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Unternehmer will Seußlitzer Heiratsmarkt beleben

Andreas Pippart möchte ein riesengroßes Familienfest etablieren – das stößt auf Freude und Skepsis.

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© Alexander Schröter/Archiv

Von Antje Steglich

Diesbar-Seußlitz. Diesbar-Seußlitz war und ist am Männertag eine feste Größe. Auch am Donnerstag pilgerten wieder Hunderte Spaziergänger, Rad- und Motorradfahrer zur Wein- und Spargelmeile in die Elbweindörfer. Ab dem frühen Mittag füllten sich die Lokale und Besenwirtschaften, gab es Musik und frisch Gegrilltes unter freiem Himmel und tobten Kinder auf den Hüpfburgen. Von dem Großereignis mit bis zu 15 000 Gästen, das der Heiratsmarkt in Diesbar-Seußlitz einmal war, ist die Meile allerdings weit entfernt. Das soll sich aber schon im nächsten Jahr ändern. Denn der Unternehmer Andreas Pippart will den Seußlitzer Heiratsmarkt wiederbeleben.

2018 will der Radebeuler Senderchef Andreas Pippart den Heiratsmarkt neu aufleben lassen.
2018 will der Radebeuler Senderchef Andreas Pippart den Heiratsmarkt neu aufleben lassen. © Sven Ellger
2017 feierten den Himmelfahrtstag Hunderte Radfahrer und Ausflügler auf der Wein- und Spargelmeile.
2017 feierten den Himmelfahrtstag Hunderte Radfahrer und Ausflügler auf der Wein- und Spargelmeile. © Steglich

„Ich bin Radebeuler und selbst schon mehrfach Gast auf dem Heiratsmarkt gewesen. Dessen Geschichte ist sehr interessant“, sagt der Unternehmer, der unter anderem den privaten Fernsehsender MyTVplus und ein Studio im Dresdner Elbepark betreibt sowie Konzerte und Märkte organisiert. Er sei vor Kurzem gefragt worden, ob er sich nicht vorstellen könne, in Diesbar-Seußlitz mitzumischen. Und er kann. In den nächsten Wochen will er sich mit der Gemeindeverwaltung, dem Gemeinderat, dem Tourismusverein Elbweindörfer und den Wirten vor Ort zusammensetzen, um seine Ideen zu diskutieren.

„Ich weiß, das war eine heikle Geschichte. Nach 17 Uhr waren die Männer dort immer sehr nett zueinander. Wir wollen es ganz anders machen, solche Horden soll es dort nicht mehr geben“, sagt der 49-Jährige zum früheren Heiratsmarkt-Konzept. Er stellt sich vielmehr ein riesiges Familienfest vor – mit Bühnen und Livemusik, Liveübertragungen über seinen Sender und natürlich wieder Hochzeiten für einen Tag. Schließlich war das seit Jahrhunderten die Tradition, die den Heiratsmarkt so besonders gemacht hat. „Linda de Mol ist noch immer ein Star in den Niederlanden. Die könnte man hierher auf die Bühne holen“, sinniert Andreas Pippart. Schließlich sei die blonde Moderatorin in Deutschland mit der TV-Sendung Traumhochzeit bekannt geworden. „Das wäre eine geniale Sache“, findet der Radebeuler.

In Diesbar-Seußlitz reagiert man auf die Nachricht überrascht – und mit verhaltener Freude. „Ich kenne den Mann nicht und weiß auch nichts von den Plänen“, sagt die Vorsitzende des Tourismusvereines, Katharina Lai. „Es hätte sicher keiner was gegen das Fest, aber es gehört auch eine Menge dazu, um zum Beispiel die Sicherheit zu gewährleisten“, so die Besitzerin des Seußlitzer Weinreiches.

Im Rathaus dagegen hatte die Nachricht von einem eventuell neuen Veranstalter dagegen schon hohe Wellen geschlagen, nachdem unter anderem eine große Boulevard-Zeitung darüber berichtet hatte. Es gab Anrufer, die dachten, schon in diesem Jahr findet wieder ein großer Heiratsmarkt statt, heißt es. Dabei liegt noch kein konkretes Konzept vor, betont Bürgermeister Gerd Barthold (CDU). Er würde zwar einen neuen Veranstalter begrüßen, stellt aber klar, dass die Gemeinde weder ein Fest mit Umzäunung und Eintrittsgeldern noch ein Trinkgelage unterstützen wird. „Wir wollten ja gerade weg von dem Image mit den Schnapsleichen“, so Barthold. Stattdessen wünsche man sich ein offenes Familienfest ähnlich der Federweißermeile in Diesbar-Seußlitz. Er will nun aber erst die Gespräche mit Andreas Pippart abwarten.

Der konnte am Himmelfahrtstag übrigens nicht die Wein- und Spargelmeile besuchen. „Ich muss leider arbeiten.“