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„Unsere Möglichkeiten kennen viele gar nicht“

Probleme mit Hartz IV, Bewerbungsschreiben oder Vorsorge. Sozialberatung beim ASB deckt alles ab – kostenlos.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Über zu wenig Arbeit klagt Petra Wegner, Leiterin der Sozialberatung Meißen des ASB Ortsverbandes Riesa e.V. nicht. Aber, sagt die gebürtige Meißnerin, habe sie manchmal das Gefühl, dass viele Bewohner nicht wissen, wozu die Beratungsstelle an der Neugasse 36 überhaupt da ist.

Zwar gibt es sie schon viele Jahre. Doch seitdem Wegner vor etwa eineinhalb Jahren neben der Sozialberatung in Großenhain auch die in Meißen übernommen hat und hier von Mittwoch bis Freitag jeweils zwei bis vier Stunden vor Ort ist, wünscht sie sich den ein oder anderen Klienten mehr. „In Großenhain habe ich bis zu 1 800 Leute, die jährlich die Beratung in Anspruch nehmen. In Meißen ist noch Luft nach oben“, sagt Wegner. Und: „Unsere Möglichkeiten kennen viele gar nicht.“ Damit meint sie die große Bandbreite an Problemen, bei denen Menschen in der Sozialberatung geholfen werden kann. So hilft Petra Wegner etwa beim Erstellen von Bewerbungsschreiben, prüft Bescheide von Empfängern von Arbeitslosengeld II und setzt gegebenenfalls Widersprüche gegen Mietkürzungen oder zu hoch angesetzte Nebenkosten durch.

Dabei helfen ihr Kontakte zu Rechts- und Sozialanwälten. „Wenn ich nicht weiter weiß, hilft mir zum Beispiel der Dresdner Sozialanwalt Sven Sobe. Er führt auch kostenlose Infoveranstaltungen durch. Zusammen erreichen wir meistens etwas für die Hilfesuchenden“, sagt Wegner. Bezogen auf die Grundsicherung von Erwerbsfähigen benötigt sie aber fast nie Hilfe. „Der Bereich Hartz IV ist so etwas wie mein Steckenpferd. Mit den Gesetzmäßigkeiten setzte ich mich schon seit 1999 auseinander.“ Dass Wegner das auf authentische Art und Weise tut, hat mit ihrer eigenen Geschichte zu tun. Bis vor zwei Jahren habe sie selbst noch aufstocken müssen. Daher wisse sie, was ein Abdriften in die Arbeitslosigkeit bei den Betroffenen bewirkt.

„Viele haben Angst, dass ich so etwas wie ein Jobcenter bin und Geld verlange oder dass die Beratung sowieso nichts bringt. Aber beides ist falsch“, spricht Petra Wegner aus Erfahrung. Die Palette kostenloser Hilfeleistungen geht sogar noch weiter. So berät Wegner auch zu Vorsorgevollmachten oder Betreuungsverfügungen. Hier gebe es noch zu wenige Leute, die sich frühzeitig darüber Gedanken machten. Auch wer Schwierigkeiten in Fragen des Erbrechts, bei unseriösen Vertragsabschlüssen oder in Verbraucherangelegenheiten hat, kann in die Beratungsstelle kommen. „Darüber hinaus gibt es natürlich auch eine persönliche Ebene. Das heißt, dass viele über Jahre hinweg mit mir in Kontakt stehen und einfach mal erzählen, wie es ihnen ergangen ist“, berichtet Wegner. Unterstützt wird sie momentan von Ursula Markwirth.

Sie hatte 2016 selbst Sozialberatung bei Petra Wegner in Anspruch genommen. „Wir sind ins Gespräch gekommen und mir wurde die Möglichkeit geboten, hier ein Jahr im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) mitzuarbeiten.“ Dabei ist Markwirth aber nicht für die Sozialberatung zuständig, sondern für die Organisation des wöchentlichen Seniorentreffs in der Meißner Beratungsstelle. „Momentan sind wir ein Kern von zehn Personen zwischen 70 und 87 Jahren. Die Nachmittage mit Kaffee, Kuchen, Spielen und in Erinnerungen schwelgen sind für alle bereichernd“, sagt Markwirth. Und auch hier, ergänzt Petra Wegner, seien noch reichlich Plätze vorhanden. Es müsse sich nur getraut werden. Kosten entstehen dabei wiederum nicht – außer für Speisen und Getränke.