Von Gabriela Lachnit
Oack is a schienes Wurt.“ Das sagt Frank Müller. Er ist der Stellvertretende Vorsitzende bei den „Ebersbacher Edelrollern“. Im Oberland gehören die Edelroller zu den Letzten, die die Südoberlausitzer Mundart noch in Wort und Gesang pflegen. Sie sind die älteste und einzige reine Männergruppe dieser Art. Gegründet wurde das Ensemble 1933 von dem Ebersbacher Herbert Andert (1910-2010), der sein Leben lang nicht nur die Oberlausitzer Mundart, sondern auch das Brauchtum pflegte. 1949 hat Andert auch den Frauenchor „Oberlausitzer Heedelirchen“ gegründet, den er bis 1989 geleitet hat. Die beiden Chöre treten hin und wieder auch gemeinsam auf. „Zum Beispiel bei unserem Adventprogramm, für das wir derzeit üben“, berichtet Frank Müller. Es ist am 2. Dezember in der Alten Mangel in Ebersbach zu erleben.
Das Männerensemble aus Sängern und Musikern studiert für seine Auftritte heitere und besinnliche Programme ein. Jeden Mittwoch wird ab 19.30 Uhr im Gasthof „Brauerei“ in Ebersbach an der Hauptstraße geprobt, das nächste Mal am 4. Oktober. Wer Interesse hat mitzumachen, kann mittwochs gerne bei der Singstunde hereinschauen.
Die Alte Mangel in Ebersbach ist das Domizil für die „Aberschbächer Heedelirchen“. Dort wird geprobt, dort finden immer wieder Mundart-Theatervorstellungen vor ausverkauftem Haus statt. Helga Brösel, die musikalische Leiterin des Ensembles, berichtet, dass der Chor die Mundart von Herbert Andert bewahrt. „In abwechslungsreichen Programmen zeichnen die Heedelirchen ein musikalisches Bild unserer Heimat“, sagt die 69-Jährige. Sie beklagt, dass dem Ensemble nach und nach die Mitglieder ausgehen. Junge Leute hätten kaum Interesse an Mundart. Das Publikum habe meist die erste Lebenshälfte weit hinter sich gelassen. Eine Ursache dafür sieht Frau Brösel darin, dass Mundart heute reine Privatsache sei und der Staat überhaupt kein Interesse daran habe, dieses Brauchtum zu fördern, betont sie. Vor der Wende sei das ganz anders gewesen. Da habe es regelmäßig Treffen von Mundartgruppen gegeben, es gab Weiterbildungen und Förderung unter anderem in Form von Bereitstellung von Notenmaterial und Probenräumen und Unterstützung bei den Fahrtkosten. All das gebe es jetzt nicht mehr, beklagt Helga Brösel. Wer jetzt noch öffentlich Mundart spreche, habe das vor der Wende schon getan. Die Ensembleleiterin befürchtet, dass Schluss mit den Heedelirchen sei, wenn sie einmal aufhört. Chorleiter mit musikalischer Ausbildung zu finden, sei sehr schwer, meint Helga Brösel.
Brauchtum ist lebendig
Ein Oberlausitzer Urgestein ist Hannes Thomas. Der 82-Jährige aus Neugersdorf ist bekannt für seine Vorträge in „Äberländsch“. Der gebürtige Ebersbacher, der sein ganzes Leben in Neugersdorf verbracht hat, lernte die Oberlausitzer Mundart von seinem Großvater Oswald Thomas. „Der kunnte quirrlen!“, weiß Hannes Thomas. An seinen ersten öffentlichen Auftritt vor genau 70 Jahren erinnert er sich noch immer. Lehrer Lautenschläger aus Leutersdorf hatte befunden, dass keiner Mundart so gut sprechen könne wie der zwölfjährige Hannes, und so hatte der Junge bei einem Elternabend seine erste große Bühne.
Seither ist es Hannes Thomas’ Profession, die verschiedensten Vorträge zu halten – mit Witz und Humor und sehr oft in Oberlausitzer Mundart. Im Kaffeemuseum und in der Alten Mangel in Ebersbach ist der Mundartsprecher genauso gern gesehen wie im Faktorenhof Eibau und im Lutherhof Neugersdorf. Trotz seines hohen Alters ist der Neugersdorfer immer wieder mit heimatgeschichtlichen Vorträgen unterwegs. Am 12. Oktober berichtet er ab 19 Uhr in der Praxis von Frau Dr. Neuendorf in Neugersdorf über „Unsre Heemt, unsre Sproche“. Den gleichen Vortrag gibt’s noch einmal am 14. Oktober, ab 14 Uhr, im Kaffeemuseum in Ebersbach.
Neben dem Oberland ist auch das Zittauer Gebirge ein Ort für künstlerische Mundartpflege. Die SZ sagt, was dort in Liedern, Gedichten und Theater passiert: