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Steine sichern die Ufer

Die Mulde bekommt ihr altes Bett zurück. Der Fluss wird ausgebaggert. Dieser Aufwand ist außergewöhnlich.

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© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Wer sich in den nächsten Tagen zu einem Osterspaziergang aufmacht, der sollte den Muldenabschnitt zwischen Blauer Brücke am ehemaligen Lindenhof und der Brücke an der Grünen Aue in seine Tour aufnehmen. Dort sind die größten Fortschritte der Muldenberäumung sichtbar. Und gut zu erkennen ist ebenfalls, wie die Fachleute beim Stabilisieren des Ufers vorgehen.

Die weißen Stoffflecken, die oben an den Hängen zu sehen sind und von der Ferne wie Schneereste anmuten, sind Filtermatten. „Nachdem die Böschungen profiliert sind, werden die mit den Matten abgedeckt“, erklärt Felix Kullmann. Er ist Projektleiter bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV) in Rötha und unter anderem auch für die laufenden Bauarbeiten in Roßwein zuständig. Die Matten sollen Kullmann zufolge verhindern, dass sich die Materialien vermischen. Darauf komme entweder eine Steinschüttung oder ein sogenanntes Kammerdeckwerk. Beides werde an der Böschungsoberkannte mit Muttererde abgedeckt. Grün werden die Uferbereiche von allein wieder.

Schwere Technik im Wasser

Wer sich die Arbeiten dieser Tage angeschaut hat, wird möglicherweise wegen der großen Zahl der Baumaschinen im und am Fluss gestaunt haben. Die Bagger in der Mulde haben aber nicht nur angeschwemmtes Material auf die Laster geladen. Einer rückte auch große, findlingsähnliche Steine an die Unterkante der Böschung heran. „Das sind Flussicherungssteine“, erläutert Felix Kullmann. „Mit denen soll verhindert werden, dass die darauf aufgebaute Böschung ins Gewässer abrutscht.“

Vermutlich, weil die Ufer im Moment nicht grün und überwuchert sind, sieht der Fluss parallel zur Stadtbadstraße gerade ziemlich breit aus. Doch verbreitert wird die Mulde gar nicht. „Die Breite des Flussbettes variiert im Bereich der Ortslage Roßwein stark“, analysiert Kullmann. „Wir orientieren uns aber an der vorhandenen Breite und Beräumen nur die Ablagerungen, die das ursprüngliche Flussbett eingeengt haben“, erklärt er. Auch die Uferbereiche werden nicht grundlegend verändert: „Wir stellen die Böschungen wieder in der ursprünglichen Geometrie her“, so der Fachmann von der Talsperrenverwaltung in Rötha.

Der Uferbereich, der zwischen Lindenhofbrücke und ehemaliger Glasschleife (Ortsausgang Richtung Döbeln) gerade bearbeitet wird, ist der größte der laufenden Aktion. Weitere Ufersicherungen sind nach Angaben Felix Kullmanns nicht geplant. Bereits instand gesetzt wurde ein kleineres Mauerstück gegenüber der Kita Unter den Linden. Das ist an dieser Stelle nötig gewesen, weil die Mauer abzurutschen drohte.

Die Sedimentberäumung wird sich in der Mulde noch bis in Höhe des Meibes-Werkes (ehemals Armaturenwerk) hinziehen. Ende des zweiten Quartals will die Landestalsperrenverwaltung diese Arbeiten abgehakt haben. „Trotz der mittlerweile knapp sechs Wochen Verzug haben wir schon über 60 Prozent der anstehenden Sedimentberäumung und Böschungssicherung geschafft“, so Kullmann. Verzögerungen ergaben sich zum Beispiel gegen Ende des Winters. Wegen eines erhöhten Wasserstandes der Mulde konnte erst später als geplant weitergearbeitet werden.

Nachwehen des Hochwassers

Die Kosten für diese Beräumungsaktion auf dem rund 1,5 Kilometer langen Flussabschnitt gibt die LTV mit 1,3 Millionen Euro an. Doch was genau macht es so teuer, die Sedimente aus dem Wasser zu holen, auf Laster zu verladen und wegzufahren? „Unter anderem treiben die Deponiekosten die Gesamtkosten in die Höhe“, erklärt Felix Kullmann. Es wird davon ausgegangen, dass das Material, das die Flut 2013 mit sich gebracht hat, mit Schadstoffen wie Blei und Arsen belastet und somit als Sondermüll zu entsorgen ist.

Die Talsperrenverwaltung geht davon aus, dass im Roßweiner Abschnitt der Freiberger Mulde bis zu 35 000 Tonnen Steine, Sand und anderes angeschwemmtes Material aus dem Flussbett geschafft werden müssen. Sedimentberäumungen in dieser Größenordnung übersteigen die normalen Unterhaltsmaßnahmen. „Nach Hochwasserereignissen wie 2002 und 2013 werden die in diesem Umfang jedoch notwendig“, begründet Kullmann.