnebier direkt in die Natur zu begeben. Viele Male hat der 66-Jährige Schüler und Erwachsene auf Naturkunde-Wanderungen durch den Seußlitzer Grund geführt. Wichtig ist es ihm, Kindern und Jugendlichen ein Gefühl für die Natur zu vermitteln: „Ich bin schon froh, wenn Kinder der vierten Klasse zumindest ein paar Baumarten unterscheiden können.“ Seinen anschaulichen Erklärungen über Natur und Geschichte hört man gern zu.

Als wir an einer Weide vorbeikommen, deren Stamm mit Efeu umrankt ist, erklärt er: „Efeu ist ein Klimmer, das heißt, er lässt den Baum, an dem er hochrankt, am Leben. Der chinesische Blauregen am Riesaer Rathaus hingegen ist ein Würger, der Baum würde absterben.“ Richtung Seußlitzer Grund passieren wir gemütlich wiederkäuende Rinder. Wo sie nicht grasen, wachsen Löwenzahn und Wiesenschaumkraut.

Gesteinsproben und heimische Tiere

Das Naturschutzzentrum des Vereins Pro Natura befindet sich im ersten Stock des Hauses des Gastes, seit das Gebäude in Diesbar-Seußlitz saniert wurde.

Zu sehen sind unter anderem ein großes Landschaftsrelief, Schauvitrinen mit Vögeln und Säugetieren, Schautafeln und eine Sammlung heimischer Gesteinsproben. Für Kinder interessant ist die Fühlbox.

Hinter dem Haus lädt ein kleiner Garten zum Verweilen ein.

Öffnungszeiten: Von April bis Oktober. Dienstag bis Donnerstag sowie am Sonnabend 10 bis 17Uhr. Freitag 10 bis 14Uhr. Sonntag und an Feiertagen: 13 bis 17Uhr und auf Anfrage.

Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten.

Quelle: www.nsz-pro-natura.de

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Der Weg führt nun auf der linken Talseite einen ebenen Pfad unter einem grünen Blätterdach entlang. „Das ist der Herrenweg, ein klassischer Spazierweg, der wohl schon seit dem 19. Jahrhundert als solcher genutzt wird.“ In einigen abgestorbenen Bäumen haben Wissenschaftler von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Insektenfallen aufgehängt, um den aktuellen Insektenbestand zu erfassen.

Klaus Dünnebier macht auf eine schmale Rinne aufmerksam, die neben dem Weg verläuft. Das sei früher der Mühlbach gewesen. Da es die Mühlen seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, ist der Bach verlandet.

Ein neues Gewässer entstand hingegen Anfang der 1970er Jahre im Seußlitzer Grund: der Gondelteich. Er wurde angelegt, um für die Bewohner der nahe gelegenen Orte eine Möglichkeit zum Bootfahren zu schaffen. Heute wird das idyllische Gewässer hingegen als Fischteich genutzt. „Damals sind durch die Anlage des Teiches zwei uralte Linden eingegangen“, sagt Dünnebier. Das hätte die Naturschützer nicht gerade gefreut, aber so sei es eben: „Man kann nicht alles erhalten.“ Wolle man zum Beispiel eine Wiese mit seltenen Wildblumen, so müsse man sie regelmäßig mähen, weil sich sonst dort andere Pflanzen ausbreiten würden. Zusammen mit seinen Vereinskollegen hält Dünnebier einige Wiesen im Seußlitzer und Blatterslebener Grund frei.

Die Natur in Seußlitz hält Klaus Dünnebier noch für relativ intakt, zumindest was die Pflanzen anbelangt. „Natürlich spült das Wasser auch Dünger und Pestizide von den Feldern in den Grund, das lässt sich kaum vermeiden“, sagt er. Am Gondelteich ist der Spaziergang leider schon zu Ende, wie schön wäre es jetzt, weiter das Tal hinauf zu wandern.

Am 6. Mai findet um 8 Uhr eine naturkundliche Wanderung durch den Seußlitzer Grund statt. Sie dauert circa drei Stunden und geht über fünf Kilometer. Treffpunkt: An der Weinstraße 1 in Diesbar-Seußlitz. Eintritt frei.