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Unheimlich cool

Auch RB Leipzig wollte ihn, aber Markus Schubert entschied sich für Dynamo. Jetzt fährt der talentierte Torwart zur U17-EM.

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© Dehli-News

Von Sven Geisler

Ob er aufgeregt ist, verrät Markus Schubert nicht. Der 16-Jährige beantwortet gar keine Fragen, weil er kein Interview gibt, besser: kein Interview geben darf. Das Redeverbot gehört zu den Maßnahmen, mit denen der Verein eines seiner besten Talente vor zu großem Rummel schützen will. Dynamos Jugendtorwart steht im Aufgebot der Nationalelf für die U17-Europameisterschaft ab 6. Mai in Bulgarien.

Das ist nicht nur für ihn, sondern auch für den Verein eine Ehre. Es ist lange her, dass ein Dresdner Talent für ein internationales Turnier in eine Nachwuchsauswahl berufen wurde, bevor er Dynamo verlassen hat. Lars Jungnickel wurde mit der U18 EM-Dritter im Jahr 2000 und spielte 2001 die U20-WM. Ralf Minge ist „ein bisschen stolz“ darauf, dass der Vereinsname mal wieder in einer Kaderliste des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auftaucht. „Das sind für uns wichtige Argumente, Nachwuchsspieler zu halten“, sagt der Sportvorstand.

Ihm war es vor einem Jahr gelungen, Markus Schubert und seine Eltern davon zu überzeugen, seinen ersten Fördervertrag bis 2017 bei Dynamo zu unterschreiben – und nicht bei RB Leipzig. „Markus ist ein Schwarz-Gelber mit brutal hoher Identifikation“, sagt Minge. Er hatte dem Burschen bestmögliche Bedingungen versprochen, um seine sportliche Laufbahn optimal voranzutreiben.

Nachdem Schubert unter anderem im Wintertrainingslager beim Drittliga-Team reinschnuppern durfte, rückt er mit dann gerade 17 zur neuen Saison als dritter Torwart auf, wie Minge verrät. „Für sein Alter ist Markus ungewöhnlich stressresistent und unaufgeregt. Wenn er mit den Profis trainiert, zeigt er den Mut, sich zu entscheiden, zum Beispiel, ob rauslaufen oder drinbleiben.“

Christian Wück, Chefcoach der U17-Auswahl, charakterisiert Schubert als „unheimlich coolen Torwart“. Trotzdem ist der Dresdner zunächst Ersatzmann für Constantin Frommann vom SC Freiburg, für den die größere Länderspielerfahrung spricht. Der Dresdner hatte erst Anfang des Jahres seine ersten drei Einsätze im DFB-Team. „Markus ist eine Nummer zwei, auf die wir uns zu 100 Prozent verlassen können. Mit seinem Einsatz würden wir keinen Qualitätsverlust riskieren“, sagt Wück, und er nennt eine weitere Stärke: „Man kann ihn sehr gut mit dem Fuß anspielen, wie ein moderner Torwart beim DFB gern gesehen wird.“ Das leuchtende Vorbild: „Libero“ Manuel Neuer.

Schubert begann mit sechs Jahren in seiner Heimatstadt Nossen beim SV Lok mit dem Fußball, ging 2008 zum SC Riesa und kam 2011 zur SGD. Papa Tino war sein erster Trainer. „Ich habe immerhin in der vierten Liga gespielt“, sagte er in einem früheren SZ-Gespräch, fügte jedoch hinzu: „In Dorfhain, in der Bezirksklasse, damals in der DDR.“ Sein Sohn hält bereits in der A-Junioren-Bundesliga. Trotzdem warnt der Vater: „Erst mal die Bälle flach halten. Man ist schnell raus aus diesem Geschäft.“

Dynamo unterstützt Markus Schubert, im Herbst eine Ausbildung zu beginnen. „Wir achten darauf, die Balance zu halten zwischen sportlicher und persönlicher Entwicklung“, erklärt Minge. Mit Niklas Hauptmann und Niklas Landgraf sollen zwei weitere Nachwuchsspieler zum Drittliga-Team stoßen. „Es wird immer mal vorkommen, dass einer wie jetzt Tobias Müller nach anderthalb Jahren Stagnation sagt: Ich muss mal raus aus der Schublade. Aber wir wollen unseren Jungs die Chance geben.“ Wie Schubert zeigt, kann das mehr wert sein als bullige Angebote.