Merken

Unterricht im Container

Schüler der Wilhelmine-Reichard-Schule in Freital lernen künftig in einem Fertigbau – eine teure Zwischenlösung.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Von Tobias Winzer

Freital. Der Schulstart nach den Winterferien beginnt für die Kinder der Wilhelmine-Reichard-Schule am Montag mit einem Umzug. Sie verlassen die baufällige Plattenbauschule an der Zauckeroder Straße und beziehen wenige Meter weiter ein neues Haus. Das ist allerdings kein normales Schulgebäude, sondern Freitals erste Containerschule. „Das ist eine schöne Sache“, sagt Schulleiter Mike Lehnert. Er ist angetan von dem Fertigteilhaus, das innen nicht viel mit einem tristen Containerbau gemein hat.

Exakt 163 Meter lang ist die Containerschule. Entstanden ist sie auf dem ehemaligen Sportplatz der Wilhelmine-Reichard-Schule am Rande von Zauckerode
Exakt 163 Meter lang ist die Containerschule. Entstanden ist sie auf dem ehemaligen Sportplatz der Wilhelmine-Reichard-Schule am Rande von Zauckerode © Andreas Weihs

Der Bau des Ausweichquartiers war nötig geworden, weil der Plattenbau-Teil der Schule nebenan marode ist. Seit dem vergangenen Sommer wird das Haus regelmäßig statisch untersucht. Unter anderem gibt es zwischen Außenwand und Dach mehrere Zentimeter große Risse. Außerdem ist die Fassade um bis zu sieben Zentimeter nach außen gewölbt. Das Landratsamt, das seit 2008 Eigentümer der Immobilie ist, hatte deswegen entschieden, dass die Schüler so schnell wie möglich aus dem Gebäude müssen. „Das Gebäude war aber zu keiner Zeit einsturzgefährdet“, so Lehnert. Da keine leerstehende und geeignete Immobilie in der Nähe zu finden war, musste der Containerbau her. 250 000 Euro kostet allein die Lieferung und das Aufstellen der insgesamt 120 Elemente. Hinzu kommt eine Miete von 26 000 Euro pro Monat. Da die Containerschule voraussichtlich zwei Jahre gebraucht wird, macht das Gesamtkosten von rund 900 000 Euro.

Neun Klassenzimmer im Fertigteilhaus

Im Landratsamt ist man aber froh, dass die Container überhaupt verfügbar waren. Wegen der vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, sind gebrauchte Container praktisch nicht mehr zu bekommen. „Wir hatten großes Glück“, sagt der Projektleiter im Landratsamt, Joachim Hübschmann. „Die Container wurden für uns extra neu gefertigt.“

Bestellt und geliefert wurde ein zweigeschossiges Gebäude mit insgesamt neun Klassenzimmern und sechs Fachkabinetten. Zwei Bäder gibt es auf jeder Etage, außerdem Lehrerzimmer, Sekretariat und Büros für Schulleiter und Stellvertreter. Möglich werden die unterschiedlichen Raumgrößen, indem mal zwei, mal drei Container zu einem Zimmer zusammengelegt wurden. Wegen der vielen Fenster ist es innen schön hell.

Das Ausweichquartier nutzen werden die Klassen fünf bis neun der Förderschule – rund 160 Mädchen und Jungen. „Für nächste Woche gilt erst einmal ein Sonderstundenplan“, sagt Schulleiter Lehnert. Man müsse sehen, wie schnell der Umzug von der Plattenbauschule in das Interim zu schaffen sei. Auf dem Gelände rund um die Containerschule wird parallel dazu noch gearbeitet. Unter anderem entstehen dort ein Spielplatz mit einem Klettergerüst, eine Sitzecke mit Sonnensegeln und es werden Tischtennisplatten aufgestellt. Spätestens Ende März soll alles fertig sein, voraussichtlich aber schon eher. Die Schüler der Klassen eins bis vier lernen weiterhin in einem Altbau, der ebenfalls zum Schulstandort gehört.

„Der Containerbau ist eine Übergangslösung“, sagt Lehnert. „Wir freuen uns auf eine neue Schule.“ Wann die genau kommt, ist aber noch offen. Seit Langem ist geplant, den denkmalgeschützten Altbau zu sanieren, den Plattenbau und die Turnhalle abzureißen und stattdessen einen Neubau zu errichten. Das Landratsamt plante zuletzt mit Kosten von etwa zwölf Millionen Euro, verteilt auf vier Jahre. Das Vorhaben scheiterte zuletzt aber immer wieder am fehlenden Geld.