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Untersuchung gegen Dresdner Tafel

Kritiker zweifeln an der Gemeinnützigkeit. Der Landesverband geht auf Distanz.

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© André Wirsig

Von Sandro Rahrisch

Die Dresdner Tafel gerät zunehmend unter Druck. Der Bundesverband hat gegen den Verein eine Untersuchung eingeleitet, sagte der Landesvorsitzende Joachim Rolke am Dienstag der SZ. Ein Anwalt sei eingeschaltet worden, um zu überprüfen, ob die Dresdner Tafel noch gemeinnützig und finanziell sauber arbeitet.

Im Kern geht es um laute Partys, die Ausgabe von Lebensmitteln an Menschen, die nicht hilfsbedürftig sind, sowie die Veruntreuung von Vereinsgeld. Der Vorsitzende Andreas Schönherr hatte bereits bestätigt, dass jeden Sonntag kostenfrei Gemüse-, Obst- und Backwarenreste an alle Anwesenden ausgeteilt werden, ohne deren Hilfsbedürftigkeit zu überprüfen. Darin sieht er allerdings kein Problem. Am Ende des Tages würden die Speisen ohnehin zur Tierfutterverwertung abgeholt, schrieb er in einem Offenen Brief. Weiterhin haltbare Lebensmittel würden jedoch nicht kostenfrei bereitgestellt. Schönherr bestreitet auch nicht, selbst Vereinsdarlehen in Anspruch genommen zu haben. Es geht um fast 15 000 Euro. Dafür sei etwa der Hauskauf einer Familie mit autistischen Kindern finanziert worden. Ein weiteres Darlehen habe geholfen, eine Familie vor dem Ruin zu bewahren, nachdem sie von der Jobagentur sanktioniert worden war. Zwei Vorstandsmitglieder hätten der Geldausgabe zugestimmt, daher wären die Darlehen rechtlich zulässig, so die Sicht des Vorsitzenden. Zu seinem persönlichen Vorteil habe Schönherr nie Geld verlangt, betont er.

Die Dresdner CDU sieht das anders. Sie hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Das kommt zu dem Ergebnis, dass die Gemeinnützigkeit der Tafel akut gefährdet ist. Der Vorstand hätte sich und Dritten unzulässig, zinsverbilligte Darlehen gewährt, heißt es in dem Gutachten. Wer es für die CDU angefertigt hat, wird nicht gesagt. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist für den Verein wichtig. Firmen können so ihre Spenden steuerlich absetzen. Geht das nicht mehr, könnten Spenden in Zukunft ausbleiben. „Das ist eine große Gefahr“, sagt Joachim Rolke. Seit einem Jahr, seit Schönherr die Geschäfte von seiner Vorgängerin Edith Franke übernommen hat, versuche der Landesverband, die Dinge in Dresden zu klären.

Für Mittwoch hat der Dresdner Tafel-Vorstand eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Schönherr hat eine Erklärung angekündigt. Einen Rücktritt habe er nicht im Sinn, erklärte er vor zwei Wochen im SZ-Gespräch. Nur der Verein selbst kann mit einer ausreichenden Anzahl von Mitgliedern ein Abwahlverfahren einleiten. Die CDU ruft die Mitglieder auf, die Untersuchungsergebnisse des Bundesverbandes abzuwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden.