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Unruhe in Leuben

Das Parkcafé wird dieser Tage abgerissen. Der langwierige Streit um den Wanderweg in Richtung Freilichtbühne dauert derweil weiter an.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen/Leuben. Die Abrissbagger haben seit vergangenen Dienstag ganze Arbeit geleistet. Ein Großteil der ehemaligen Gaststätte mit Kegelbahn und Café an der Lommatzscher Straße in Leuben ist dem Erdboden gleichgemacht. „Es ist schade, dass sich für das Parkcafé kein Konzept finden ließ. Da hängen viele Erinnerungen dran“, sagt Herbert Hönisch, der seit seiner Geburt vor 65 Jahren im heute zu Nossen gehörenden Ortsteil wohnt.

Zu DDR-Zeiten sei das Parkcafé eine beliebte Adresse in der Region gewesen. Mit dem Abriss existiert am Ende eines Weges oberhalb des Sportplatzes damit nur noch die Freilichtbühne samt Parkanlage.

Weiter für Diskussionen sorgt dessen ungeachtet der neben einem Privatgrundstück verlaufende Wanderweg entlang eines Waldstücks am Ketzerbach. Er verläuft vom Grundstück des Leubeners Dirk Wendler in Richtung Freilichtbühne. Über viele Jahre hinweg wurde der Weg als kürzeste Strecke zwischen dem Wohngebiet nördlich der Bahnhofstraße und der Parkanlage genutzt. Bis zum Frühjahr dieses Jahres. Da trat Dirk Wendler an die Stadt mit der Bitte heran, den Weg einzuziehen.

Das bedeutet, dass der Durchgang seinen Status als öffentlicher Wanderweg verlieren würde, die Fläche abgesperrt oder vom Antragsteller anderweitig genutzt werden dürfte. Für die Stadtverwaltung stellte das kein Problem dar, zumal ein wesentlich besserer, beleuchteter – wenn auch etwas längerer – Zuweg über den Kirchberg und die Lommatzscher Straße in Richtung Freilichtbühne existiert. Die Verwaltung sah damit die Voraussetzungen gegeben, den ehemaligen Wanderweg wegen seiner geringen Verkehrsbedeutung zu entwidmen. Ein Beschluss zur Einziehung des Weges kam aber immer noch nicht zur Stande. Denn eine Mehrheit im Stadtrat entschied sich dagegen. Wohl auch wegen Argumenten, wie denen von Anwohner Herbert Hönisch oder dem Dorfklub Leuben. So sei der Weg aus der gewachsenen dörflichen Infrastruktur nicht wegzudenken, führe durch ein grünes Waldstück und nicht entlang einer Straße. „Der Weg wird häufig benützt. Und die Argumente der Stadt, dass zum Beispiel größere Rutschgefahr im Winter besteht als auf dem Ersatzweg, ziehen für mich nicht. Im Winter kann man auf jedem Weg ausrutschen“, so Hönisch.

Da die Stadträte sich nicht zur Entwidmung des Wanderweges durchringen konnten, sei dieser weiter als solcher zu betrachten, sagt Nossens Bürgermeister Uwe Anke (parteilos). Rechtlich wäre die Entwidmung abgesichert gewesen, erläutert Claudius Wetzig aus dem Nossener Bauamt. Da der Wanderweg das private Grundstück von Dirk Wendler schneidet, habe man den Schutz des Eigentums hervorstellen wollen. Jedoch sei der Stadtrat dem Ansinnen zur Einziehung nicht gefolgt.

Dirk Wendler ist über die nun schon mehrere Monate lange Hängepartie maßlos enttäuscht und behält sich rechtliche Schritte gegen die Ablehnung der Entwidmung vor. Jahrelang habe er sich alleine um die Instandhaltung des Weges kümmern müssen, keine Unterstützung vom Bauhof der Stadt oder Nachbarn erhalten. „Wenn auf dem Weg aber jemanden etwas passiert, dann soll womöglich der Eigentümer haften“, fürchtet Wendler. Da die Stadt signalisiert hat, für den Wanderweg auch in Zukunft kein Geld in die Hand zu nehmen, bleibe die ganze Verantwortung an ihm hängen. „Das sehe ich auf meinem Grund und Boden aber nicht ein. Mein Geduldsfaden ist gerissen.“ Wendler überlegt nun, es darauf ankommen zu lassen und den Weg zu sperren. Ob damit wieder Ruhe in Leuben einkehrt, ist jedoch fraglich.