Merken

Ungewöhnlicher, stinkender Fund

Noch gibt es in den Wäldern rund um Sebnitz ausreichend Pilze, darunter auch exotische.

Teilen
Folgen
© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Sebnitz. Die Ottendorfer Einwohnerin Birgit Hohlfeld ist viel mit ihrem Hund unterwegs. So auch am Donnerstag. Sie lief gerade auf dem Weg in Richtung Lichtenhain. Plötzlich stutzte sie. „Ich habe da was gesehen. Es sah aus wie ein Plüschtier, das ein Kind verloren hat“, sagt sie. Doch dass Kinder eben diesen Weg genommen hatten, hielt sie für unwahrscheinlich. Sie bückte sich, um das unbekannte Ding aufzuheben. Sofort merkte sie, dass das irgendetwas Besonderes sein muss. „Dass es ein Pilz ist, schien mir bei genauem Hinsehen dann schon klar. Doch hatte ich noch nie einen solch eigenartigen Pilz gesehen, der wie ein Tintenfisch aussieht“, erzählt die Ottendorferin. Trotz stechendem Geruch in der Nase steckte sie den ungewöhnlichen Fund ein und machte sich bei Ottendorfs Hobby-Pilzberater Burkhard Schlenkrich kundig.

Und er konnte sie aufklären. Bei ihrem Fund handelt es sich tatsächlich um einen Tintenfischpilz. Den gibt es, so der Experte, etwa seit 1920 in Deutschland. Einen leckeren Braten kann Birgit Hohlfeld für sich und ihren Mann allerdings nicht daraus zaubern, denn zum Verzehr ist der Exot nicht geeignet – er ist ungenießbar. Sein unangenehmer Geruch schreckt wahrscheinlich ohnehin selbst hartgesottene Pilzsammler ab. Giftig ist die exotische Pilzart allerdings nicht. Das Wachstum des Tintenfischpilzes mutet tatsächlich etwas unheimlich an. Am Anfang steht ein weißgraues sogenanntes Hexenei auf dem Waldboden. Das Gebilde mit elastischer Hülle reißt auf und innerhalb weniger Stunden breiten sich zwischen vier und sechs Tentakel über dem Waldboden aus. Anfangs sind diese weiß, färben sich nach kurzer Zeit aber tiefrot.

Der Tintenfischpilz ist in Deutschland nicht heimisch. Er soll vor rund 100 Jahren aus Neuseeland und Australien nach Europa gekommen sein. Sporen des Pilzes haben die weite Reise in der Wolle von importierten Schafen überlebt. Erste Funde gab es 1914 in den Vogesen in Frankreich. In Deutschland wurde die wundersame Pilzart erstmals im Schwarzwald entdeckt.