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Unter Frauen

Wie überleben Ladenbesitzer in Zeiten des Internethandels? Intersport-Chefin Sylvia Donat glaubt, eine Lösung gefunden zu haben.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Ein Abend nur für Frauen: Männer hatten am Mittwochabend bei Intersport-Donat auf der Hauptstraße nichts zu suchen. Für die männlichen Mitarbeiter war der Laden ebenso tabu wie für SZ-Fotograf Sebastian Schultz. Da war die Sporthaus-Chefin Sylvia Donat ganz rigoros. Letztlich durfte er wenigstens einen Fuß in den Eingangsbereich setzen, um sein Foto zu schießen – musste dann aber gleich kehrtmachen. Denn am Mittwoch hieß das Motto: Ladies Night.

Bei Sekt und Schnittchen sehen sich rund 120 Frauen nach Ladenschluss zwischen Skijacken und Turnschuhen um, quatschen mit Blumeneck-Inhaberin Bärbel Krake über die neuesten Trends fürs Fensterbrett oder mit Calotta-Chefin Sandra Abraham über die Mode für untendrunter. Vor allem Stammkundinnen samt Freundinnen tummeln sich in dem Laden. Höhepunkt des Abends ist aber die Modenschau.

Die Trends des Winters heißen offenbar: Wende-Steppjacken in eher gedeckteren Farben – mal in Grau oder Blau, ein Rotton sticht da schon deutlich hervor – und Strickmützen, bei denen eins nicht fehlen darf: die Bommel. Auch bei der Auswahl der Dessous hat sich Sandra Abraham mit knalligen Farben eher zurückgehalten. „Rot gibt es bei Dessous ja immer“, sagt sie, als sie das Mikrofon von Sylvia Donat übernimmt, die sichtlich froh ist, es losgeworden zu sein. Die Models zeigen BHs, Slips, Negligés und seidige Morgenmäntel – 90-60-90-Maße hat dabei keine von ihnen. Für Sylvia Donat ist das ganz wichtig. „Die Frauen sollen sich hier wohl fühlen, sich in den Models auch ein Stück weit wiederfinden. Deswegen arbeiten wir nicht mit Profimodels wie bei anderen Trendmodenschauen“, erklärt sie.

Der Handel in den Innenstädten hat’s gerade nicht leicht. Experten fordern, dass sich die Inhaber etwas einfallen lassen. „Die Innenstadt ist für die Kunden nicht mehr nur ein Ort, an dem sie ihre täglichen Besorgungen machen. Vielmehr werden das Erlebnis zum Einkaufsbestandteil und die Wechselwirkung mit Kultur, Gastronomie und Tourismus unverzichtbar“, sagte jüngst David Tobias vom Handelsverband Sachsen in der SZ.

Aber wie sieht das ganz konkret aus – das Einkaufen zum Erlebnis machen? Die Antwort von Sylvia Donat fiel in dieser Woche deutlich aus: deutlich weiblich. Vor etwa zehn Jahren habe es die erste Ladies Night gegeben. Jährlich wiederholt wurde die Veranstaltung seitdem allerdings nicht. „Es ist wichtig, sich immer etwas Neues einfallen zu lassen. Die Zeiten sind vorbei, in denen man die Ladentür öffnet und die Kunden hereinströmen – zumal hier in Riesa“, erklärt Sylvia Donat. Denn in der Sportstadt hätten die Einzelhändler nicht nur mit dem Internethandel zu kämpfen, sondern auch mit dem demografischen Wandel. Für sie sei in diesen Zeiten der persönliche Draht zu den Kunden das Wichtigste. „Denn selbst die Beratung ist inzwischen über Chats im Internet möglich. Das Einzige, was nur wir bieten können, sind echte Gespräche – das ist doch das Schöne am Einkaufen, auch aus meiner Sicht.“

Schon seit Jahren gibt es in dem Sporthaus sonnabends Sekt für die Kunden, jetzt in der Vorweihnachtszeit wird Glühwein ausgeschenkt. Wer als Händler keine Lust habe, sich mit den Kunden auszutauschen, habe den Beruf verfehlt, so Donat. Daher sei sie auch froh und dankbar über jede neue Aktion in der Stadt – wie verkaufsoffene Sonntage oder die erste Riesaer Tanzmeile, zu der viele Boulevard-Geschäfte an einem Freitagabend im September länger geöffnet hatten. Das koste zwar viel Zeit und Geld, aber: „Anders geht es nicht mehr.“ Ob sich Events wie die Ladies Night oder ein verkaufsoffener Sonntag unmittelbar auszahlten, sei dabei auch zweitrangig. „Man muss als Laden einfach im Gespräch bleiben. Das ist das Wichtigste“, sagt Sylvia Donat.

www.kauf-lokal-sachsen.de