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Unterstützung für Linkshänder

Bei der Volkssolidarität wird seit Kurzem die Händigkeit nach einer umfassenden Methode bestimmt. Für Kinder gibt es auch Schreibtraining mit links.

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© Arvid Müller

Radebeul. Mit speziellen Angeboten für Linkshänder wartet ab sofort das Diagnostik- und Beratungszentrum (DBZ) der Volkssolidarität in Radebeul auf. Ergotherapeutin Stefanie Eger hat sich nach Abschluss einer dreijährigen Weiterbildung bei Barbara Sattler, der „Päpstin“ auf diesem Gebiet, als erste und bislang einzige Therapeutin im Landkreis Meißen zur Linkshänderberaterin qualifiziert.

Die 31-Jährige stellt nun nach der Sattler-Methode in einem sehr umfassenden und damit auch zuverlässigen Verfahren fest, ob Linkshändigkeit vorliegt. „Das Kind erlebt keine Testsituation“, erläutert sie. Es darf zum Beispiel mit Perlen spielen, mit Bausteinen einen Turm errichten, malen, schneiden und radieren. Diese spontanen Tätigkeiten werden per Video festgehalten und ausgewertet. Zur Abklärung benötigt Stefanie Eger drei bis vier Sitzungen à 45 Minuten.

Die Händigkeit kann ab vier Jahren getestet werden und sollte noch vor dem Schuleintritt festgelegt werden, sagt die Fachfrau. Als mögliche Anzeichen für eine verdeckte Linkshändigkeit nennt sie, dass ein Kind beispielsweise mit beiden Händen ungeschickt hantiert oder beim Malen für Motive auf der linken Papierseite den Stift in die linke Hand nimmt.

„Manche malen oder basteln auch gar nicht gern, weil es sie anstrengt“, weiß Stefanie Eger. „Ihr Kopf kommt ständig durcheinander, sodass sie permanent überlastet sind.“

Bei der klaren Diagnose „Links“ können die Kinder dann vielerlei Hilfsmittel nutzen, wie etwa eigens für Linkshänder entwickelte Spitzer und Scheren. Als ganz entscheidend für später sieht die Expertin auch an, dass mit Unterstützung von Ergotherapeuten einer verkrampften Hakenhaltung im Handgelenk vorgebeugt wird. „Es ist wichtig, schon früh zu üben, dass die Hand in lockerer Haltung unter der Zeile geführt wird“, erklärt Stefanie Eger. Früh heißt: Spätestens ein Jahr, bevor das Kind zur Schule kommt.

Ein solches Schreibtraining mit links bietet sie ab sofort für Kindergruppen im Radebeuler DBZ auf der Serkowitzer Straße 31 an. Eine Gruppe kommt ab drei Teilnehmern zustande. Die Kosten von 95 Euro sind auf Selbstzahlerbasis zu tragen. Der Betrag gilt für insgesamt zehn Sitzungen à 60 Minuten.

Obwohl Linkshändigkeit heutzutage nicht mehr stigmatisiert wird, tun sich viele Eltern anfangs schwer, wenn sie die Vermutung bei ihrem Kind haben. „Sie fürchten, dass es Schwierigkeiten bekommt in der rechtshändig orientierten Gesellschaft“, sagt Stefanie Eger und erlebt gelegentlich, wie Eltern aus dieser Sorge heraus ihr Kind sanft zu beeinflussen versuchen. Doch ein solches Umerziehen birgt ernste Risiken wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisstörungen, legasthenische Probleme, feinmotorische Störungen und Sprachschwierigkeiten.

„Es kursiert das Gerücht, dass Linkshänder eher eine Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickeln“, berichtet Stefanie Eger. Doch das Gegenteil sei der Fall. Wie die Fachfrau betont, ist LRS vielmehr ein häufiger Effekt bei Linkshändern, die zur Rechtshändigkeit gedrängt werden. (SZ)

Anmeldungen unter  0351 888268124 oder per E-Mail an [email protected]. Weiterführende Informationen gibt es unter www.volkssolidaritaet.de/elbtalkreis.